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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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Gebüsch ist es zu dieser Jahreszeit feucht«, sagte Stephen. »Hinter eine Tür täte es auch.«
    »Wir sind bloß ein paar Stunden hier«, protestierte Jamie.
    Stephen hob die Hände, die Handteller hielt er geöffnet nach oben. »Was machst du, wenn sie dir nicht gefällt?«
    »Natürlich gefällt sie mir. Ich bin ein Mann, sie ist eine Frau. Und dazu noch eine sehr hübsche.« Am liebsten hätte er seinem Onkel einen Hieb versetzt. »Selbst wenn ich es wollte, würde ich es doch nicht schaffen, allein mit ihr zu sein.«
    »Wenn du allein mit ihr sein wolltest, würdest du es schaffen.« Stephen zuckte die Achseln. »Das ist es, was wir Männer tun. Deshalb ängstige ich mich halb zu Tode, wenn ich an meine Tochter denke.«
    So sehr sich Jamie auch darüber ärgerte, lag in Stephens Worten doch mehr als ein Funken Wahrheit. In diesen Wochen in Paris hatten Linnet und er sich hinter Türen, unter Treppen, in den Stallungen geküsst und mehr …
    »Und wenn eine Frau einen Mann will, dann macht sie es ihm leicht, mit ihr allein zu sein.« Stephen spreizte die Finger. »So war es von Anbeginn der Zeit.«
    Jamie dachte an Linnets Eifer. Wie oft hatten sie sich auf dem Fußboden geliebt, weil sie nicht hatten warten können, ins Bett zu kommen? Ihm würde diese feurige Leidenschaft fehlen.
    Sie fehlte ihm bereits.
    Er versuchte, nicht an den Schmerz in seiner Brust zu denken, während er mit Stephen über die windumtoste Wiese vor den Toren von Staffords Herrenhaus spazierte. Der Frühling kam hier in Northumberland spät. Es würde noch mehrere Wochen dauern, bis auf dem Boden, über den sie gingen, Roggen oder Weizen gesät werden könnte.
    Der Wind zerrte an Jamies Kleidung, als sie stehen blieben, u m zuzusehen, wie die dunklen Wolken über die Hügel zogen. Hier zu leben würde ihm gefallen. Er mochte die weiten Ebenen und sauberen Gerüche – und Northumberlands Entfernung vom politischen Geschehen in London.
    Keiner von ihnen hatte gesprochen, seit sie durch das Tor gegangen waren, doch jetzt brach Stephen das Schweigen.
    »Die meisten Männer sind mit einer Braut zufrieden, die eine ordentliche Mitgift mitbringt und einen Haushalt führen kann«, sagte Stephen. »Wenn ihre Frauen ihnen nicht gefallen, halten sie sich Mätressen und holen sich ihr Vergnügen bei anderen Frauen.«
    Nach einer langen Pause fügte Stephen hinzu: »Aber wir sind nicht wie die meisten Männer.«
    Stephen hatte recht. Wenn Agnes seine Frau werden sollte, war es höchste Zeit, dass er sie küsste. Nachdem er sich dazu entschlossen hatte, war es ein Leichtes, sie durch einen Hintereingang aus dem Herrenhaus zu schaffen. Er nahm ihre Hand und ging mit ihr in Richtung Wald. Er hatte nicht vor, sich mit ihr auf dem nassen Boden zu wälzen, aber er wollte ungestört sein.
    Nachdem Linnet und er sich das erste Mal getrennt hatten, hatte er mit einer ganzen Menge Frauen geschlafen, um Linnet zu vergessen. Da er jetzt heiraten wollte, würde er sie dieses Mal mit nur einer einzigen vergessen müssen. Keine leichte Aufgabe, aber er war entschlossen. Er wusste, was er wollte; ein ruhiges, gleichförmiges Leben. Was er nicht wollte, war eine Frau, die gewohnheitsmäßig im Mittelpunkt von Chaos und Unruhe stand – und auch noch der Auslöser dafür war.
    Agnes’ Hand in seiner war trocken und kalt, sie erwiderte seinen Druck nicht. Er ließ sich dadurch nicht beirren. Er würde Stephen widerlegen und sie bewusslos küssen. Er würde sie schwitzen lassen. Schwitzen und außer Atem kommen. Sie würde ihn anflehen, nicht aufzuhören. Aber er würde aufhören, denn er war ein Mann von Ehre. Ein wahrer Ritter.
    »Sir James, bitte, geht nicht so schnell.«
    Er drehte sich um und sah, dass Agnes’ Kapuze nach hinten gerutscht war. Ihren Wangen waren vor Anstrengung rot. Sie war wirklich eine hübsche Frau.
    Sie keuchte auf, als er sie an sich zog. Er umfasste ihre Wange und sah in ihre ernsten Augen. Obwohl sie unschuldig war, musste sie doch wissen, dass er sie jetzt küssen würde. Doch statt weich oder nervös zu werden, wie er es erwartet hatte, presste sie die Lippen voller Missbilligung aufeinander.
    Das lag sicher nur daran, dass sie noch nie geküsst worden war. Jedenfalls nicht von ihm. Er beugte sich zu ihr, hauchte einen Kuss auf ihre Wange und blies ihr sanft ins Ohr.
    Nichts. Kein stockender Atem. Kein Seufzen. Keine weichen Brüste, die sich an seinen Brustkorb drückten.
    Er sog die Luft ein. Wer A sagt, muss auch B sagen.
    Dieses Mal

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