Mein Geliebter aus den Highlands
sagte. Wenn Keira tatsächlich vergewaltigt worden wäre, hätte sie es gefühlt. Solche Brutalität hätte sie als Zwillingsschwester am eigenen Leib gespürt. Sie wäre sich Keiras Schmerzen bewusst gewesen. Doch das erklärte die Angst, die Keira gequält hatte, als sie in dieser Hütte weilte.
»Keira hat sich hier erholt«, fuhr Bruder Matthew fort. »Anfangs wohnte sie im Gästebereich innerhalb des Klosters. Als sie sich allein versorgen konnte, habe ich ihr geraten, in diese Hütte zu ziehen.«
Ein rascher Blickwechsel mit Gregor zeigte Alana, dass er dasselbe dachte wie sie: Einer der Mönche hatte wohl Probleme mit seinem Keuschheitsgelübde bekommen und hatte Keira das Leben schwer gemacht. Doch Alana sagte nichts. Sie wartete darauf, dass ihr Cousin mit seinem Bericht fortfuhr.
»Keira hatte einen Traum von einem Mann, der Hilfe brauchte«, sagte Bruder Matthew. »Es war Liam Cameron.«
Gregor richtete sich auf. »Liam? Was ist meinem Cousin widerfahren?«
Bruder Matthew schüttelte betrübt den Kopf. »Er wurde übel verprügelt und fiel dann einen Abhang hinunter. Vielleicht wurde er auch hinabgestoßen. Dabei hat er sich das Bein gebrochen. Hinter dem Ganzen steckte eine Frau. Sie war eifersüchtig, weil sie glaubte, dass er – äh, sich um ihre Schwester bemüht hatte, nicht aber um sie. Die Ladies sind beide verheiratet.«
»Nay, das kann nicht sein. Liam treibt es nie mit verheirateten Frauen.« Gregor grinste ein wenig, als Bruder Matthew über seine Direktheit errötete.
»Ich weiß. Er hat sich vollständig von seinen Verletzungen erholt. Keira hat ihn gepflegt. Sie hat heilende Hände, müsst Ihr wissen. Dann tauchte diese Frau hier auf. Sie war auf der Suche nach Liam. Ihr eifersüchtiger Gemahl war ihr auf den Fersen und forderte Liams Blut. Liam und Keira flohen nach Scarglas.« Er blickte auf Alana. »Vor seiner grausamen Ermordung musste Keira ihrem Gemahl schwören, dass sie den Leuten von Ardgleann helfen würde, Rauf Mowbray zu vertreiben. Sie fand es an der Zeit, diesen Schwur zu erfüllen. Liam versprach, ihr dabei zu helfen, und meinte, seine Verwandten würden ihm bestimmt gern beistehen.« Er zog einen Brief aus seiner Kutte und reichte ihn Alana. »Soeben habe ich einen ausführlichen Bericht über alles erhalten, was passiert ist, nachdem die beiden das Kloster verlassen haben. Keiras Worte schildern die Vorfälle weit besser, als ich es vermag.«
Alana las den Brief zwei Mal, bevor sie ihn an Gregor weiterreichte. Keira hatte die Ereignisse mit erstaunlich nüchternen Worten beschrieben. Es würde ihr sicher nichts ausmachen, wenn ihr Brief noch von anderen gelesen wurde. Über Keiras Gefühle zu ihrem neuen Gemahl oder über die Untaten, die an den Menschen von Ardgleann verübt worden waren, stand kaum etwas in dem Brief. Manche Angelegenheiten wirkten noch ungeklärt, und Alana spürte die Sorgen und Zweifel ihrer Schwester hinter dem nüchternen Bericht deutlich. Die Bedrohung in Gestalt von Rauf Mowbray war beseitigt, und Ardgleann würde sich wieder erholen, aber offenbar war Keira noch immer bedrückt.
Greogor runzelte die Stirn, als er den Brief las. Die Handschrift und die Worte von Alanas Schwester wirkten klar, doch der Brief enthüllte nahezu keine Gefühle. Er las sich wie der kühle Bericht eines Verwalters und nicht wie der Brief einer jungen Frau, die ihren schlimmsten Feind hatte fallen sehen und einen Mann wie Liam geheiratet hatte. Er hegte den Verdacht, dass Keira Murray MacKail, mittlerweile Cameron, etwas verbarg.
Ein kurzer Blick auf Alana zeigte ihm, dass auch sie beunruhigt wirkte. Liam war zweifellos der schöne Mann, den sie in ihren Träumen gesehen hatte. Die meisten Frauen hätten ihre Großmutter verkauft, wenn sie dafür einen Mann wie Liam zum Gemahl bekommen hätten. Aber Keiras Brief offenbarte keine Spur von Freude über diese Ehe. Was Alana wohl davon hielt? Liam war verwandt mit ihm und hatte aus der Ehe mit Keira zweifellos großen Nutzen gezogen. Wenn er schon spürte, dass etwas nicht stimmte, dann spürte Alana es bestimmt umso mehr. Ärger zwischen ihm und Alana, weil einer seiner Verwandten ihre Schwester unglücklich machte, war das Letzte, was Gregor wollte.
»Liam Cameron ist ein guter Mann, Cousine«, sagte Bruder Matthew leise. »Er wollte Mönch werden und hat eine ganze Weile bei uns im Kloster gelebt. Aber dann fühlte er sich doch nicht dazu berufen.« Mit einem gedankenverlorenen Lächeln nahm er Gregor den Brief
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