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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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einverstanden war, erklärte die Church, derjenige hätte Withholds. Jede Kritik, die man vorbrachte, alles, worin man nicht übereinstimmte, letztlich also jede abweichende Meinung, lag darin begründet, dass man irgendwann etwas Schlechtes getan hatte. Auf diese Weise brachten sie die Menschen zum Schweigen. Neben der Suche in meinem jetzigen Leben riet und erwartete man von mir, dass ich auch meine ehemaligen Leben nach Withholds durchforschte, die bei mir schon früher vergleichbare Reaktionen hervorgerufen hatten.
    Ich durfte jedoch nicht einfach in frühere Leben springen. Es war ein langsamer Prozess, in dem ich alle Fragen meines Auditors in der gestellten Reihenfolge beantworten musste. Erst wenn mein E-Meter angab, dass ich mich auf einem früheren, ähnlich gelagerten Weg befand, wurde ich zum nächsten Schritt aufgefordert. Bei dieser Konzentration auf frühere Leben hatte ich immer das Gefühl, Antworten nur zu erfinden. Aber es erleichterte die Dinge auch. Wenn mir einfach keine tatsächlichen Withholds einfallen wollten, was meist der Fall war, konnte ich sehr bequem in die Fantasiewelt früherer Leben abtauchen, in denen dann alles möglich war. Manchmal fühlte ich mich dabei sogar besser, aber das dürfte vor allem daran gelegen haben, dass ich nicht über mein tatsächliches Leben sprechen musste, sondern Withholds aus einer erträumten Biografie schildern konnte, die mich nicht weiter berührten. Solange der Auditor sagte, der E-Meter zeige mich auf dem richtigen Weg, wurde nichts von meinen Erzählungen in Zweifel gezogen. Niemand überprüfte die Glaubwürdigkeit meiner Geschichten etwa mit wissenschaftlichen Mitteln.
    Viele Leute erfanden die wildesten Storys. Sie dachten sich Overts aus, in denen sie zugaben, Planeten mit Bomben in die Luft gesprengt zu haben und ähnlich haarsträubendes Zeug. Sie fantasierten sich ausgeklügelte Plots und komplexe Charaktere zusammen, die häufig kaum glaubhaft waren. Ich hielt mich da eher zurück und mied voll ausgeprägte Figuren oder vielschichtige Stories. Mir fehlte die Dreistigkeit, auf Dauer so zu tun, als wäre ich mir bei der ganzen Sache wirklich sicher. Ich verwendete meine Erinnerungen an frühere Leben gezielt dazu, eine Sitzung schneller zu Ende zu bringen.
    Oft trat in meinen vergangenen Leben bloß eine Art Kopie meiner selbst auf. Dann war ich nur ein Mädchen in einer kurzen Szene, ein kleiner Ausschnitt eines früheren Lebens, das ich in seiner Gesamtheit nie sah. Beispielsweise lebte ich angeblich vor Hunderten von Jahren als armes Mädchen, das etwas stehlen musste. Oder ich erinnerte mich, als Mädchen von einem bösen, furchteinflößenden Mann die Straße hinabgejagt zu werden, den ich am Ende umbrachte. Seinerzeit stellte ich mir tatsächlich vor, dieser Bösewicht sei ein Zeugnis aus einem früheren Leben und der Grund dafür, dass ich mich nachts fürchtete und mir ständig einbildete, verfolgt zu werden. Manchmal übernahm ich auch einfach etwas aus einem Film, den ich gesehen, oder einem Buch, das ich gelesen hatte, und gab es als mein Leben aus. Sofern meine Nadel am Ende schwebte, war ich damit zufrieden. Mit der Genauigkeit meiner Geschichten hatte der Nadelausschlag meiner Meinung nach nicht wirklich etwas zu tun. Mir wurde erklärt, meine Erinnerung an frühere Leben würde sich kontinuierlich verbessern, je höher ich auf der Brücke stieg.
    Obwohl ich mich durch die früheren Leben hindurchfantasierte, stand ich dem ganzen Ansatz keineswegs skeptisch gegenüber. Mein ganzes Leben hatte ich von vergangenen Leben gewusst. Da ich sie nicht richtig nachempfinden konnte, kam ich mir zwar ein wenig wie eine Schwindlerin vor, aber mitunter redete ich mir selbst ein, dass das tatsächlich meine früheren Leben waren, vor allem, wenn es mir dadurch gelang, die Sitzung schneller hinter mich zu bringen.
    Frühere Leben hin, frühere Leben her, die Sitzungen selbst waren grauenhaft und dauerten bis zu sechs Stunden. Mehrmals spielte ich ernstlich mit dem Gedanken, den E-Meter aus dem Fenster zu schleudern. Ständig legte Mr. Rathbun mir Worte in den Mund und zwang mich, Dinge zu gestehen, die ich überhaupt nicht getan hatte, nur damit ich ihre Fragen endlich irgendwie beantworten konnte. Reagierte meine Nadel zu langsam, musste ich essen, ob ich hungrig war oder nicht, wahrscheinlich weil die Nadel bei satten Menschen angeblich schneller reagierte.
    Besonders verstörend fand ich, dass Mr. Rathbun sich in den Pausen manchmal wie

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