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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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sofort um LRH s persönliche Bedürfnisse zu kümmern, sobald er zurückkam. Das Haus war ein prächtiges Backsteingebäude mit mehreren Kaminen, das in einem wunderschönen Park lag. Es war bei weitem das schönste Anwesen auf dem gesamten Stützpunkt.
    Für mich war es eine echte Offenbarung, das ganze Gelände der Int zu entdecken, aber da ich ständig an den Fehltritt meiner Mutter und den Kummer meines Vaters erinnert wurde, sehnte ich mich ziemlich schnell fort. Noch wenige Tage zuvor hatte ich mir nichts mehr gewünscht, als der Flag zu entfliehen; aber jetzt, nach allem, was geschehen war, war ich sehr erleichtert, als Mr. Headley und ich nach Clearwater zurückmussten. Es war ganz gleich, was mich in Clearwater erwartete und welche Schwierigkeiten ich bei der CMO hatte, ich wollte nur weg von der Int und alle Probleme hinter mir lassen.
    Trotzdem bestand Dad darauf, dass ich zu Weihnachten nach Kalifornien zurückkommen würde. Ich gehorchte widerwillig, blieb aber einen Großteil der Feiertage auf der Ranch. Zuerst ärgerte ich mich, dass ich in der Cadet Org bleiben musste, schließlich war ich doch jetzt ein Sea Org-Mitglied, obwohl mein Dad das anders sah. Aber nach einer Weile sehnte ich mich in die Zeit vor der CMO zurück, weil ich die Freundschaft mit den anderen auf der Ranch genoss. Hier waren die Menschen, die mich wirklich kannten. Sie waren mit mir zusammen aufgewachsen und verstanden mich auch ohne große Worte.
    Bei der alljährlichen Bier-und-Käse-Weihnachtsparty stand ich gerade mit ein paar Freunden von der Ranch zusammen, als Dad zu mir kam und mich beiseite nahm.
    »Onkel Dave will dich sehen«, sagte er mit drängender Stimme. »Er ist im Billardzimmer.«
    Nervös bahnte ich mir einen Weg durch den Speisesaal bis zu Onkel Daves Privaträumen. Als ich dort eintrat, fragte er mich, wie es mir ergangen war, schien aber kaum auf meine Antwort zu achten. Nach ein paar Minuten entschuldigte er sich.
    »Verzeih mir, Jenny, dass ich so abgelenkt bin. Aber ich wollte etwas Wichtiges mit dir besprechen.« Er legte eine Pause ein, als wollte er sehen, wie ich auf seine Eröffnung reagieren würde. Dann fuhr er fort: »Deine Mutter hat mich gebeten, dich sehen zu können.«
    Das überraschte mich ein wenig, da ich seit Monaten nichts mehr von ihr gehört hatte. Doch als mein Dad gesagt hatte, dass Onkel Dave mich sprechen wollte, hatte ich mir schon so etwas gedacht. Onkel Dave schien der Einzige zu sein, der Kontakt zu ihr hatte. Zwar war ich nicht wütend auf sie, aber ich fürchtete mich vor peinlichen Geständnissen über ihre Affäre mit Don, falls ich sie sehen sollte.
    Als ich über Onkel Daves Eröffnung nachdachte, musste ich mir eingestehen, dass ich sie eigentlich nicht sehen wollte. Und zwar nicht, weil ich wusste, was Onkel Dave hören wollte, sondern weil ich selbst einfach nichts mehr mit der ganzen Angelegenheit zu tun haben wollte. Ich hatte keine Lust darauf, mit ihr zusammenzusitzen und alles noch einmal durchzukauen, und vor allem hatte ich keine Lust auf all die verwirrenden Gefühle, die bei diesem Gespräch unweigerlich aufkommen würden. Ich war nicht wütend auf sie, ich wollte nur – so wie es mir beigebracht worden war – die Emotionalität der Situation vermeiden. Es sollte einfach alles normal sein.
    »Ehrlich gesagt, möchte ich sie nicht sehen«, bekannte ich. »Ich hoffe, es geht ihr gut, und wünsche mir, dass sie das Programm erfolgreich durchläuft. Wenn sie damit fertig ist, können wir die ganze unschöne Angelegenheit hinter uns lassen. Und keiner von uns muss noch einen Gedanken daran verschwenden.«
    »Du hast Recht, Jenny«, sagte Onkel Dave erleichtert. »Sie muss einfach das Programm absolvieren – das wird das Beste für sie sein. Vielleicht verleiht es ihr zusätzlich Motivation, wenn sie hört, was du dazu denkst. Bis jetzt war sie nicht besonders kooperativ.«
    Das überraschte mich nicht. Einerseits war sie eine hochrangige Führungskraft, die sich hochgearbeitet hatte und wusste, dass der leichteste Weg zum Erfolg Gehorsam war; andererseits war sie eine starke, oft eigensinnige Frau. Die Frage war nur, wie weit sie in ihrem Widerstand gehen würde. Sie wusste so gut wie jeder andere, dass ihr kaum eine andere Wahl blieb. Entweder sie ging in die RPF , oder verließ die Sea Org für immer.
    »Ich möchte, dass du ihr einen Brief schreibst«, sagte Onkel Dave, »damit sie weiß, dass es dein Wunsch ist, sie nicht zu sehen, und nicht meiner.«
    Er

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