Mein geliebter Ritter
wärt, könntet Ihr mich beraten«, sagte Beaufort. »Denkt nur, was wir alles gemeinsam erreichen könnten.«
»Ich bin mir sicher, dass Euch allein an meinem Rat gelegen ist«, sagte Linnet und knuffte Beaufort heftig in den Arm. »Kommt, Edmund, Ihr müsst jetzt los.«
Plötzlich hielt Beaufort Linnet fest an seine Brust gedrückt. Mit einem schalkhaften Lächeln sagte er: »Ich gehe erst, wenn Ihr mich küsst.«
»Beaufort«, rief Jamie und trat aus dem Schatten. »Die Dame gibt Euch einen guten Rat. Ihr solltet rasch aufbrechen.«
Der Schuft seufzte tief, bevor er sie losließ.
»Ich bitte Euch, meinen Antrag zu überdenken«, sagte Beaufort leise, während er Linnets Hand noch einmal an die Lippen hob. » Adieu, ma belle. Adieu.«
Sobald Beaufort gegangen war, um sich seinen Soldaten, die vor den Stallungen auf ihn warteten, anzuschließen, sagte Jamie: »Ich muss dir raten, dich nicht mit Edmund Beaufort einzulassen.«
Linnet sah ihn mit großen Augen an. »Mich mit Edmund einlassen?«
»Ich nehme an, du willst damit sagen, dass du nur mit ihm geflirtet hast, um deine Freundin zu schützen?«
»Jemand musste dafür sorgen, dass er ging.« Sie zuckte die Achseln. »Es ist gefährlich für die Königin, mit Edmund zu flirten, aber für mich gilt das nicht.«
»Und wenn Flirten nicht ausreicht, um ihn von der Königin abzulenken, was dann?«
Sie stützte die Hände in die Hüften und musterte ihn verärgert. Dann drehte sie sich um und rief zwei Stalljungen zu, die auf der anderen Seite des Stalls Heu verteilten: »Könnte einer von euch mein Pferd für mich satteln?«
Beide Jungen kamen angerannt. Im Handumdrehen war das verdammte Pferd gesattelt und aufgetrenst.
»Wenn du die Königin siehst, sag ihr bitte, dass ich sie morgen in Westminster treffe«, sagte sie zu Jamie, während sie sich ihre Reithandschuhe überstreifte. »Lass sie nicht mit Gloucester allein.«
Jamie folgte ihr und sah zu, wie die beiden Jungen sich schier überschlugen, um ihr beim Aufsitzen behilflich zu sein.
Als sie im Sattel saß, fragte Jamie mit verkniffenem Mund: »Und was soll ich der Königin sagen, wohin du geritten bist?«
»Es gibt ein paar Angelegenheiten in der Stadt, um die ich mich kümmern muss«, sagte sie.
Angelegenheiten, die Edmund Beaufort und ein Bett beinhalten? Das Blut pulsierte in seinen Adern.
»Persönliche Angelegenheiten«, sagte sie und drehte damit die Klinge in seiner Wunde, »die dich nichts angehen.«
Er sah zu, wie sie auf ihrem weißen Pferd hinter Beaufort hergaloppierte. Verdammt sollte sie sein!
3
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während Linnet durch das Haus des Wollhändlers schlenderte. Der Geruch des Flusses drang durch die Mauern und brachte einen Schwall von Erinnerungen mit sich.
Linnet ging von Raum zu Raum und gab dabei dem Diener, der ihr auf den Fersen folgte, Anweisungen.
»Verkauft das hier … und das auch.« Im Vorbeigehen deutete sie auf einen mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Stuhl und ein passendes Tischchen. Die meisten Möbel hier hatten nicht ihrer Familie gehört, weshalb sie kein Interesse an ihnen hatte.
Sie befand sich im Londoner Haus ihres Großvaters. Solange ihre Erinnerung zurückreichte, hatten sie, François und ihr Großvater hier gewohnt, wenn ihr Großvater den Londoner Kaufleuten seinen halbjährlichen Besuch abstattete. Es war nie so prachtvoll wie ihre Häuser in Falaise und Calais gewesen. Doch heute kam es ihr noch viel kleiner und schäbiger vor, als es in ihrer Erinnerung gewesen war.
Wie die meisten Kaufleute hatte ihr Großvater sein Geschäft im Erdgeschoss betrieben. Die Küche lag hinter den Geschäftsräumen, und das Wohnzimmer und die Schlafzimmer der Familie befanden sich darüber.
Auf der Schwelle des Wohnzimmers hielt Linnet inne. Sie lächelte, als sie sich an die Abende erinnerte, die sie mit François beim Schach- oder Backgammonspiel auf dem Fußboden vor der Kohlenfeuerschale verbracht hatte.
»Möchtet Ihr irgendetwas aus diesem Zimmer behalten«, fragte ihr Diener.
Ein Fußschemel in der Ecke weckte ihr Interesse. Sie schluckte den Kloß im Hals herunter, als ihr einfiel, wie sie die Füße ihres Großvaters am Ende eines langen Tages darauf gebettet hatte.
»Lasst das in mein Haus bringen«, sagte sie.
»Den Schemel, Mylady?« Der Diener blickte von dem Pergamentpapier auf, das er in der Hand hielt, und zog die dünnen weißen Augenbrauen hoch. »Er ist in einem sehr schlechten Zustand.«
Als sie
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