Mein Freund Jossele
gestreift.«
»In diesem Fall würde ich nur einen Transistor geschmuggelt haben.«
»Der Beschuldigte hat ein Rundfunkgerät ohne Einfuhrbewilligung importiert«, notierte der Ordnungshüter. »Und was machen wir mit dem vorschriftswidrigen Fahren?« fragte er.
Ich schlug als Ersatz einen Kinderwagen vor, den ich im Frühjahr bei einem Parkmanöver beschädigt hatte. Der öffentliche Ankläger war einverstanden, vervollständigte das Protokoll durch einige neutrale technische Daten und hielt es mir hin:
»Hier, bitte. Unterschreiben Sie auf der punktierten Linie.«
Schon wollte ich den Kugelschreiber ansetzen, als mir ein neuer Gedanke kam:
»Einen Augenblick. Haben Sie Zeugen?«
Das Auge des Gesetzes glotzte:
»Nein . . . eigentlich n i c h t . . . es war ja kein Mensch auf der Straße . . .«
»Abgesehen von mir«, sagte ich. »Und das bedeutet, dass Sie auf mich angewiesen sind. Ich bin Ihr einziger Zeuge. Wenn ich die Anklage nicht unterstütze, bricht sie zusammen. Das sollten Sie bei Ihrer Aussage bedenken!«
»Ja, schon gut«, stöhnte das Amtsorgan. »Lassen Sie uns zu Ende kommen, ich bitte Sie!«
Der Morgen dämmerte. Ich unterschrieb das Protokoll als Staatszeuge in Sachen Rundfunkgerät und Kinderwagen, verabschiedete mich von meinem uniformierten Freund mit einem kräftigen Handschlag und ging nach Hause.
Die beste Ehefrau von allen empfing mich ein wenig ungehalten. Warum ich so spät nach Hause käme? Was denn geschehen sei?
Ich bedauerte, in ein schwebendes Verfahren nicht eingreifen zu dürfen, und verweigerte die Aussage.
Rom sehen…
Ich brauche dringend Urlaub, sagte ich mir an jenem unglückseligen Tag. Urlaub und Ruhe.
Mindestens eine Woche. Ich kann dieses lähmende Tel Aviv mit seiner Hitze und seinem brodelnden Betrieb nicht länger ertragen. Nur rasch hinaus aus der Levante, hinaus in die schöne weite Welt. Ich suchte ein bestrenommiertes Reisebüro auf, buchte ein Hotelzimmer in Rom und nahm das nächste Flugzeug.
Rom, ewige Stadt, Stadt des ewigen Friedens! Welch grandiose Atmosphäre liegt dort in der Luft.
Anderswo kann sie ja gar nicht liegen. Das macht wahrscheinlich die Nähe des Papstes. Warum soll nicht auch ich etwas davon abbekommen? Auf nach Rom!
Es war ein herrlicher Flug. Als wir uns dem europäischen Festland näherten, schienen sogar die Motoren ihr Geräusch zu dämpfen, klangen weniger dröhnend, weniger hektisch. Und nach der Landung, nach der vorbildlich glatten, sanften Landung spürte ich ganz deutlich, wie die Nervosität, welche ein Merkmal unseres Stammes ist, von mir abfiel. Fröhlich pfeifend machte ich mich auf die Suche nach meinem Koffer, ungeachtet der brütenden Hitze und der nicht vorhandenen Wegweiser, die den armen kleinen Reisenden vielleicht zur Gepäckausgabe geleitet hätten. Ich fragte den eindrucksvollen Uniformträger, der meinen Reisepass inspizierte, nach dem bestmöglichen Weg und bekam gleich mehrere Verdi-Arien zu hören: »Ritorna vinci - tor«, klang's mir entgegen. »E dal mio labro uscii l'empi parola!«
»Sorry«, sagte ich in fließendem Englisch. »No Italian. Non parlamo Italiano. Lo Italkit. Garnix.«
»Va bene«, antwortete der Generalmajor.« Gloria mundi.« Oder so ähnlich.
Infolgedessen wandte ich mich - einem allgemeinen italienischen Trend folgend - nach links und geriet nach einigen Umwegen tatsächlich in die Gepäckhalle. Auf zwölf oval angelegten Fließbändern tauchten Prozessionen von Koffern aus dem Nichts empor, machten gravitätisch die Runde und verschwanden wieder. Leider war nirgends ein Zeichen zu sehen, welche Prozession zu welchem Flugzeug gehörte. Zahllose Touristen, aus allen Teilen der Welt zur Erholung und Entspannung ins wunderschöne Italien gereist, rannten wie die Irren hin und her, um nach ihren Koffern Ausschau zu halten, die ihrerseits in einem unerschütterlichen Reigen auf ovalem Fließband an ihnen vorbeizogen.
In der Nähe standen ein paar italienische Flughafenbeamte und unterhielten sich lebhaft über die Ereignisse des Tages. Ich trat an sie heran: »El Al«, sagte ich. »Israel. Wo ist mein Koffer? El Al.«
Sie gaben mir durch Gebärdensprache zu verstehen, dass sie mich nicht verstanden, und diskutierten weiter. Die Hitze war mittlerweile ein wenig angestiegen und hielt auf dem am Toten Meer üblichen Durchschnitt. Einige meiner Fluggefährten hatten sich ihrer Röcke und Hemden entledigt und sausten mit nacktem Oberkörper die Fließbänder entlang, von eins bis
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