Mein geliebter Ritter
zustimmen musste.
Er ließ ihren Arm los und atmete aus.
»Wie genau willst du denn zu einer Ehefrau kommen?«, fragte sie, als sie ihren Weg den Korridor hinunter fortsetzten. »Da es eher unwahrscheinlich ist, dass du sie mit deinem überbordenden Charme für dich gewinnst, nehme ich an, dass du deine Familie eine Ehe arrangieren lässt.«
»Das ist so üblich«, spie er aus. »Aber ich habe berechtigte Hoffnung, dass Bedford oder sein Onkel eine angemessene Dame vorschlagen werden.«
Er musste Bedford in der Tat beeindruckt haben, wenn die königliche Familie ihm eine Partie vermittelte.
»Eine angemessene Dame – bedeutet das eine reiche?«, fragte sie mit ihrer liebreizendsten Stimme. »Eine tugendhafte, natürlich.«
Jamies Kiefernmuskulatur spannte sich an, doch er hielt den Blick stur geradeaus.
»Reich und tugendhaft. Eigenschaften, die jeden Mann befriedigen. « Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. »Da bin ich mir sicher.«
Sie waren endlich im Saal angelangt, deshalb verließ sie Jamie, ohne sich noch einmal umzudrehen, und machte sich auf die Suche nach Edmund Beaufort. Edmund war jung, gut aussehend, brillant – und ledig, die größte Hoffnung der jüngsten Generation von Beauforts. Und Linnet hatte das dringende Bedürfnis, mit ihm zu sprechen.
Als sie ihn erblickte, hätte sie am liebsten laut aufgestöhnt. Wie oft hatte sie die Königin davor gewarnt, ausgerechnet diesem jungen Mann ihre Gunst zu erweisen? Aber nein, Königin Katharina musste mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht direkt zu Edmund gehen, seinen Arm nehmen und ihn einladen, den Ehrenplatz neben ihr an der Tafel einzunehmen.
Linnet hätte sie für ihre Dummheit ohrfeigen können. Nein, die Königin war nicht dumm. Sie flirtete bloß von Natur aus gern. Nachdem sie ihre Mädchenjahre in einem Kloster verbracht hatte und danach mit dem glorreichen König Heinrich verheiratet war, kam sie in dieser Hinsicht erst jetzt zum Zug.
Linnet würde ihren ganzen Besitz darauf verwetten, dass Edmund Beaufort von seinem Onkel dazu angehalten worden war, die Königin zu umwerben. Zweifellos fand Edmund die Königin charmant und hübsch, denn das war sie. Aber er war ein Beaufort; alles, was er tat, war kalkuliert. Wenn Edmund der Stiefvater des jungen Königs wurde, konnte er in den nächsten Jahren unbeschreiblichen Einfluss auf den Jungen nehmen.
Die Aussicht, dass dies passieren könnte, würde Gloucester einen Tobsuchtsanfall bekommen lassen. Falls Gloucester Gerüchte über die Flirterei der Königin mit Edmund zu Ohren gekommen waren, würde das erklären, warum er so unbeherrscht reagiert und diesen Aufstand in London angestachelt hatte.
Fast alle anderen hatten sich bereits gesetzt, sodass Linnet sich beeilte, zu ihrem Platz am Ende der hohen Tafel zu gelangen. Sie ignorierte die Versuche der Männer rechts und links von ihr, sie in ein Gespräch zu verwickeln, und ließ die Königin und Edmund nicht aus den Augen.
Die Heiligen mussten ihr beistehen! Katharina und Edmund sahen einander tief in die Augen. Als die Königin Edmund eigenhändig mit einer Auster fütterte, legte Linnet ihr Messer beiseite. Sie musste Edmund aus Eltham fortschaffen, bevor Gloucester eintraf.
Jamie, der am anderen Ende der Tafel saß, beobachtete die Königin und Edmund ebenfalls mit säuerlicher Miene. Plötzlich schweifte sein Blick ab, und sie schauten einander direkt in die Augen. Warum musste Jamie Rayburn ausgerechnet jetzt hier auftauchen? Sie würde nicht zulassen, dass die stürmischen Gefühle, die er in ihr entfachte, sie ablenkten.
Und sie würde sich auch nicht länger seine verdammten Beleidigungen anhören. Sie wandte den Blick ab und stand auf.
Sie trat hinter die hohe Tafel und flüsterte ihre Entschuldigung der Königin ins Ohr. »Wenn mein Tischherr noch einmal versucht, seine Hand auf mein Knie zu legen, werde ich mich nicht länger beherrschen können und eine Szene machen.« Sie hob die Stimme gerade genug, dass Edmund Beaufort sie hören konnte. »Erlaubt Ihr mir, dass ich für einen kurzen Ausritt entfliehe, Königliche Hoheit?«
»Natürlich«, sagte die Königin, »wenn Ihr versprecht, mir später zu sagen, wer es war.«
Linnet richtete sich auf und sah Beaufort in die Augen, bevor sie ging.
Direkt hinter dem Eingang zum Saal sprach sie einen Knappen an. »Würdest du für mich eine Nachricht überbringen?«
Der Knappe starrte sie mit großen Augen an. »Es ist mir ein Vergnügen, Euch zu dienen, Mylady.«
Er
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