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Mein Freund Jossele

Mein Freund Jossele

Titel: Mein Freund Jossele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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gratulieren!«
    »Danke«, antworteten die Eltern unisono. »Wir freuen uns, dass Sie gekommen sind.«
    Dann beugte sich Jossele zur eigentlichen Hauptperson nieder und tätschelte die Wangen des mannbar gewordenen Jünglings, der schamhaft errötete und ein verlegenes Kichern durch die Nase stieß.
    »Wer sind die zwei?« hörte ich, als wir weitergingen, die Stimme der Mutter in meinem Rücken und hörte die Stimme des Vaters antworten: »Keine Ahnung. Wahrscheinlich von irgendeiner Gesandtschaft.«
    Kaum hatten wir gemessenen Schrittes den großen Empfangssaal betreten, als Jossele ein schärferes Tempo vorlegte. »Rasch zum Buffet!« raunte er mir zu. »Jede Sekunde zählt. Man sollte es nicht glauben, aber manche Leute kommen nur her, um sich anzufressen. Wenn wir uns nicht beeilen, haben wir das Nachsehen.«
    Die Brötchen waren ganz hervorragend, besonders die mit gehackter Gansleber. Wir aßen ihrer je zwanzig und spülten etwas Bier und Kognak nach, um Platz für die Würstchen und die Bäckereien zu schaffen, die bald darauf gereicht wurden. Schon nach einer halben Stunde fühlten wir uns wie zu Hause. Ich winkte einen Kellner herbei, der sich mit einem bereits geleerten Tablett davonmachen wollte, und trug ihm auf, mir eine Eisbombe zu verschaffen, aber schnell. Jossele bestellte ein Beefsteak und nachher eine Peche Melba. Einige Gläser Champagner gaben uns wieder ein wenig Aktionsfreiheit für die Ananas. Während des Essens machten wir die Bekanntschaft zweier Minister und baten sie um Posten. Dann interviewten wir den Rektor der Universität Jerusalem. Eine dicke Dame verteilte Freikarten fürs Theater. Wir nahmen sechs.
    Nach zwei anregend verbrachten Stunden warf Jossele einen prüfenden Blick nach der Küchentür und winkte mich dann zum Ausgang. Jetzt käme nichts mehr, sagte er.
    Wir passierten den großen Tisch, auf dem die Bar-Mizwah-Geschenke aufgeschichtet waren.
    Jossele wählte eine Bibel und ein englisches Wörterbuch, das er schon lange gesucht hatte, ich entschied mich für eine Luxusausgabe von Shakespeares Werken und ein Paar Schlittschuhe.
    Nächste Woche gehen wir zu einer Hochzeit.
    DAS WERKSTATT-KABARETT
    Seit Jossele sich einen Wagen gekauft hat, vergeuden wir unsere Zeit nicht mehr mit Theaterbesuchen. Wir veranstalten unser eigenes Werkstatt-Kabarett, gestern zum Beispiel in Onkel Bens Werkstatt. Onkel Ben ist Israels einziger Mechaniker mit Seele. Bei ihm wird man nicht geneppt.
    Er betrachtet seine Kunden als menschliche Wesen.
    Der Gedanke, ihn aufzusuchen, kam uns während einer kleinen Spazierfahrt auf der neuen Überlandstraße nach Haifa.
    »Was für ein prachtvoller Wagen!« stellte Jossele mit hörbarer Genugtuung fest. »Fliegt nur so dahin. Kein Lärm, keine Fehlzündung, kein Stottern. Man sollte immer nur fabrikneue Wagen fahren.«
    »Du hast recht«, bestätigte ich. »Was machen wir also?«
    »Wir suchen eine Werkstatt auf.«

    Onkel Ben empfing uns persönlich:
    »Ärger mit dem Wagen?«
    »Weiß der Teufel.« Jossele schüttelte besorgt den Kopf. »Irgendetwas stimmt nicht mit meinem Wagen.« Onkel Ben forderte ihn auf, den Motor laufen zu lassen, und stellte nach einigen Sekunden intensiven Abhorchens fest, es läge an den Ventilen. Sie wären abgenützt und müssten durch neue ersetzt werden.
    »Was wird das kosten?« fragte Jossele.
    »Sechzig Pfund.«
    »In Ordnung.«
    »Damit kein Missverständnis entsteht: sechzig Pfund für jedes Ventil«, verdeutlichte Onkel Ben.
    »Macht für sechs Ventile 360 Pfund. Okay?«
    »Okay.«
    »Für das Einsetzen der Ventile bekomme ich 400 Pfund. Wie klingt das?« » Durchaus annehmbar.«
    »Und würden Sie es für übertrieben halten, wenn ich Ihnen das Abmontieren der alten Ventile mit 600 Pfund berechne?«
    »Nein, das würde ich nicht für übertrieben halten.« »Natürlich nicht. 600 Pfund fürs Abmontieren?
    Da müsste ich ja verrückt sein. Aber ich mache Ihnen einen fairen Preis: 800 Pfund. Fair genug?«
    »Gewiss. Es ist ja eine sehr anstrengende Arbeit.« »Eben. Sechs Ventile zu 800 Pfund macht 4800
    Pfund. Zu teuer?«
    »In keiner Weise.«
    »Dann gehen Sie bitte hinüber ins Büro und hinterlegen Sie eine Anzahlung von 6000 Pfund.«
    »Danke.«
    »Nichts zu danken. Den Wagen lassen Sie gleich hier.« »Das ist nicht mein Wagen«, sagte Jossele. »Meinen Wagen bringe ich Ihnen morgen.«
    »Und der hier?« Onkel Ben sah ein wenig dümmlich drein.
    »Der ist gestern aus der Fabrik gekommen und in tadellosem

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