Mein Geliebter aus den Highlands
nach der Hochzeit abreisen«, sagte Artan, und Lucas grunzte zustimmend.
»Hochzeit? Welche Hochzeit?«, fragte sie, aus ihren Gedanken gerissen.
»Zwischen dir und diesem Bürschlein.«
Ewan unterdrückte ein Lachen. Es gab vermutlich nur wenige Leute, die Gregor ein Bürschlein nannten. Die Blicke ihrer Brüder gaben Alana deutlich zu verstehen, dass sie einen Streit in Kauf nehmen würden, und sie beschloss, sie nicht zu enttäuschen. Natürlich wollte sie nichts lieber, als Gregor zu heiraten. Aber sie wollte, dass er freiwillig vor den Altar trat und nicht von ihren Brüdern dorthin gezerrt wurde. Zwischen ihnen hatte es schon genügend Probleme gegeben. Auf eine erzwungene Hochzeit und all den Ärger und Verdruss, der mit so etwas einherging, konnte sie wahrhaftig verzichten.
»Nay. Ihr habt keinen Grund, eine Ehe zwischen mir und Gregor zu verlangen.«
»Cousin Matthew war anderer Meinung.«
Alana nahm sich vor, ihrem Cousin sobald wie möglich einen Brief zu schreiben und ihn wegen seiner Geschwätzigkeit zu tadeln. »Nun, Cousin Matthew weiß nicht, wovon er spricht.«
»Der Bursche hier hat dir seine Zunge in den Rachen gesteckt«, sagte Artan und musterte sie eingehend über den Rand seines Bechers, aus dem er gerade einen tiefen Schluck genommen hatte.
Alana lief hochrot an. »Das bedeutet nicht, dass er mich heiraten muss. Ihr habt bestimmt schon einer ganzen Reihe von Frauen die Zunge in den Rachen gesteckt, ohne sie zu heiraten.« Was redete sie da nur? Es war alles die Schuld ihrer Brüder.
»Die meisten gehörten nicht zu der Sorte Frauen, die ein Mann heiratet. Du hingegen schon.«
»Ein Mann sollte ein Mädchen nicht heiraten müssen, nur weil er sie im Garten geküsst hat!« Wie immer, wenn sie mit ihren Brüdern stritt, rannte Alana mit dem Kopf gegen die Wand.
Es reichte ihr. »Ich glaube, dieses Gespräch führt uns nicht weiter«, sagte sie würdevoll und stand auf.
»Lass uns ruhig allein, Mädchen«, meinte Lucas. »Wir haben nichts dagegen, das Gespräch mit Gregor weiterzuführen. Der Mann kann sich offenbar nicht entscheiden, wie er heißt, aber ich vermute, dass wir ihn schon zur Vernunft bringen werden.«
Alana setzte sich rasch wieder. Oft arteten solche Gespräche mit ihren Brüdern in ein Handgemenge aus, und sie hatte das Gefühl, dass die MacFingals sich wohlgemut auf so etwas einlassen würden.
»Bei solchen Brüdern sieht man sich ständig nach etwas um, was man ihnen auf den Kopf dreschen könnte, stimmt’s?«, murmelte Fiona.
»Wie recht du hast. Etwas sehr Schweres, aber nicht so schwer, dass man sie nicht mehrmals damit schlagen könnte.« Alana übersah das breite Grinsen ihrer Brüder.
»Es besteht nicht die geringste Notwendigkeit, eine Ehe zu erzwingen. Es ist mir egal, was Bruder Matthew euch gesagt hat. Er war nicht bei uns in der Hütte, in der wir übernachtet haben. Und nur weil zwei Menschen eine Hütte teilen, heißt das noch lange nicht, dass sie sonst noch etwas teilen. Meine Güte – in der ersten Woche, die ich mit Gregor verbracht habe, dachte er, ich wäre ein Kind. Er hat mich vor den Gowans gerettet und auf dem Weg hierher für meine Sicherheit gesorgt. Mehrmals hat er mir sogar das Leben gerettet. Ihr solltet euch schämen, seine Ehre anzuzweifeln.«
»Das hast du schön gesagt, Mädchen«, lobte Gregor. Allerdings war nicht zu überhören, dass er gegen das Lachen ankämpfte.
Sobald sie mit ihren Brüdern fertig war, würde sie Gregor verprügeln, beschloss Alana. »Es gehört sich nicht, sich als Gast so zu benehmen, wie ihr das tut. Das hat uns Maman sehr oft gesagt.«
Einen Moment lang wirkten ihre Brüder verunsichert. Dann jedoch kniff Lucas die Augen zusammen, und Alana wusste, dass diese List, ihre Brüder zum Schweigen zu bringen, versagt hatte.
»Die Ehre eines Mannes erfordert es, dass er ein Mädchen aus einer guten Familie heiratet, wenn er mit ihr getändelt hat«, sagte Lucas.
»Aha! Jetzt zweifelt ihr also meine Ehre an!«
Gregor konnte nicht anders, er musste grinsen bei dem Streit, der nun erfolgte. Alana belog ihre Brüder zwar nicht, und sie stritt auch nicht ab, was zwischen ihnen vorgefallen war. Doch sie gab es auch nicht zu. Als sie sich weigerte, ihn zu heiraten, hatte er dies im ersten Moment als Ablehnung aufgefasst, mit der er im Grunde schon fast gerechnet hatte. Doch dann begann er zu begreifen, worum es ihr ging. Sie wollte nicht unter Zwang heiraten, und das konnte er gut verstehen. Solange er nicht
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