Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)
von ihnen gibt!“
Einer der anderen Fischer fuhr jetzt dazwischen und herrschte den Mann, mit dem Herkos gesprochen hatte, unfreundlich an. „Red nicht so viel, sieh lieber zu, dass dein Netz wieder fertig wird, damit wir heute in der Nacht wieder hinaus auf den Fluss fahren können!“
„Ja, ja...“, knurrte der Fischer. Es schien Herkos fast so, als hätte er gerne noch weiter gesprochen, aber diese Möglichkeit bestand im Moment einfach nicht.
Herkos schlenderte an den Marktständen vorbei, wo unter anderem der Fisch, der in der Nacht gefangen worden war, gleich angeboten wurde.
Dann fiel ihm ein Mann auf, der ihm bekannt vorkam. Es war Enchkare, der schon etwas ältere Mann mit dem Haarkranz, der sich mit dem Totenpriester und Perchuf unterhalten hatte.
Enchkare war offensichtlich ein Händler.
Er war zusammen mit mehreren Gehilfen damit beschäftigt, die Ware auszulegen. Das erste, was Herkos auffiel war, dass die Ware, die er verkaufte, eine ziemlich seltsame Mischung darstellten. Einerseits war sehr viel Schmuck dabei. Amulette mit magischen Sprüchen und Edelsteine mit heilender oder magischer Wirkung. Das war nichts Ungewöhnliches. Viele Händler hier am Hafen hatten das in ihrem Angebot. Aber Herkos fielen die Möbelstücke auf, die Enchkare offenbar auch an den Mann zu bringen versuchte.
Dass ein Schmuck- und Amulett-Händler auch Möbel verkaufte, war nun wirklich sehr seltsam. Herkos war schon auf vielen Märkten gewesen, sowohl in der neuen Hauptstadt Memphis, als auch auf den Märkten so manch kleineren Ortes am Nilufer, an dem die kleine Flussflotte des Pharaos angelegt hatte.
Aber so etwas hatte er noch nicht gesehen!
Als Enchkare sich einmal in Herkos Richtung drehte, wandte sich der Junge zur Seite und zog das Tuch vor das Gesicht, das er auf dem Kopf trug. Der Händler war allerdings auch so sehr damit beschäftigt, seiner Kundschaft die Vorzüge der Karneolen zu zeigen, die auf einem der Tische ausgebreitet waren, dass er ohnehin nicht sehr aufmerksam war. „Diese Steine sind einzigartig! Sie schützen die Seelen der Verstorbenen auf ihrem Weg zu den Westlichen. Und es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch in deiner Familie der Nächste sich zu Osiris Reich aufmacht!“, so pries er die Steine gegenüber einem Kunden, der sicherlich zu den Reichen gehörte, denn er konnte sich einen Diener leisten, der ihm mit einen Sonnenschirm folgte.
In diesem Moment rannte Tjesem urplötzlich davon. Als ob ihn plötzlich etwas gestochen hatte, sprang er vorwärts. Die ganze Schnelligkeit eines Windhundes zeigte sich dabei.
Herkos sah in einiger Entfernung eine Katze, die ebenso blitzschnell zwischen den Möbeln verschwand, die Enchkare anbot. Es handelte sich vor allem um einen prächtigen, mit zahlreichen Verzierungen versehenen Tisch und dazu passende Stühle, sowie eine Truhe, die mit Schutz-Hieroglyphen versehen war.
Auf dem Tisch lag ein Teil des Schmucks, den Enchkare anbot. Tjesem riss einen der Stühle um und gab dabei dem Tisch einen so heftigen Stoß, dass ein Teil der Waren herunterfiel.
Die Katze verschwand irgendwo zwischen Menschen, Eselskarren und anderen Händlerständen. Und Tjesem ebenfalls.
Na großartig!, dachte Herkos. Offenbar hat die Katzengöttin Bastet nichts Besseres zu tun, als einen Windhund zum Wahnsinn zu treiben!
Es war natürlich völlig sinnlos, hinter den beiden sich gegenseitig jagenden Geschöpfen herzulaufen.
Stattdessen hatte Herkos eine andere Idee.
Er ging auf Enchkares Stand zu, um den sich sofort Bettler und Straßenkinder scharten, die etwas von den zu Boden gefallenen Schmuckgegenständen und Edelsteinen wegraffen wollten. Enchkares Gehilfen vertrieben sie. Der Händler selbst war bereits damit beschäftigt, die wertvollen Kleinigkeiten aufzusammeln. Dann sah er plötzlich auf und entdeckte Herkos. Nun erkannte er ihn. Da half auch das Tuch auf dem Kopf nicht mehr.
„Ich wusste doch, dass ich diese Ausgeburt der Windhundgötter schonmal gesehen habe!“, schimpfte er. „Was fällt dir ein? Bist du ein Fluchwesen, das man ausgesandt hat, um mich zu verfolgen und mir Schaden zuzufügen?“
„Nein, gewiss nicht, Herr“, sagte Herkos. „Ich helfe dir gerne dabei, den Schaden wieder zu beheben, den der Hund angerichtet hat, weil eine Katze ihm den Verstand raubte!“
„Lass das besser! Nichts anfassen!“, knurrte Enchkare.
Einer der Karneolen fiel Herkos auf. Er lag nur einen halben Schritt von ihm entfernt im Staub,
Weitere Kostenlose Bücher