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Mein Freund Jossele

Mein Freund Jossele

Titel: Mein Freund Jossele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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einziger Wermutstropfen ist in seine Seligkeit gefallen: er kann sich mit seiner Geliebten nicht in der Öffentlichkeit zeigen.«
    »Warum nicht?« fragte ich. »Soviel ich weiß, ist Coco Junggeselle?«
    »Das stimmt«, bestätigte Jossele. »Aber seine Geliebte besteht aus einem nierenförmigen Marmorblock mit einem ovalen Loch in der Mitte und zwei schrägen Metallstangen, die oben durch eine Dachrinne verbunden sind. Ich vergaß zu sagen, dass Coco ein abstrakter Bildhauer ist.«
    Wo ist die Zerkowitz-Strasse?
    Jossele und ich schlenderten den Rothschild-Boulevard entlang. Der Gesprächsstoff war uns schon seit einiger Zeit ausgegangen, und ein neuer wollte uns nicht einfallen. Plötzlich sah ich, wie Jossele sich straffte, und hörte ihn das rätselhafte Wort »Zerkowitz« vor sich hin murmeln. Gleich darauf trat er an einen unschuldigen Fußgängerheran: »Bitte, können Sie mir sagen, wo die Zerkowitz-Straße ist?«
    » WelcheNummer suchenSie?« fragte der unschuldige Fußgänger.
    »Nummer 67. Dritter Stock.«
    »Zerkowitz . . . Zerkowitz . . . Sehen Sie die breite Querstraße dort unten? Ja? Also die Zerkowitz-Straße ist die erste Abzweigung links.«
    »Nicht die zweite?«
    »Warum soll es die zweite sein?«
    »Ich dachte, es wäre die zweite.«
    Unser Fußgänger begann leichte Anzeichen von Ungeduld zu zeigen:
    »Wenn es die zweite wäre, hätte ich Ihnen gesagt, dass es die zweite ist. Aber es ist die erste.«
    »Wieso wissen Sie das?«
    »Was meinen Sie - wieso ich das weiß?«
    »Ich meine: wohnen Sie vielleicht in dieser Straße?« »Ein Freund von mir wohnt dort.«
    »Bobby Grossmann?«
    »Nein. Ein Ingenieur.«
    »Wer sagt Ihnen, dass Bobby Grossmann kein Ingenieur ist?«
    »Entschuldigen Sie - ich kenne Herrn Grossmann gar nicht.«
    »Natürlich kennen Sie ihn nicht. Die erste Straße nach links ist nämlich der Birnbaum-Boulevard, nicht die Zerkowitz-Straße.«
    »Ja, das stimmt . . . Hm. Aber welche ist dann die Zerkowitz-Straße?«
    Wenn man Jossele etwas fragt, bemüht er sich zu antworten. So auch jetzt:
    »Zerkowitz . . . Zerkowitz . . . warten Sie. Sie gehen geradeaus, biegen in die erste Straße rechts ein, und dann ist es die dritte Querstraße links.«
    »Danke vielmals«, sagte der unschuldige Fußgänger, der nicht mehr genau zu wissen scheint, woran er war. »Es tut mir leid, Sie belästigt zu haben.«
    »Keine Ursache.«
    Wir trennten uns. Der Unschuldige ging geradeaus, bog rechts ein und strebte nach links der Zerkowitz-Straße zu. Wahrscheinlich erklomm er im Haus Nr. 67 den dritten Stock, ehe ihm inne wurde, dass er dort nichts verloren hatte.
    Jossele und ich ließen uns auf der nächsten Bank nieder. »Das Dumme ist«, sagte Jossele nach einer Weile, »dass es überhaupt keine Zerkowitz-Straße gibt.«
    Gäste willkommen
    Ich fragte Jossele, ob er den Sabbathvormittag nicht mit mir zusammen am Strand verbringen möchte.
    »Das wird leider nicht gehen«, sagte Jossele. »Wegen meiner Bar-Mizwah.«
    »Entschuldige, Jossele. Ich habe schlecht verstanden. Wessen Bar-Mizwah, sagtest du?«
    »Das weiß ich nicht. Es interessiert mich auch nicht. Hauptsache ist: Bar-Mizwah. Willst du mitkommen?« Damit begann es. Jossele eröffnete mir, dass er schon seit vielen Jahren seine Sabbathvormittage regelmäßig im »Industriellen-Club« von Tel Aviv verbringt, weil dort immer etwas los sei - ein Empfang, eine Bar-Mizwah, eine Hochzeit. »In jedem Fall bekommt man sehr gut zu essen und zu trinken«, klärte er mich auf. »Dann geht man mit einem Mädchen oder mit einem kleineren Darlehen weg und hat eine schöne Erinnerung. Ich empfinde solche Sabbathvormittage als Krönung der Woche.«
    Pünktlich um elf Uhr, angetan mit unseren dunkelsten Anzügen, fanden wir uns im Industriellenpalast ein. Unterwegs bat ich Jossele um Tipps für richtiges Verhalten, aber das lehnte er ab. Darauf müsse man von selbst kommen, meinte er, oder man täte besser, zu Hause zu bleiben.
    Das einzige, was er mir raten könne: am Tag vorher nichts zu essen.
    Einige tausend Personen waren bereits versammelt, als wir ankamen. Am Eingang stand ein gutgekleidetes, sichtlich wohlhabendes Ehepaar, das die Gäste in Empfang nahm und sehr erschöpft wirkte. Daneben trat ein dümmlich grinsender Knabe von einem Fuß auf den andern. Wir schlossen uns der langsam sich dahinschiebenden Schlange an.
    »Maseltow!« sagtenwir unisono, als wir vor den Eltern angelangt waren, und schüttelten ihnen herzlich die Hände. »Wir

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