Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)
Apartment, das sie sich in der Int mit Dad und den Rinders teilte, sondern sie hatte sie auch für sich ganz allein. In der Int teilten sich alle eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern, aber hier gab es drei Zimmer, die nur für meine Mom und ihre Gäste gedacht waren. Und im Bad gab es einen Whirlpool.
Als würden die vielen Zimmer nicht schon reichen, war sie auch überall mit wunderschönen spanischen Kacheln ausgestattet. Alle Möbel waren sehr elegant, und im Flur gab es einen verzierten Spiegel, unter dem eine Schüssel mit köstlichen Süßigkeiten stand. Zusätzlich zu bestickten Vorhängen hatten alle Fenster noch Jalousien. Und im Wohnzimmer stand ein Fernseher, der in einem großen Holzschrank versteckt war. Als wir in die Wohnküche gingen, wartete ein köstlicher Imbiss mit französischem Käse und Obst auf uns. Es gab hohe Gläser mit frisch gepresstem Wassermelonensaft, in denen Strohhalme steckten. Als ich den Kühlschrank öffnete, sah ich alle möglichen Delikatessen, von Pâté, die sich ziemlich ekelig anhörte, über Pfirsichsaft bis zu englischen Muffins. Ich staunte, dass uns so viele Köstlichkeiten einfach zur Verfügung standen.
Vor lauter Aufregung konnte ich mich kaum halten. Mein Gästezimmer hatte ein riesiges Bett mit einer großen, weichen Decke mit Blumendruck. Ich warf mich darauf und genoss es, dass es so herrlich roch und – im Gegensatz zu meinem Bett auf der Ranch – so weich war, dass ich geradezu darin versank. Es gab auch zwei Schränke und eine große Kommode, obwohl ich gar nicht genug Kleider dafür hatte. Selbst wenn ich meine gesamte Garderobe mitgebracht hätte, wären ein, zwei Schubladen vollkommen ausreichend gewesen, da ich normalerweise die Uniform trug. Es gab sogar ein Telefon in meinem Zimmer, sodass ich meinen Dad jederzeit anrufen konnte.
Sorgfältig breitete ich meine CD s auf der Kommode aus. Ich nahm immer Musik mit, wohin ich auch ging. Mom meinte, sie müsste noch mal ins Büro, doch sie wollte mich mitnehmen, damit ich alle kennenlernen konnte. Ich war begeistert. Zwanzig Minuten später hielten wir vor einem großen Betongebäude auf der N. Fort Harrison. Man nannte es WB , die Kurzform von West Coast Building, denn dort war das Management untergebracht, das eigentlich zum Int Management an der Westküste gehörte.
Als wir durch das Gebäude gingen, wurde meine Mom ständig mit »Hi, Sir« begrüßt. Wir fuhren mit einem alten Aufzug in ihr Büro im dritten Stock, wo viele Messengers herumflitzten.
Mom teilte sich ihr Büro mit ihrer Sekretärin Alison sowie mit Tom und seiner Frau Jenny. Tom war der Commanding Officer der CMO Clearwater, und Jenny war ebenfalls eine Führungskraft der CMO . Die Büros waren sehr schön und hatten Holzmöbel, einen braunen Teppich und Bambusjalousien. Onkel Daves riesiges Büro befand sich am Ende des Flurs, gleich neben Tante Shellys etwas kleinerem. Außerdem gab es in der Geschäftsstelle noch Räume für Onkel Daves Personal. Er und Tante Shelly waren gerade nicht da, doch die Büros standen ihnen immer zur Verfügung. Es gab auch eine kleine Küche, wo ein weiterer Imbiss auf uns wartete. Der Kühlschrank und die Schränke enthielten ebenfalls viele Köstlichkeiten. Auf der Ranch gab es keine Imbisse; wir durften uns auch zwischen den Mahlzeiten nichts aus der Küche holen. Eine meiner Freundinnen war sogar herabgestuft worden, als sie sich etwas zu essen stibitzt hatte.
Mom sagte, wir würden mit allen zusammen im Konferenzraum zu Mittag essen. Dort wartete ich bis zur Mittagspause und konnte eine Weile einem Messenger bei den Vorbereitungen zusehen. Es war ein junges Mädchen, das sich als Valeska vorstellte. »Ich hab dir einfach einen Hamburger bestellt, weil ich nicht wusste, was du gern magst«, sagte sie lächelnd.
Ein paar Minuten später kam ein älterer Mann im Smoking in den Konferenzraum, der mit starkem französischen Akzent sprach. Ich verstand nur, dass er Steve hieß, aber das vielleicht auch nur, weil Valeska es mir bereits gesagt hatte. Französisch sprechende Kellner im Smoking waren mir noch nie begegnet. Staunend sah ich zu, wie Steve sorgfältig den Teller mit meinem Hamburger und den Rest des bestellten Essens auf dem Tisch arrangierte. Wie Valeska mir erklärte, kam das Essen von Hibiscus, dem teuersten Feinschmeckerlokal im Fort Harrison Hotel, das Scientology gehörte. Im Fort Harrison übernachteten öffentliche Scientologen, wenn sie die Stadt besuchten und Dienste der Base in
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