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Mein Freund Jossele

Mein Freund Jossele

Titel: Mein Freund Jossele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Zustand.«
    »Na schön«, ließ sich nach kurzer Pause Onkel Ben vernehmen. »Dann kommen Sie morgen her, und wir tauschen die Ventile aus.«
    Einen nachdenklichen Meister zurücklassend, fuhren wir ab.
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, sagte Jossele nach einer Weile. »Ich hätte ihm den Wagen um 5400 Pfund verkaufen sollen - dann wäre ich ihm nur 600 für die Reparatur schuldig gewesen. Dass einem oft die simpelsten Lösungen nicht einfallen! Na, schadet nichts. Morgen fahren wir in die Werkstatt der Brüder Salomon und spielen einen Vergaser-Sketch . . .«

WEGWEISUNG
    In einer dieser neuen Wohnbauten unserer Regierung hatte endlich auch Jossele eine Wohnung bekommen, der Glückspilz, und lud mich für Samstag ein, sie zu besichtigen. Am Samstag gibt es bekanntlich keine öffentlichen Verkehrsmittel, seit die religiösen Parteien in der Regierungskoalition sitzen und streng darauf achten, dass die Sabbathruhe durch keinerlei Verstöße gegen das Fahrverbot gestört wird. Zum Glück besitze ich ein Fahrrad. Zwar unterliegen auch Fahrräder den Sabbathgesetzen, aber man kann es schließlich nicht allen Leuten recht machen.
    »Ich habe noch keine Adresse«, sagte Jossele, »weil das Haus noch nicht nummeriert ist. Deshalb muss ich dir genau erklären, wie du hinkommst. Du fährst bis zur Rabbi-Cook-Straße in Ramat Gan.
    Kümmere dich nicht um die erste Abzweigung nach links. Auch nicht um die zweite. Nimm die dritte.
    Sie ist leicht zu erkennen, weil an der Ecke ein Mann in einem gelben Pullover sitzt und seinen Sohn verprügelt. Dann kommst du an drei gefleckten Kühen vorbei und biegst links ab, wo die Häuser stehen, die noch keine Dächer haben. Und jetzt gib acht. Deine nächste Abzweigung ist die zweite Straße rechts. Nicht die erste, denn in der ersten wohnen die Orthodoxen, die am Sabbath mit Steinen nach Radfahrern werfen. Also die zweite Straße rechts. Wenn du richtig fährst, triffst du auf ungefähr halbem Weg einen jungen Mann, der vor einem Geräteschuppen kniet, sein Motorrad repariert und die Regierung verflucht. Kurz darauf wird dir ein unangenehmer Gestank entgegenschlagen. Dem musst du so lange folgen, bis du auf den Kadaver einer Katze stößt, die vor zwei Monaten überfahren wurde. Das ist der Punkt, wo du nach rechts abbiegst und zu einem Privatweg mit der Tafel Durchfahrt verboten< kommst. Nachdem du durchgefahren bist, bleibst du stehen und fragst nach der Blumenhandlung. Den weiteren Weg kann ich dir nicht erklären. Er ist zu kompliziert. Ich werde vor der Blumenhandlung auf dich warten. Wann kommst du?«
    »Um elf Uhr«, antwortete ich. »Vielleicht nicht auf die Minute genau. Sagen wir: zehn nach elf.
    Gut?« »Gut.«
    Es war leider nicht gut, obwohl es sich ganz gut anließ. Rabbi Cook machte mir keine Mühe, der gelbe Pullover prügelte wie angekündigt seinen Sohn, die drei gefleckten Kühe befanden sich an der ihnen zugewiesenen Stelle, ebenso der Regierungsgegner mit dem Motorrad, auch an Gestank herrschte kein Mangel - aber die tote Katze war nirgends zu sehen. Ich musste umkehren und nach Hause zurückfahren.
    Jossele meinte, der Katzenkadaver wäre von den Schakalen weggeschleppt worden. Er wird einen anderen herbeischaffen, damit ich mich beim nächsten Mal zurechtfinde.
    Jüdisches Poker
    Wir waren schon eine ganze Weile zusammen und hatten wortlos in unserem Kaffee gerührt.
    Jossele langweilte sich. »Weißt du was?« sagte er endlich. »Spielen wir Poker!«
    »Nein«, sagte ich. »Ich hasse Karten. Ich verliere immer.«
    »Wer spricht von Karten? Ich meine jüdisches Poker.«
    Jossele erklärte mir kurz die Regeln. Jüdisches Poker wird ohne Karten gespielt, nur im Kopf, wie es sich für das Volk des Buches geziemt.
    »Du denkst dir eine Ziffer und ich denk' mir eine Ziffer«, erklärte mir Jossele. »Wer sich die höhere Ziffer gedacht hat, gewinnt. Das klingt sehr leicht, aber es hat viele Fallen. Nu?«
    »Einverstanden«, sagte ich. »Spielen wir.«
    Jeder von uns setzt fünf Agoroth ein, dann lehnten wir uns zurück und begannen uns Ziffern zu denken. Alsbald deutete mir Jossele durch eine Handbewegung an, dass er eine Ziffer gefunden hätte. Ich bestätigte, dass auch ich soweit sei.
    »Gut«, sagte Jossele. »Lass deine Ziffer hören.«
    »11«, sagte ich.
    »12«, sagte Jossele und steckte das Geld ein. Ich hätte mich ohrfeigen können. Denn ich hatte zuerst 14 gedacht und war im letzten Augenblick auf 11 heruntergegangen, ich weiß selbst nicht,

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