Mein Freund Jossele
unmittelbaren Aussichten unseres Vorhabens. Ich sagte, dass wir alle in Betracht kommenden Möglichkeiten bedenken sollten, um uns abzusichern.
Dr. Tschapsky nickte:
»Das halte ich tatsächlich für das Beste. Nur nichts überstürzen!«
»Ganz meine Meinung«, ließ Jossele sich vernehmen.
»Schön«, sagte Herr Kinneret. »Dann können wir unsere heutige Sitzung als abgeschlossen betrachten.« »Und um was handelt es sich?« fragte ich.
Aber da war der Aufbruch schon so weit fortgeschritten, dass ich keine Antwort mehr bekam. In aller Eile wurde Lindas Strandcafé als Ort der nächsten Sitzung gewählt, und falls bis dahin etwas Unerwartetes geschähe, würden wir einander telefonisch verständigen. Jedenfalls aber sollte ich Jossele anrufen. Ich rief ihn nicht mehr an. Meine Nerven versagten mir den Dienst.
Gestern Abend sah ich Jossele in Gustis Cafe an einem anderen Tisch sitzen. Er unterhielt sich angeregt mit einigen mir Unbekannten, kam aber sofort zu mir: »Wo steckst du denn, zum Teufel? Du kannst doch nicht mitten in einer Transaktion ganz einfach ausspringen? Warum bist du nicht zu der Besprechung ins Strandcafé gekommen?«
»Was soll's Jossele«, entgegnete ich mit fast schon beleidigender Müdigkeit. »Wozu wäre das gut gewesen.« »Wozu? Das kann ich dir sagen. Damals am Abend wurden für jeden von uns die ersten 4000 Pfund als Reingewinn ausgezahlt.«
»Der Reingewinn wovon?«
»Von dieser Transaktion, die wir in Angriff genommen haben.«
»Um was geht es bei dieser Transaktion?«
»So weit sind wir noch nicht«, fauchte Jossele. »Das wird sich rechtzeitig herausstellen.
Hauptsache, dass die Sache läuft.«
Ich erhob mich wortlos, ging zur Telefonzelle und rief das Hadassa-Hospital an. Unsere Wirtschaft sei krank, meldete ich. Das wüssten sie, erwiderte das Hospital. Aber sie hätten im Augenblick keine Ambulanz frei.
Und nun, auf halber Strecke, ist es Zeit, unserem Freund Jossele Schalom oder besser auf Wiedersehen zu sagen, bevor es ihm gelingt, unsere Vorstellungen von Recht und Ordnung völlig ins Wanken zu bringen. Kehren wir also an den Busen unserer gesunden Gesellschaft zurück und h o f f e n wir, von nun an nur noch grundehrlichen Bürgern zu begegnen, die unseren hohen moralischen Ansprüchen genügen oder wenigstens gute Rechtsanwälte haben - wenn auch bedauerlicherweise nicht die Begabung, durch die sich Jossele auszeichnet.
Alarm und Seelenfrieden
Was den technischen Fortschritt betrifft, so hält der winzige Fleck, der auf der Landkarte des Nahen Ostens den Staat Israel repräsentiert, natürlich keinen Vergleich mit dem hochindustrialisierten Westen aus. Man wird somit den Stolz ermessen können, der uns alle durchdrang, als eine israelische Elektronikfirma das ausgefeilteste Diebstahlsicherungsalarmsystem entwickelte, das jemals auf dem Weltmarkt angeboten wurde. Kurz darauf fielen die Konstruktionspläne direkt unter der Nase des Alarmsystems nächtlichen Einbrechern in die Hände. Die Fabrik zögerte keinen Augenblick, alle nötigen Konsequenzen zu ziehen, stellte einen alten Beduinen als Nachtwächter ein und verkauft seither ihr ausgefeiltes Produkt nur noch an israelische Bürger, vorzugsweise an solche, die ihre Nachbarn hassen.
Seit die schlechten Nachrichten, die wir regelmäßig zum Frühstück bekommen, um den täglichen Einbruchsdiebstahl bereichert wurden, hat sich im Lebensstil unserer Gartenvorstadt ein deutlicher Wandel vollzogen. Die Menschen trauen sich nicht mehr, ihr Haus zu verlassen. Sie fürchten, es könnte während ihrer Abwesenheit ausgeraubt werden - wie das erst unlängst Herrn Geiger geschah.
Er hatte sich in eine nahe gelegene Lebensmittelhandlung begeben, um ein halbes Dutzend Eier zu kaufen, und als er zurückkam, fehlte in seiner kahlgeplünderten Wohnung sogar der Kühlschrank. Bei der jetzt herrschenden Hitze ist so etwas sehr unangenehm.
Die Einbrecher waren in einem Fernlaster vorgefahren und durch die kunstvoll geöffnete Tür ins Innere des Hauses gelangt, ohne dass den Nachbarn etwas aufgefallen wäre. Sie hatten zwar das Verladen der Möbel beobachtet, aber sie nahmen an, dass die Geigers umziehen würden, und um solche Dinge kümmerten sie sich nicht. Auch als ein Einbruch in das Haus der Familie Melnitzky erfolgte und der Wachhund minutenlang bellte, begnügten sie sich damit, ihn zu beschimpfen.
Wahrscheinlich ist das verdammte Vieh wieder hinter einer Katze her, sagten sie.
Bei dieser neutralen Haltung konnte es
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