Mein Geheimnis bist du
»Gut, gut. Sie haben mich überzeugt. Und ich verspreche mich zu bessern und Sie weniger . . .«, erneutes Schmunzeln, ». . . emotional zu belasten.«
Mareike hielt ihr Versprechen. Zwei Wochen schon lag das Gespräch in ihrem Büro zurück, und Andrea konnte nicht ein Beispiel benennen, wo Mareike sie mit ihrer schnippisch provokativen Art in Verlegenheit gebracht hatte. Ein wenig vermisste Andrea das Auf und Ab der Gefühle, die das in ihr verursacht hatte. Andrea war die »neue« Mareike auch ein wenig unheimlich. Sie war schon fast zu zahm. Andrea konnte sich nicht verkneifen, Mareike hin und wieder, wenn diese es nicht bemerkte, kritisch zu beobachten. Wenn sich ihre Blicke zufällig kreuzten und Mareike ihr mit einem Lächeln oder einem Augenzwinkern begegnete, senkte Andrea dann verlegen den Kopf.
»Na, müde?«, fragte Mareike.
Nach einem langen Tag, an dem freundliche, zuvorkommende Menschen Andrea und Mareike durch Grimms Zentrale geführt hatten, ihnen Einsicht in die aktuellsten Teilbilanzen gewährten und Fragen zu aktuellen Projekten beantworteten, also nach einem Tag randvoll gestopft mit Zahlen und Statistiken, verließen sie jetzt das Gebäude, jede Menge Papier im Gepäck.
»Ein wenig«, gab Andrea zu. Ein schiefes Lächeln folgte. »Für eine Party reicht es jedenfalls nicht mehr.«
»Für einen Kaffee vielleicht?«
»Ja, warum nicht.«
»Hier um die Ecke gibt es ein Restaurant.«
Noch war nicht viel Betrieb in dem stillen, gemütlich wirkenden Lokal. Sie setzten sich an einen der kleinen Tische. Andrea streckte stöhnend die Beine aus. »Meine Füße fühlen sich an wie Betonklötzer, und in meinem Kopf schwirrt alles durcheinander.«
Mareike stützte ihre Arme auf den Tisch, rieb sich die Schläfen. »Ich weiß, was Sie meinen.«
Die Kellnerin kam, und sie bestellten Kaffee.
Mareikes Handy klingelte. »Holländer«, meldete sie sich, hörte eine Weile zu. »Ich weiß nicht, ob ich dir da weiterhelfen kann«, meinte sie schließlich. Während Mareike weiter zuhörte, legte sich ihre Stirn mehr und mehr in Falten. »Ich schuldete dir einen Gefallen. Nebenbei gesagt, dachte ich, als wir die Abmachung eingingen, nicht an so etwas.« Sie hörte wieder zu. Dann ein knappes: »Wenn du meinst.« Damit beendete Mareike das Gespräch.
»Das war Renate«, sagte sie leise.
»Wie es sich anhörte, mit einem Problem«, meinte Andrea.
Ein langer Blick von Mareike traf sie. »Das wissen Sie doch besser als ich. Immerhin haben Sie ihr eine Mahnung ins Haus geschickt. Nach nur einer Woche Fristüberschreitung.«
Es war Andrea nicht möglich, Mareikes Stimmung auszuloten. Die klang eigentlich wie die Ruhe selbst, aber eingedenk der Vehemenz, mit der sie sich für Renates Kredit eingesetzt hatte, durfte diese nur aufgesetzt sein. Andrea seufzte. Eine erneute Auseinandersetzung mit Mareike schien unvermeidlich.
Adé Harmonie. Leb wohl, Entspannung. Hallo, ihr lieben guten alten Zeiten.
»Ich habe Renates Angelegenheit in die erfahrenen Hände von Frau Schramm gelegt. Sie ist unsere Spezialistin für säumige Zahler«, sagte Andrea sachlich. »Besonders in Wiederholungsfällen.«
»Aber es ist Renates erste Rate. Und der Termin ist nur um eine Woche überschritten.« Mareike war immer noch ganz ruhig.
Die Kellnerin brachte den Kaffee. Andrea wartete, bis sie ging, und nahm innerlich schon mal eine Abwehrhaltung ein. »Es ist die Aufgabe meiner Abteilung, die Außenstände einzutreiben. Und wir wissen doch beide, dass in diesem Fall sofortiges Reagieren der beste Rat ist.«
Mareike schaute Andrea eindringlich an. »Was hat Renate Ihnen eigentlich getan, dass sie so schlecht auf sie zu sprechen sind?«
»Sie hat mir nichts getan. Wir waren eine Zeit zusammen, es hat nicht geklappt, unsere Wege trennten sich. Ich bin nicht schlecht auf sie zu sprechen. Ich mache lediglich meinen Job. Den Sie mir mit Ihrer Entscheidung, Renate den Kredit zu gewähren, nicht erleichtert haben, ehrlich gesagt.«
Trotz des in Andreas Worten enthaltenen Vorwurfs lächelte Mareike.
»Ich kann jedenfalls für Renate keine Sonderregelung machen«, fuhr Andrea fort. »Ich nehme an, das wollten Sie als Nächstes vorschlagen.«
Mit Mareikes anhaltender Gelassenheit würde es nun sicher gleich vorbei sein.
»Ja, das dachte ich mir schon«, war jedoch alles, was Mareike erwiderte. Sie trank genüsslich einen Schluck Kaffee.
»Und sollten Sie mit dem Gedanken spielen, etwas in diese Richtung anzuordnen, müsste ich
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