Mein geliebter Ritter
hielt.
»Aye, das verändert alles«, sagte Linnet und rang die Hände. »Ich weiß nicht, wie wir mit dem Problem umgehen sollen.«
Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Ihre hellblauen Augen waren voller Sorge.
»Ein Kind sollte kein Anlass zur Verzweiflung, sondern zur Hoffnung sein«, sagte er.
Ihre zarten Schultern entspannten sich ein wenig, und sie schenkte ihm ein behutsames Lächeln, das all seine Wunden erneut aufriss.
»Das hat die Königin auch gesagt«, sagte sie. »Aber woher wusstest du, weshalb ich zu dir gekommen bin?«
»Du hast der Königin vor mir von dem Kind erzählt?« Das schmerzte ihn mehr, als er es sich selbst eingestehen wollte.
Sie runzelte die Stirn und musterte ihn. Dann riss sie die Augen weit auf.
Und beide wussten, dass er etwas anderes angenommen hatte. Nicht Linnet war schwanger, sondern die Königin.
Jamie rieb sich die Schläfen und versuchte, alle Gedanken und Pläne wieder zurückzunehmen, die sich so plötzlich in seinem Kopf gebildet hatten.
»Könntest du schwanger sein?«, fragte er, denn er musste es wissen.
Sie biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Sein Brustkorb verengte sich, als er an die Kinder dachte, die er niemals mit ihr haben würde. Er wandte den Blick ab; fast hörte er, wie sich diese Tür für immer schloss.
»Deine zukünftige Ehefrau hätte sich über eine solche Überraschung kaum gefreut«, presste sie hervor.
Seine Ehefrau? Gott stehe ihm bei, er hatte Agnes vollkommen vergessen. Er konnte niemals an eine andere Frau denken, wenn Linnet in seiner Nähe war.
»Ein Mann kümmert sich um seine Kinder«, sagte er, und die Verärgerung über sich selbst machte seine Stimme hart. »Lady Agnes würde das akzeptieren. Als fügsame Ehefrau würde sie meine Einschätzung respektieren.«
»Hm.« Das Geräusch, das sie von sich gab, verriet ihre Ablehnung, doch er entschied sich, das zu ignorieren.
»Du hast recht daran getan, zu mir zu kommen«, sagte er und versuchte verzweifelt, sich auf das Problem der Königin zu konzentrieren. »Es wird schwierig, einen Ort zu finden, an dem Königin Katharina das Kind bekommen kann, ohne dass jemand ihr Geheimnis herausfindet.«
»Hertford gehört zu den Besitzungen, die der Rat der Königin für ihren eigenen Gebrauch zur Verfügung gestellt hat«, sagte Linnet. »Sie sagt, es läge ein wenig abseits und sei zu klein, um viele Besucher aufzunehmen. Dort könnte sie eine Weile allein leben.«
Er nickte. »Das könnte gehen. Eine noch schwierigere Aufgabe wird es sein, einen Vertrauenswürdigen zu finden, der das Kind aufzieht.«
»Die Königin wird dieses Kind nicht weggeben«, sagte Linnet. »Sie und Owen wollen heiraten.«
»Um Himmels willen!« Jamie fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Dieser Owen hat Mumm, das muss man ihm lassen. Ich bete darum, dass er nicht ausgeweidet und gevierteilt wird, bevor das Baby getauft wird.«
»Die Königin überrascht mich viel mehr«, sagte Linnet mit sanfter Stimme. »Sie glaubt, wenn sie Kinder mit jemandem hat, der von so niederer Geburt ist wie Owen, würde ihr erlaubt werden, sie zu behalten.«
»Sie geht ein hohes Risiko ein, ohne die Erlaubnis des Rates zu heiraten«, sagte er. »Aber da sie ein Kind bekommt, kann man ihr schwerlich einen Vorwurf machen.«
»Ihr Beichtvater hat sich einverstanden erklärt, sie insgeheim in Hertford zu trauen. Sie möchte dich als Trauzeugen.« Linnet blickte zu Boden. »Es ist gefährlich, aber eines Tages brauchen sie vielleicht jemanden, der die Trauung bezeugt und auf dessen Wort man zählen kann.«
In der Tat, das war gefährlich. Er könnte des Hochverrats angeklagt werden.
»Ich habe Angelegenheiten in Northumberland zu erledigen, die keinen Aufschub dulden«, sagte er. »Aber ich komme direkt nach Hertford, sobald ich alles erledigt habe. Es kann nicht länger als eine Woche dauern.«
Sie überraschte ihn, indem sie ihn am Arm fasste. Es war bloß eine leichte Berührung, doch sie ließ eine Welle heißer Lust durch seinen Körper rauschen.
»Bitte, heirate Agnes Stafford nicht.« Ihre Augen glänzten vor ungeweinten Tränen. »Es gibt genügend Frauen, die dich lieben könnten. Doch du scheinst fest entschlossen zu sein, ausgerechnet die eine zu heiraten, die das nicht kann.«
Konnte es wirklich sein, dass sie sich nicht genug aus ihm machte, um sich zu verändern? Sie sah ihn mit so viel Wärme und Sehnsucht im Blick an. Sie war so nah, dass er ihre Haut und ihr Haar riechen konnte. Seine
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