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Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Titel: Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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siebzig Tagen, die seit dem Tod des Wesirs Ahmose vergangen waren, war Chep-mekets Bart, den er zum Zeichen der Trauer trug, schon ziemlich gewachsen, sodass man von seinem Gesicht kaum noch etwas sehen konnte.
    Chep-meket klatschte in die Hände. Wieder teilte sich die Menge und Träger mit Sänften kamen herbei. „Euch und Eurem Gefolge soll es hier in Abydos an nichts mangeln“, versprach er. „Und meine Sänftenträger bringen Euch gerne in Eure Gemächer.“
    „Dieses Angebot nehme ich gerne an!“, sagte Tutenchamun – zumal seine eigene königliche Sänfte an Bord der LICHT DES HORUS gewesen war, als die königliche Barke kenterte. Der Nil hatte sie mit sich gerissen.
    „Ich hoffe, wir treffen nicht zu spät ein, um noch dabei sein zu können, wenn Wesir Ahmose zu den Westlichen geht“, mischte sich Großwesir Eje ein.
    „Nun, länger sollte der ehrenwerte Ahmose nicht darauf warten müssen, zu den Westlichen zu gehen“, antwortete Chep-meket. Das war nichts anderes als eine Umschreibung für das Begräbnisritual, das zu Ahmoses Ehren abgehalten werden sollte.
    Einer der Priester, der sich in Chep-mekets Gefolge befanden, meldete sich nun zu Wort. „Es soll noch heute Abend stattfinden!“
    „Eine Frage habe ich noch an Euch, Wesir“, erklärte Tutenchamun dann. „Uns wurde ein Lotse geschickt, der auf den Namen Maatmosis hörte.“
    „Ein Lotse?“, fragte Chep-meket stirnrunzelnd. „Aber Herr, warum hätte ich Euch einen Lotsen schicken sollen, da doch die Gewässer dieser Gegend diese Hilfe gar nicht erfordern?“
    „So habt Ihr Maatmosis nicht zu mir geschickt?“, wunderte sich Tutenchamun.
    Der Wesir mit dem dichten Trauerbart, der ihm schon fast bis unter die Augen wuchs, schüttelte noch einmal sehr heftig den Kopf. „Nein, Herr! Und ich kenne auch niemanden, der den Namen Maatmosis trägt! Seit versichert, dass ein solcher Mann nicht in meinen Diensten steht!“
    „So gebt Ihr mir ein Rätsel auf, denn er hat genau das behauptet!“
    „Es muss sich um einen Betrüger gehandelt haben!“, versicherte Chep-meket. „Oder um ein Trugbild, wie es Seth manchmal denjenigen schickt, die zu weit in das rote Land hinausgehen, wo die Luft vor Hitze flimmert und man manchmal den Traum nicht von der Wirklichkeit unterscheiden kann!“
    „Aber diese Trugbilder gibt es nur in der Hitze des Roten Landes“, mischte sich nun Haremhab ein. „Seths Einfluss reicht nicht bis auf das Wasser des Nils – und auch dort war dieser Maatmosis als ein Mann aus Fleisch und Blut zu sehen!“
     
     
    Nicht nur Tutenchamun wurde anschließend mit einer Sänfte getragen, sondern auch sein Gefolge – und dazu gehörten im Moment nicht nur Anchesenamun, Haremhab und Eje, sondern ausdrücklich auch Herkos!
    Für den Jungen aus Kreta war es zunächst einmal ziemlich ungewohnt, sich in einer Sänfte tragen zu lassen. Vier starke Männer nahmen die Sänfte auf ihre Schultern. Es schaukelte ganz schön, und Herkos hielt sich an den Seiten fest.
    Wenn ich zu Hause auf Kreta davon erzähle, werden alle darüber lachen, dass sich ein junger Prinz hat tragen lassen wie ein alter Mann, der nicht mehr laufen kann, ging es ihm durch den Kopf.
    Schon von weitem war der große Osiris-Tempel zusehen, der sich gleich in Hafennähe befand. Außerdem gab es noch zahlreiche weitere Tempel- und Grabanlagen im weiteren Umkreis – bis zu dem schroffen, steinigen Hang, der in dieser Gegend das fruchtbare Land begrenzte. Man sah diesen Hang in der Ferne wie eine rote Mauer. Das Land dahinter lag viel höher – und es war völlig unfruchtbare Wüste. Von seiner Position in der Sänfte aus ließ sich das alles recht gut überblicken, denn das Land bis zu dem Hang war sehr flach. Immer wieder sah man verstreute Gebäude emporragen.
    Aber es gab nicht nur Tempel, sondern rings um das Hafenbecken auch eine Stadt für die Lebenden. Und Siedlungen für Handwerker, Schiffsleute und Balsamierer, Totengräber, Steinmetze und all die viele anderen Berufsgruppen, die irgend etwas mit dem Totenkult zu tun hatten.
    Ein Pharao hatte nicht nur in der Hauptstadt einen Palast, sondern auch an vielen anderen Orten im ganzen Land, sodass er dort mit seinem Gefolge wohnen könnte, wenn er zu Besuch kam, um nach dem Rechten zu schauen.
    Dieser Palast befand sich gar nicht weit vom Hafenbecken entfernt – und doch dauerte es für Herkos Geschmack viel zu lange, bis sie diesen endlich erreichten.
    Er bestand aus mehreren drei bis vierstöckigen Gebäuden,

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