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Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)

Titel: Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nächsten Tag wurde Herkos durch die Strahlen der Sonne geweckt, die durch das offene Fenster seines Gemachs fielen. Ein Gruß der Götter, dachte Herkos. Die Sonne wurde schließlich in verschiedener Weise in den beiden Ländern verehrt. Der Sonnengott Aton, den Tutenchamuns Vater Echnaton eingeführt hatte, war natürlich inzwischen verboten worden. Aber unter dem Namen Ra hatte es zuvor schon einen Sonnengott gegeben, der auch weiterhin verehrt wurde. Und da die Götter so gerne ihre Erscheinungsform wechselte erschien auch Horus manchmal in der Gestalt der Sonne – wenn er mit seiner Sonnenbarke über den Himmel zog, genau wie der Pharao mit seiner Königsbarke über den Nil.
    Nachdem Herkos etwas gegessen hatte, besorgte er sich zunächst ein Tuch, mit dem er seinen Kopf bedecken konnte. Er wollte nicht, dass sich jedermann an seine verhältnismäßig helle Haare erinnerte. Und je weniger er auffiel, desto besser. Mit einem schönen, fein gewebten Tuch um den Kopf, aber ohne irgendwelchen Gold- und Silberschmuck ging er zusammen mit Tjesem zum Hafen. Seitdem die kleine Flotte des Pharaos dort angelegt hatte, war es an den Anlegestellen ziemlich eng geworden – und sollte noch enger werden. Denn jetzt, am frühen Morgen kamen die Fischerboote zurück, die häufig in der Nacht über den Kanal zum Nil ruderten, um dort ihre Netze auszuwerfen. In der Nacht waren die Fische nämlich ruhiger.
    Händler hatten rund um das Hafenbecken ihre Stände aufgebaut. Man konnte vor allem die Dinge kaufen, die man für einen Besuch des nahen Osiris-Tempels brauchte: Räucherwerk, Edelsteine und Amulette mit angeblich wundertätigen oder heilenden Eigenschaften. Außerdem konnte man Mahlzeiten zubereiten lassen, die in den Tempeln geopfert werden durften.
    Tjesem folgte Herkos auf dem Fuß.
    „Entweder, du hast es jetzt wirklich gelernt – oder du hast nur mal ausnahmsweise einen gehorsamen Tag!“, sagte Herkos, woraufhin der Hund einmal kurz aufbellte. Herkos atmete tief durch. „Was immer auch deine Antwort nun bedeuten mag, meinst du, dass es vielversprechend sein könnte mal einen der Fischer nach diesem falschen Lotsen zu fragen? Aber wahrscheinlich hast du dazu keine eigene Meinung, oder?“
     
     
    Herkos ging zu einem der Fischer, der gerade damit angefangen hatte, zusammen mit zwei Gehilfen sein Netz zu flicken. Während der nächtlichen Ausfahrt hatte es wohl ziemlich gelitten.
    Herkos nahm sich ein Herz und fragte nach Maatmosis. Natürlich war es dem Kreter klar, dass Maatmosis vielleicht einen falschen Namen benutzt hatte. Und so gab Herkos zusätzlich eine Beschreibung ab.
    „Lotsen braucht man nur, wenn man weiter nach Süden segelt“, sagte der Fischer. „Darum gibt es auch in Abydos nur ganz wenige von ihnen. Sie könnten hier niemals genug mit ihrer Arbeit verdienen. Und den Namen habe ich noch nie gehört.“
    „Chep-meket, der neue Wesir soll diesen Lotsen  flussaufwärts gesandt haben, damit er in einem der Dörfer an Bord unseres Schiffes gehen sollte“, ließ Herkos noch nicht locker.
    Der Fischer sah Herkos stirnrunzelnd an. „Dann bist du mit den Schiffen des Pharaos gekommen!“, stellte er fest.
    „Das ist richtig“, nickte Herkos.
    „Wir haben hier alle davon gehört, dass die Barke des Pharao einen Fluch auf sich geladen hat und zerbrach! Aber die Götter scheinen auf Tutenchamuns Seite zu sein. Die Kraft des Horus hat unseren Herrscher anscheinend nicht verlassen.“
    „Woher habt ihr davon gefahren?“, fragte Herkos.
    Er zuckte die Schultern. „Alles, was sich im Fluss oder an den Ufern abspielt, spricht sich schnell herum. Gerade unter uns Fischern!“
    „Und dann soll es tatsächlich so sein, dass du nie etwas von einem Lotsen namens Maatmosis gehört hast? Er trug ein Amulett, das ihn als Lotsen ausweisen und außerdem...“
    „Frag besser den neuen Wesir“, schnitt ihm der Fischer das Wort ab. „Er ist der einzige, der diesen Lotsen geschickt haben könnte. Jedenfalls habe ich davon gehört, dass er...“
    „Was?“, hakte Herkos nach.
    „Besser ich rede nicht weiter darüber. Schließlich weiß ich auch nichts Genaues! Es sind nur Gerüchte.“
    „Gerüchte gehören allen!“, behauptete Herkos. „Also kannst du auch mir erzählen, was man unter den Fischern spricht!“
    Der Fische zögerte. „Man sagt, dass Chep-meket den Lotsen die Hälfte ihres Verdienstes als besondere Steuer wegnimmt und dass das in Wahrheit der Grund dafür ist, dass es hier in Abydos so wenige

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