Mein geliebter Ritter
belohnt.«
Er nickte. »Ich habe ihnen die Hälfte gegeben.«
»Die Hälfte? Das ist mehr als großzügig …« Sie musterte ihren Bruder aus zusammengekniffenen Augen. »Diese Rose ist kein kleines Mädchen mehr, oder?«
»Ich würde sie ›petite‹ nennen«, sagte François. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
»Nein. Erzähl es mir nicht! Lass mich raten! Diese Rose ist achtzehn und so hübsch wie ihre kleine Schwester.«
François blickte in die Ferne und rieb sich das Kinn, als denke er über eine Antwort nach. »Neunzehn. Und hübscher als ihre kleine Schwester.«
»Hat sie das Geld angenommen, das du ihr gegeben hast?«
Er schüttelte den Kopf. »Die reizende Rose hat zwei Münzen als Belohnung behalten, eine für sich selbst und eine für ihre Schwester, und bestand darauf, dass ich den Rest selbst nehme.« Er hielt einen Moment inne. »Aber ich habe Lily den Rest zugeschanzt, die ihn unter ihrem Umhang versteckte.«
»Diese Rose ist damit gestraft, dass Mychell ihr Vater ist. Du musst nicht auch noch zu ihrem Kummer beitragen.«
»Ich?«, sagte François und schlug sich mit der flachen Hand auf die Brust. »Zum Kummer einer jungen Frau beitragen?«
»Genau das tust du«, sagte Linnet. »Gib Acht, François; sie ist ein einfaches Mädchen. Du kannst nicht …«
»Du hast keinen Grund, mich zu tadeln. Ich habe nichts gemacht«, sagte François und hob die Hände. Dann fügte er hinzu: »Aber ich kann nichts dafür, wenn sie mich will.«
Sie verdrehte die Augen.
François’ Miene wurde wieder ernst. »Es tut mir leid, Liebes, aber ich muss dir noch etwas erzählen.« Er nahm ihre Hand und drückte sie. »Diese Mal ist es keine gute Nachricht.«
»Solange du in Sicherheit und hier bei mir bist, kann die Nachricht nicht allzu schlecht sein.«
»Ich muss sofort nach Frankreich zurückkehren.«
»Nach Frankreich? Aber warum?«
»Vor drei Tagen kam eine dringende Nachricht vom Vogt unseres Vaters.«
Ihr Herz klopfte schneller. »Vom Vogt, nicht von Alain?«
»Alain ging es nicht gut, als ich ihn vor ein paar Monaten verließ«, sagte er mit sanfter Stimme.
»Warum hast du mir das nicht erzählt?«
Er zog eine Augenbraue hoch, antwortete jedoch nicht. Wenn er es ihr erzählt hätte, hätte sie aller Wahrscheinlichkeit nach bloß gesagt, sie wünschte, Alain würde bereits in der Hölle schmoren.
»Es tut mir leid, Liebes, aber der Vogt hat mir geschrieben, um mich über Alains Tod zu informieren.« Er tätschelte ihr Knie. »Er war fast sechzig. Er hatte ein langes Leben.«
»Ich bin eine entsetzliche Person.« Von Schuldgefühlen und einer unerwarteten Empfindung des Verlustes überwältigt, bedeckte Linnet ihr Gesicht.
Alain hatte von dem ersten Augenblick an, da sie sich getroffen hatten, Fehler gemacht – er hatte ständig ihr Verhalten korrigiert und versucht, es in Einklang mit seinen Vorstellungen zu bringen, wie eine behütete junge Dame edler Abstammung sich verhalten sollte. Aber sie war nicht behütet gewesen, und sie konnte diesem Modell nicht entsprechen.
Sie hätte sich ohnehin geweigert, dem zu entsprechen – aus dem einfachen Grund, dass es ihm eine Freude gemacht hätte. Wut und Verbitterung hatten ihre Seele fest im Griff; ihr brennendes Verlangen, ihn zu bestrafen, hatte sie für alles andere blind gemacht.
Und jetzt war es zu spät, ihr Verhalten wieder gutzumachen. Zu spät, um eine Aussöhnung anzustreben. Zu spät, um ihren Vater jemals wirklich kennenzulernen.
»Ich war sauer über die Zeit, die du mit ihm verbracht hast«, sagte sie und wischte sich mit dem Handrücken eine Träne aus dem Gesicht. »Jetzt, da wir die Wahrheit kennen, sehe ich ein, wie ungerecht das von mir war.«
»Der Fehler lag genauso sehr bei ihm wie bei dir«, sagte François. »Er hatte keine Ahnung, wie er eine Tochter behandeln sollte – und schon gar nicht so eine wie dich. Du warst nicht dazu erzogen, eine einfältig lächelnde Dame abzugeben, und das Leben in Sir Roberts Haushalt in diesen letzten beiden Jahren war auch nicht gerade eine Hilfe.«
Als Stephen und Isobel nach England aufgebrochen waren, hatten sie die Zwillinge in die Obhut von Sir Robert und dessen Frau gegeben. Das Paar hatte keine Regeln aufgestellt und sich an Linnets unabhängigem Wesen erfreut. Linnet hatte sie abgöttisch geliebt.
»Obwohl du ihn verrückt gemacht hast, hat unser Vater dich auf seine Art gemocht. Als ich ihn zum letzten Mal sah, hat er mir Hunderte von Fragen über dich gestellt.«
Sie
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