Mein Geliebter aus den Highlands
einem Dach«, erklärte Gregor unumwunden.
»Sie entstammt einer angesehenen Familie«, empörte sich Matthew.
»Ich weiß. Ich weiß auch, dass man ein solches Mädchen heiraten sollte. Doch das müssen wir erst noch beschließen. Sie ist zweiundzwanzig. Also ist sie kein junges, süßes Mädchen mehr, das sich gerade erst vom Rockzipfel ihrer Mutter gelöst hat.«
»Nichtsdestotrotz ist sie unschuldig.«
Gregor beschloss, dass es nicht ratsam war, diese Meinung richtigzustellen. Und vielleicht bezog sich Bruder Matthew ja auch gar nicht auf Alanas körperliche Unschuld. Aber in einem hatte er recht: Alana gehörte nicht zu den Frauen, die ein Mann nur zu seinem Vergnügen benutzen und dann wieder verlassen konnte. Als ihr Verwandter hatte der gute Mönch alles Recht dieser Welt, aufgebracht und besorgt zu sein. Vielleicht sollte Gregor der Fairness halber doch mit offenen Karten spielen? Auf den letzten Meilen hatte er sich immer wieder gesagt, dass er ein Vollidiot wäre, wenn er Alana nicht heiratete. Das sagte er nun auch Bruder Matthew, und außerdem berichtete er ihm von seinem Problem namens Mavis.
»Aha, verstehe.« Bruder Matthew runzelte die Stirn. »Aber seid Ihr denn ganz sicher, dass Ihr nicht bereits rechtmäßig verlobt seid?«
»Aye. Es wurden weder Gelöbnisse abgelegt noch Dokumente unterzeichnet. Ich habe Mavis nicht einmal gefragt, ob sie mich heiraten will. Aber natürlich war klar, dass ich in der Absicht, sie möglicherweise zu heiraten, zu ihr gekommen war. Deshalb finde ich, dass ich ihr eine Erklärung schulde, warum ich diese Absicht nicht mehr weiter verfolgen will.«
»Das finde ich auch.« Bruder Matthew schüttelte seufzend den Kopf. »Ich bete für Euch, dass Alana nicht alles herausfindet, bevor Ihr ihr alles gebeichtet habt, was Euer Herz verbirgt.« Damit verabschiedete er sich und ging.
Bruder Matthews Worte verfolgten Gregor, als er zum Brunnen ging, einen Eimer Wasser heraufzog und sich wusch. Es war riskant, nicht offen mit Alana zu reden über das, was er wollte und was er zu tun gedachte. Das leuchtete ihm ein. Aber dieses Risiko musste er auf sich nehmen; denn er befürchtete, dass sich Alana von ihm entfernen würde, wenn er ihr von Mavis erzählte. Und sei es nur deshalb, weil sie dann das Gefühl hatte, er sei nicht völlig ungebunden. Das durfte er nicht zulassen.
»Ist mein Cousin sehr böse?«, fragte Alana, sobald Gregor zurückgekehrt war.
»Nay. Ich glaube, deine Schwester hat ihm die gleichen Sorgen bereitet. Das sollte dich also nicht weiter beunruhigen. Als dein Verwandter hat er natürlich das Gefühl, dass er solchem Verhalten nicht einfach tatenlos zuschauen kann. Übrigens –draußen gleich neben dem Häuschen gibt es einen Brunnen, falls du dich waschen willst.«
Alana eilte hinaus, und Gregor schürte ein Feuer an. Heute Nacht würden sie sich in einem richtigen Bett lieben. Darauf freute er sich schon sehr. Ein ordentliches Feuer würde die nächtliche Kälte bannen und ein wenig Licht spenden.
Bruder Matthews Worte beunruhigten Gregor allerdings noch immer. Es bestand eine winzige Chance, dass Alana doch von sich aus die Wahrheit herausfand, die er vor ihr verbarg. Auch ohne zu wissen, wie tief ihre Gefühle für ihn gingen, war ihm klar, dass sie das sehr verletzen würde. Und das konnte ihn teuer zu stehen kommen. Sie würde es als einen Verrat betrachten, als eine Lüge, die so groß war, dass sie alles in Frage stellen würde, was er in der Zeit ihres Zusammenseins gesagt oder getan hatte. Er musste sie unbedingt an sich binden mit allem, was ihm zu Gebote stand. Aber er durfte ihr nichts versprechen, bis er alle Verbindungen zu Mavis aufgelöst hatte. Als Alana zurückkehrte, kam ihm sofort die passende Idee.
Alana errötete unter Gregors Blick. Es war klar, woran er gedacht hatte, während sie sich draußen vom Staub der Reise befreite. Einen Moment lang war sie verlegen. Ihr Cousin wusste sicher, wie die Dinge zwischen ihr und Gregor standen. Aber sie hatte beschlossen, Bruder Matthew nichts vorzumachen, nur um seine Sorgen zu beschwichtigen. Im Übrigen vermutete sie, dass er nicht so fromm war, als dass er ihr Verhalten verurteilte. Außerdem kannte er die Murray-Frauen zu gut, um sie deswegen unter Druck zu setzen.
Gregor stand auf und kam langsam auf sie zu. Er pirschte sich an wie eine Raubkatze. Alana erbebte unter der Macht des sinnlichen Versprechens, das in seinen Augen glitzerte. Er umarmte sie und schenkte ihr ein
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