Mein Geliebter, mein Prinz
verzierte Kleid mitgebracht, das sie bisher kaum getragen hatte. Ella war nicht sicher, wofür sie es aufhob. Nachdem sie lange hin und her überlegt hatte, zog sie es jedoch an. Der romantische und feminine Schnitt schmeichelte ihrer Figur, genau wie die kurzen Ärmel bei den sommerlichen Bedingungen perfekt waren. Ella war versucht, sich einen Zopf zu flechten, weil es zu dem Kleid passte. Doch schließlich entschied sie sich dagegen und trug das Haar offen. Mädchenhaft süß wollte sie nicht aussehen.
Mit zehn Minuten Verspätung kam Ella in die Hotelhalle, wo Nico schon auf sie wartete. Er saß lässig auf einem edlen Ledersofa, ein Mann mit verdächtig ausgebeultem Jackett war auffällig neben ihm postiert. Als er Ella aus dem Fahrstuhl treten sah, stand Nico auf, und das Stimmengewirr in der Lobby erstarb.
Die Leute beobachteten ihn, entweder offen oder nicht ganz so unverhohlen. Frauen stellten sich so hin, dass sie sich ihm von ihrer Schokoladenseite präsentierten. Sie reckten die Brüste vor und zogen die ohnehin flachen Bäuche ein. Nico beachtete keine von ihnen.
Er blickte Ella an.
Jetzt richtete sich aller Aufmerksamkeit auf sie, und vor allem die Frauen machten ein ungläubiges Gesicht. Da begriff Ella, wie billig ihr Kleid im Vergleich zu den Designerroben der anderen aussehen musste.
Nico nickte dem Bodyguard zu, und es war, als würde eine gut geölte Maschine in Gang gesetzt. Der Leibwächter musste weiteren Sicherheitsleuten ein Zeichen gegeben haben, denn plötzlich entstand eine freie Gasse zum Ausgang. Und in dem Moment, in dem Nico und Ella nach draußen kamen, hielt direkt vor ihnen eine schwarze Limousine. Sobald sie hinten eingestiegen waren, wurde die Tür zugeschlagen, und der Chauffeur fuhr los.
Bis zu diesem Abend hatte sie Nico noch nie irgendwo getroffen, wo derart viele Menschen sie beide umgaben. Das erklärte wohl die starken Sicherheitsmaßnahmen. „Läuft es immer so ab?“, fragte Ella neugierig.
Nico blickte sie an und dachte bei sich, wie strahlend jung und frisch Ella in ihrem schlichten weißen Kleid aussah. „Wie, so?“
„So perfekt choreografiert. Bis zur letzten Sekunde geplant.“
„Nicht ganz bis zur letzten“, verbesserte Nico trocken. „Da du nicht pünktlich warst.“
„Tut mir leid.“
„Ist okay.“ Er lächelte sie an.
„Stört dich dieses Theater sehr?“
„Was ich nicht ändern kann, muss ich akzeptieren. Wenn ich mich nicht damit abfinden würde, wäre mein Leben unerträglich. Ich entziehe mich all dem, sooft es geht.“
„Auf dem Motorrad?“
„Ja, genau. Du bist anscheinend besessen von meinem Motorrad! Und ja, bevor du fragst, auch auf meinem Jetski. Du weißt ja, was man sagt: großes Spielzeug für große Jungs.“ Nicos Augen funkelten, als Ella errötete. „Jetzt hör auf, mir Fragen zu stellen. Wie bist du heute vorangekommen?“
„Nicht schlecht. Ich habe schon einige Ideen.“
„Zum Beispiel?“
„Darüber spreche ich erst, wenn ich sie richtig ausgearbeitet habe. Aber ich habe eine Liste von allen Orten aufgestellt, die ich gern besuchen würde.“
Was ein bisschen klingt, als würde sie sich weigern, irgendetwas zu verraten! „Aha, gut“, erwiderte Nico ziemlich verwirrt. „Wir sind da.“
Offensichtlich hatte Nico das Restaurant nicht nur wegen der atemberaubenden Aussicht aufs Meer gewählt, sondern auch wegen des diskreten Rahmens. Dadurch verstärkte sich Ellas Gefühl, in einer anderen Welt zu leben. Die Frauen trugen ein Vermögen an funkelnden Edelsteinen um den Hals, und Ella erkannte eine berühmte Schauspielerin, die sich gerade sehr mit einem Mann anfreundete, der eindeutig nicht ihr Ehemann war.
Hier waren die Reichen und Berühmten unter sich, und dennoch erregte ein Mitglied der Fürstenfamilie Aufsehen. Alle Blicke waren auf sie beide gerichtet, als Nico und Ella zu einem Tisch in einer von Kerzenlicht beleuchteten Nische gingen.
Nico bestellte Rotwein und ein Gericht, das in einem tiefblauen Steinguttopf mit einem leuchtend gelben Muster serviert wurde.
„Was für ein wunderschönes Geschirr“, sagte Ella.
„Es wird nur in Islaroca im Nordwesten der Insel hergestellt.“
„So etwas habe ich noch nie irgendwo gesehen.“
„Du wirst es bald in England kaufen können. Gerade läuft eine große Kampagne an, um den Export anzukurbeln.“
Mit diesem Projekt versuchte Nico, den Ruf der Insel zu ändern. Mardivino sollte nicht nur als Steuerparadies für Leute mit zu viel Geld bekannt
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