Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)
schlecht wurde.
Bei diesem Festmahl saß Herkos ziemlich weit vom Pharao entfernt. Um Tutenchamun herum saßen dieses Mal vor allem Angehörige von wichtigen Adelsfamilien aus Abydos. Chep-meket war natürlich auch darunter. Allerdings sprach der junge Pharao kaum mit ihnen. Das übernahm zumeist Eje, denn zu allem, was mit den Staatsgeschäften zu tun hatte, konnte der junge Pharao ohnehin nicht viel beitragen. Meistens wusste er gar nicht genau, worum es eigentlich ging.
Anchesenamun hingegen befand sich auf der anderen Seite des Festsaals und war umringt von mehreren Dutzend hochgestellten Frauen aus der Umgebung.
Zwischenzeitlich verließ Herkos das Festmahl – schon deswegen, weil er Tjesem ausführen musste.
Der Hund konnte einfach nicht so lange still sitzen, während es den anderen Gästen offenbar überhaupt nichts ausmachte, sich die ganze Nacht über zu unterhalten.
In einer der Wandelhallen, die an den Festsaal angrenzten, schnappte Herkos ein paar Fetzen eines Gesprächs auf. Eine Gruppe von Männern stand beieinander. Herkos nahm an, dass es sich um Schreiber des neuen Wesirs handelte, die früher vermutlich auch seinem Vorgänger gedient hatten.
„Es wurde ja auch wirklich Zeit, das Chep-meket Wesir von Abydos wurde!“, sagte einer von ihnen, der schon etwas älter war. Sein braungebrannter Kopf war bis auf einen weißen Haarkranz kahl. „Er hat schon geglaubt, dass er es nie mehr wird!“
„Naja, jetzt kann sich Chep-meket ja freuen!“, meinte ein anderer Mann, den Herkos zuerst nicht wiedererkannte. Aber die Stimme kam ihm bekannt vor. Es war der Totenpriester – nur dass er jetzt kein Leopardenfell trug und die Schminke aus dem Gesicht gewaschen worden war, mit der er sich zuvor unter anderem dunkle Augenringe gemalt hatte. Aber der Tote war ja nun auf der Reise zu den Westlichen und wenn seine Seele von Osiris für unschuldig und leicht genug befunden wurde, erwartete ihn dort ein wunderbares Leben im Jenseits. Es gab also keinen Grund, ihn zu bedauern. Der Priester lächelte hintergründig. „Und wisst ihr, wer sich noch freuen kann?“
„Keine Ahnung, wen du meinst!“, meinte der Ältere. „Es gibt zu viele, die mit Chep-meket gute Geschäfte machen!“ Die beiden lachten leise.
Dann gab der ältere Mann einem Dritten, der bisher nichts zu dem Gespräch beigetragen hatte, einen Stoß. „Zum Beispiel gilt das für dich, Perchuf!“
Perchuf war ein sehr kräftiger Mann. Er trug ein Amulett um seinen Hals, auf dem ein Schutzzauber geschrieben stand, der verhindern sollte, dass er vorzeitig ins Reich der Westlichen gerufen wurde. Auf dem Kopf trug er ein Tuch, das mit Goldfäden durchwirkt war. Er musste also recht reich sein.
„Halt deinen Mund!“, zischte Perchuf. „Was fällt dir ein, hier von meinen Geschäften zu reden!“
„Ist ja schon gut!“, sagte der Ältere. „Du brauchst dich nicht aufzuregen! Es hat sich doch alles zum besten für uns alle entwickelt! Der neue Wesir lässt uns unsere Geschäfte machen. Wenn Ahmose noch im Amt wäre, ginge es uns sicher nicht so gut!“
„Du bist mir zu redselig, Enchkare!“, knurrte Perchuf an den Älteren gewandt. „Diese Hallen haben gute Ohren...“
Perchuf blickte plötzlich in Herkos Richtung.
Der Junge aus Kreta schluckte unwillkürlich.
„Was glotzt du?“, wollte Perchuf wissen.
„Sei vorsichtig!“, riet unterdessen Enchkare. „Der gehört irgendwie zum Gefolge des Pharaos.“
„Woher willst du das wissen? Mit seinen hellen Haaren sieht er eher wie ein Fremder aus!“
„Ich erinnere mich an den Windhund im Gefolge des Pharaos, als die königliche Barke anlegte“, erklärte Enchkare. „Und die hellen Haare hält man natürlich auch im Gedächtnis.“ Er lächelte. „Ich würde darauf wetten, dass er eine der Palastgeiseln ist!“
Perchuf wandte sich an Herkos. „Hat mein Freund hier recht?“
„Es trifft zu“, gab Herkos zu.
„Dann bist du vielleicht auch darüber informiert, wie lange Tutenchamun in Abydos bleiben wird. Darüber haben wir nämlich nichts Genaues gehört!“
„Das weiß ich auch nicht“, erklärte Herkos höflich. „Der lebendige Horus hat hier verschiedene Aufgaben zu erfüllen, die ich im Einzelnen nicht alle kenne. Danach werden wir von hier fortsegeln.“
Enchkare nickte zufrieden. „Nichts für ungut“, meinte er dann und ging mit seinen Begleitern davon.
Tjesem knurrte leise.
„Hör auf damit!“, zischte Herkos. „Damit fällst du hier auf.“
Am
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