Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)
noch nicht fertig. »Dann wiederhole ich die Frage: Ist ein Geheimnis übersehen worden?«, sagte sie roboterhaft.
So ging das stundenlang weiter, wie ein Verhör, nur dass ich nicht wusste, weshalb ich angeklagt war. Ich begriff nicht, was das sollte und worum es eigentlich ging. Hatte es etwas mit meiner Mom zu tun? Was genau hatte ich falsch gemacht? Als schließlich klar war, dass das Ganze zu nichts führen würde, weigerte ich mich einfach, noch etwas zu sagen. Also beendete sie die Sitzung mit der Bemerkung, sie würde mich ans Ethik-Department überstellen, weil ich Antworten verweigert hätte, bei denen der E-Meter anzeigte, dass ich sie wüsste.
»Schön«, sagte ich, erleichtert, endlich entkommen zu können, obwohl ich wusste, dass ich in großen Schwierigkeiten steckte. Als Nächstes ging ich, wie es nach jeder Sitzung vorgeschrieben war, zum Prüfer.
»Danke sehr, die Nadel schlägt regelmäßig aus«, erklärte er wie immer. Wenn die Nadel regelmäßig ausschlug, hieß das, man war glücklich und erleichtert, aber nichts hätte unzutreffender sein können: Noch nie war ich so beunruhigt gewesen. Mr. Townsend befahl mir, im Auditing-Zimmer zu warten, bis mich jemand vom Ethik-Department abholen würde.
Kurz darauf wurde ich zum WB eskortiert und bekam unterwegs eine Strafpredigt für meine mangelnde Kooperation mit Mr. Townsend. Schon bald erreichten wir das WB , wo ein paar Minuten später Anne Rathbun, eine andere hochrangige RTC -Abgeordnete, zu mir kam. Ich kannte sie, weil sie mehrere Jahre in Onkel Daves Büro gearbeitet hatte und mit Marty Rathbun, Onkel Daves wichtigstem Lieutenant verheiratet war. Sie erklärte mir, Mr. Townsends Sitzung sei zu hart gewesen, daher würde ich noch eine Sitzung mit einem anderen Auditor bekommen.
Der nächste Auditor, Mr. Angie Trent vom RTC , war viel freundlicher. Sie stellte eine Reihe Fragen von einer vorbereiteten Liste, und wenn der E-Meter anschlug, sah sie mich an. Diese Sitzung verlief wesentlich besser. Danach versprach sie mir, dabei zu helfen, etwas über den Verbleib meiner Mutter zu erfahren.
Ich versuchte, mich wieder auf meine Kurse zu konzentrieren, so schwer es auch war. Tröstlich war nur der Umstand, dass mir jemand zur Seite stand, den ich kannte. Claire Headley war einer meiner Supervisoren gewesen, als Justin und ich als Zwillinge auf der Int einen Kurs absolviert hatten, und obwohl ich meine Schwierigkeiten gehabt hatte, war sie immer optimistisch und ermutigend gewesen. Sie war älter als ich, trotzdem waren wir gute Freunde geworden. Seitdem war sie befördert worden, hatte eine Stelle beim RTC bekommen, half jetzt bei der Umsetzung des Goldenen Zeitalters der Technologie und musste mit Mr. Headley angesprochen werden. Obwohl wir befreundet waren, musste ich sie mit »Sir« anreden, denn jetzt war sie eine RTC -Abgeordnete, die man zu respektieren und zu fürchten hatte.
Trotzdem half sie mir, mich zu beruhigen und mich wieder auf mein Studium konzentrieren zu können. Wochen vergingen, ohne dass ich etwas von meiner Mom hörte, aber Mr. Headley versicherte mir immer wieder, sie versuche, Informationen für mich zu bekommen. Eines Samstagmorgens, während wir unsere Wohnungen auf Hochglanz bringen mussten, kam Mr. Headley zu mir und erklärte, wir würden am nächsten Morgen zusammen zur Int fliegen, um herauszufinden, was mit meiner Mutter geschehen war. Ich war geschockt, aber glücklich. Mr. Headley freute sich ebenfalls, weil sie auf der Int ihren Mann sehen konnte, von dem sie sich trennen musste, als sie zum RTC auf der Flag geschickt worden war.
Wir flogen nach L. A. und fuhren zum Stützpunkt. Mr. Headley brachte mich zur Wohnung meiner Eltern und verschwand, sobald Dad kam, um uns etwas Privatsphäre zu geben.
»Wie geht es dir?«, fragte er und streckte die Arme nach mir aus.
Ich versuchte, die Fassung zu bewahren, doch als ich den Mund öffnete, um zu antworten, spürte ich schon, wie mir die Tränen kamen. Gedanken und Gefühle sprudelten unsortiert aus mir heraus, als ich ihm sagte, wie sehr ich mich um Mom sorgte, weil ich sie einfach nicht hatte erreichen können. Ich erzählte ihm auch von meiner schrecklichen Sitzung mit Mr. Townsend.
»Das tut mir leid«, sagte er und sah mir in die Augen. »Aber in einer Lage wie dieser gehört eine Sitzung wie die mit Mr. Townsend zur Standardprozedur. Das ist zwar unangenehm, aber notwendig.«
Ich wich zurück, verärgert, dass er für sie Partei ergriff, aber auch
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