Mein geliebter Maerchenprinz
sanfter Stimme.
Seine Sorge und vor allem seine plötzliche Nähe und Berührung überraschten sie, und Regina wich unwillkürlich vor ihm zurück. „Nein, mir ist nicht übel. Ich habe dir gesagt, dass alles in Ordnung ist. Und ich bin vollkommen glücklich! Was sollte denn nicht in Ordnung sein? Ich liebe es, zu einer Vernunftehe gezwungen zu werden, noch dazu von einem Mann, der sich für etwas Besseres hält, der mich hasst und immer hassen wird. Dessen ganze Familie mich in alle Ewigkeit hassen wird.“ Sie hielt sich beide Hände vor das Gesicht und brach in Tränen aus.
„Ich hasse dich nicht“, sagte er leise und bedrückt.
War er genauso unglücklich wie sie? Trauerte er auch um alles, was sie verloren hatten? Der Gedanke war natürlich absurd. Regina seufzte tief. Einen verrückten Augenblick lang hätte sie sich ihm am liebsten an die Brust geworfen und ihn angefleht, ihr zu verzeihen. Sie wollte ihm über das dunkle Haar streichen, um ihn zu trösten, und sich an ihn schmiegen, um selbst Trost zu finden. Sie sehnte sich mit jeder Faser ihres Seins danach, ihn zu küssen.
Doch ihre Angst davor, dass er sie zurückweisen könnte, ließ sie all diese Gedanken verwerfen, und statt ihn zu umarmen oder wenigstens sein Gesicht zu berühren, wie er es getan hatte, wandte sie sich ab und saß steif und abweisend da.
Er stellte die Weinflaschen auf den Sitz ihnen gegenüber, und Regina spürte, wie er sie ansah, aber sie wagte es nicht, den Blick zu heben. Sie war noch zu aufgebracht und würde sich womöglich wieder lächerlich machen und erneut in Tränen ausbrechen.
Als die Limousine vor dem Haus ihrer Eltern hielt und Regina mit Nico auf die Haustür zuging, klopfte ihr Herz bis zum Hals, so sehr graute ihr vor dem Abend, der ihr bevorstand.
Nico klingelte und sagte ruhig: „Es wird alles leichter werden, wenn du ein bisschen lächeln und so tun könntest, als seist du glücklich.“
„Leichter für dich, meinst du! Deine Sorte lernt ja schon früh, der Welt falsche Gefühle vorzumachen. Ich habe so etwas aber nicht gelernt. Tut mir sehr leid!“
Er presste kurz gereizt die Lippen zusammen. „Du bist eine glückliche Braut, vergiss das nicht. Deine Eltern werden sich nur Sorgen machen, wenn sie die ganze Wahrheit erfahren. Willst du das etwa? Ich dachte, du möchtest deinen Vater stolz machen?“
Was bedeuteten Nico denn die Gefühle ihres Vaters? Und trotzdem glaubte sie etwas in seiner Stimme gehört zu haben, das sie zögern ließ. Was, wenn sie ihm doch nicht völlig egal war?
„Wenn das Glück doch ein Gefühl wäre, das man je nach Wunsch an- und ausknipsen könnte“, sagte sie wehmütig und dachte an die dunkle Meeresgrotte, in der sie vor Anker gegangen waren und in der es so still geworden war, nachdem er den Motor ausgestellt hatte. Sie erinnerte sich, wie sie im Dunkeln in Nicos Armen gelegen hatte, während das Boot geschaukelt hatte, als lägen sie in einer Wiege.
„Ja, wenn“, sagte er sogar noch wehmütiger als sie.
„Ich habe das Gefühl, von einem Mann entführt zu werden, den ich nicht kenne.“
„Ich fühle mich auch wie in einer Falle.“
„Ich wollte dich nie so …“
Unglücklich machen, fuhr sie in Gedanken fort, denn in diesem Moment öffnete ihr Vater die Tür, breitete die Arme aus und drückte Nico herzlich an sich. Dann umarmte er Regina und küsste sie auf beide Wangen. So begrüßte er sonst nur Susana.
Hinter ihm konnten sie sehen, dass das ganze Haus festlich erleuchtet war, es duftete nach Blumen und Basilikum von den Blumenbeeten ihrer Mutter. Ginas hohes Stimmchen drang aus dem Garten zu ihnen.
Constantin Tomei begriff nicht wirklich, wer Nico war. Er wusste auch nichts über die riesige soziale Kluft, die seine Familie von Nicos trennte. Er zeigte sich kein bisschen eingeschüchtert von dem teuren Wein oder der Tatsache, dass Nico ein Prinz war. Aber Nico wurde wie ein Ehrengast behandelt.
Es duftete nach Olivenöl, Tomaten und Käse, und dann hörten sie Reginas Mutter und Susana und die Kinder in der Küche miteinander sprechen und lachen.
Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen kam ihre Mutter jetzt an die Tür und nahm dabei ihre Schürze ab. Da sie keine Klatschblätter las, wusste sie nichts über Nico und behandelte ihn freundlich wie ihresgleichen. Sie bedankte sich für den Wein, einen für jeden Gang, und ging wieder in die Küche.
„Nun ja, er ist eine ziemlich gute Partie, daran gibt es keinen Zweifel“, sagte ihr Vater
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