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Mein Freund Jossele

Mein Freund Jossele

Titel: Mein Freund Jossele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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eingebüßt hatte.
    Einige Tage später waren wir zu Besuch bei den Spiegels, unseren alten Freunden. Mitten im Genuss der von Frau Spiegel hausgemachten Eiscreme überkam mich wieder eine telepathische Zwangsvorstellung. Ich ließ die Eiscreme schmelzen, sprang in den Wagen und steuerte heimwärts.
    Es war nichts.
    Um diese Zeit begann ich das Publikum in öffentlichen Lokalen zu beobachten. Wenn ich beispielsweise an einem Kaffeehaustisch zwei Leute sitzen sah, die nervös um sich blickten und bei jedem stärkeren Laut zusammenfuhren, dann wusste ich: Die haben zu Hause ein einbruchssicheres Alarmsystem.
    Es kam der Tag, an dem wir unser Opern-Abonnement ausnutzen mussten.
    »Wir werden das Zeug abschalten«, entschied die beste Ehefrau von allen. »Draußen regnet's. Bei diesem Wetter bricht niemand ein.«
    »Wozu brauchen wir dann überhaupt eine Alarmanlage?« fragte ich.
    »Für unseren Seelenfrieden«, antwortete sie. Und sie hatte recht, wie immer. Der Gedanke an die ausgeschaltete Sirene versorgte uns mit innerem Gleichgewicht für drei Arien und ein Rezitativ. Dann war's vorbei. »Jetzt!« zischte meine entschlusskräftige Lebensgefährtin. »Jetzt, in diesem Augenblick, wird bei uns eingebrochen!«
    Auch ich konnte es ganz deutlich fühlen. Berufseinbrecher wissen aus Erfahrung, dass der durchschnittliche Alarmsystembesitzer am elften Abend das Haus verlässt, ohne die Sirene einzuschalten. Sie zählen die Tage, angefangen vom Tag des Erwerbs, sie warten, sie lauern, und wenn es soweit ist - mit einem Wort: Wir fuhren nach Hause. Und fanden alles in Ordnung. Unsere Nerven und unser ganzer Gesundheitszustand begannen allmählich Verfallserscheinungen aufzuweisen. Dem Tula-Techniker war dergleichen nicht neu. Einige seiner Kunden, so ließ er uns wissen, hätten Wächter gemietet, die vor dem Haus patrouillierten und im Fall eines falschen Alarms nach dem Rechten sähen.
    »Großartig!« gab ich hämisch zurück. »Das kann ich ja selbst, vor meinem Haus auf und ab gehen.«
    Es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Gestern begann die Sirene zu heulen, als der Postbote über einen lockeren Draht stolperte. Meine arme Frau geriet an den Rand eines Nervenzusammenbruchs.
    Man musste etwas unternehmen.
    »Ich hab's«, sagte ich. »Wir werden ganz einfach nicht mehr ausgehen, und die Sache ist erledigt.«
    So geschah's, und so hat unsere kostspielige Alarmanlage das Einbrecherproblem endgültig aus der Welt geschafft. Besser mit der Möglichkeit eines Raubüberfalls leben, als in der ständigen Furcht vor einem falschen Alarm. Wir rühren uns jetzt nicht mehr aus unseren vier Wänden, weder bei Tag noch bei Nacht.
    Das ist die Lösung: Bleibe zu Hause und alarmiere dich redlich.
    Der Kampf um den Blick des Kellners
    Und nun lasst uns tief Atem holen und in die Tiefen der Metaphysik hinabtauchen. Ich denke da an einen der ältesten und beliebtesten Träume der Menschheit, dessen Auswertung schon manchen Schriftsteller in die höchste Einkommensteuer versetzt hat - an den Traum, unsichtbar zu sein. Für mich persönlich ist das allerdings kein Traum, sondern ein Alptraum, der etwa zweimal in der Woche zur Wirklichkeit wird. Und immer dann, wenn ich hungrig bin.
    Ich habe einen beträchtlichen Teil meines rund fünfzigjährigen Lebens zu gründlichen Nachforschungen verwendet, deren Ergebnis nunmehr mit wissenschaftlich fundierter Sicherheit feststeht: Die israelischen Kellner sehen mich nicht. Solange sich's nur um den Hauptgang handelt, komme ich bei ihnen noch einigermaßen an. Aber bis zum Wunsch nach einer Vor- und Nachspeise, einer Suppe, einer Beilage oder einer anderen Ergänzung meiner Mahlzeit darf ich mich nicht versteigen. Da hasten sie mit hochbeladenen Servierbrettern an mir vorbei und würdigen mich keines Blickes.
    Der israelische Kellner scheint mit Röntgenaugen ausgestattet zu sein. Er sieht durch mich hindurch, als wäre ich transparent. Es ist ein Musterfall der allgemein grassierenden Kommunikationskrise. Wenn ich in einem israelischen Restaurant sitze, fühle ich mich wie der berühmte »Unsichtbare Mann«, den der Filmschauspieler Claude Rains seinerzeit so überzeugend dargestellt hat. Manchmal zwicke ich mich, um Gewissheit zu erlangen. Ich zwicke mich, ergo bin ich.
    Aber das heißt noch lange nicht, dass ich ergo auch mein Kompott bekomme. Kompott bekommt nur, wer den Blick des Kellners erhascht. Kein Kellnerblick - kein Kompott. So ist das Leben.
    Wäre ich ein Indianerhäuptling, ich hieße

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