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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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an einer hübschen Stelle an einem Fluss, an dessen Ufer riesige Eiben wuchsen. Trotz der Schönheit der Anlage nagte die Ungeduld an Jamie, als Geoffrey ihn hinter die Küche führte, um ihm den Klostergarten zu zeigen.
    Vor einem trostlosen Beet, das kaum größer als drei mal sechs Meter war, blieb Geoffrey stehen. »Bruder Richard hat die meiste Zeit damit verbracht, sich um diesen Kräutergarten zu kümmern, wenn er nicht betete.«
    Jamie starrte das kleine Beet an, das zwischen dem Küchenhaus und dem Graben, in dem das Wasser vom Fluss zum Kloster geleitet wurde, lag.
    Nach einem langen Moment der Stille sagte Geoffrey: »Im Augenblick wächst nicht viel, aber du solltest ihn im Hochsommer sehen.«
    »Hier hat er seine Tage verbracht? Über zwanzig Jahre lang?« Jamie war entsetzt. Um Himmels willen, der Mann war einst Ritter gewesen.
    »Soviel ich weiß, hat er sich in seinen ersten Jahren im Kloster um die Ziegen gekümmert«, sagte Geoffrey. »Aber ihre Unberechenbarkeit hat ihm zu sehr zugesetzt.«
    »Ziegen? Ziegen haben ihm zugesetzt?« Er hätte Geoffrey beschuldigt, sich über ihn lustig zu machen, doch das Mitgefühl im Blick seines Freundes ließ ihn innehalten.
    »Ich glaube, Bruder Richard war hier zufrieden«, sagte Geoffrey leise.
    Jamies Blick wanderte über den braunen Haufen dieses elenden Beetes. Zufrieden? Eher halb tot!
    »Komm, sein Bruder lebt nicht weit vom Kloster entfernt.« Geoffrey legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wir müssen jetzt aufbrechen, wenn ich vor dem Nachtgebet zurück sein will.«
    Ein großer, muskulöser Mann mit der Körperhaltung eines Kriegers begrüßte sie am Tor. »Ich bin Charles Wheaton, Herr dieser Burg«, sagte der Mann. »Und dein Onkel.«
    »Das muss sich erst noch herausstellen«, antwortete Jamie.
    »Du bezichtigst deine Mutter der Lüge?«, fragte Wheaton. »Ich habe Besseres von dir gehört.«
    Wenn Geoffrey ihn nicht so rasch festgehalten hätte, hätte Jamie dem Mann mit der Faust ins Gesicht geschlagen. »Seht Euch vor, wie Ihr über meine Mutter sprecht.«
    Wheaton zuckte nicht mit der Wimper. »Beruhige dich, Jungchen; ich habe sie nicht als Lügner bezeichnet.«
    »Ich habe auch nicht behauptet, dass sie gelogen hat«, sagte Jamie. Zorn ließ seine Haut kribbeln. »Aber sie könnte sich irren.«
    »Ich wollte dich sehen, um selbst ganz sicher zu sein«, sagte Wheaton. »Du bist ein ganzes Stück attraktiver als ich, aber die Ähnlichkeit zwischen uns kann jeder Dummkopf erkennen.«
    Vom ersten Augenblick an hatte Jamie zu ignorieren versucht, dass Wheaton die gleichen ungewöhnlichen blauen Augen hatte wie er. Wheatons Haare waren von Silberfäden durchzogen, doch sie mussten einst so schwarz gewesen sein wie seine eigenen.
    »Wenn du vergessen haben solltest, wie du aussiehst, mein Sohn, kann ich einen Spiegel kommen lassen.«
    Jamie fand die Bemerkung nicht amüsant. »Ich habe seit meinem fünfzehnten Lebensjahr in Frankreich gekämpft. Nennt mich nicht Sohn. Oder Jungchen.«
    Jamie zuckte zusammen, als der ältere Mann ihm eine schwere Hand auf die Schulter legte. »Da die einzigen beiden Menschen, die die Wahrheit kennen, ausgesagt haben, dass Richard dein Vater war, kannst auch du das akzeptieren.«
    »Ich sehe nicht, dass es Euch irgendetwas anginge, was ich glaube.«
    »Komm schon, Jamie. Gib dem Mann eine Chance, sich dir zu erklären«, mischte Geoffrey sich ein. »Lass uns hineingehen und bei einem Becher Bier darüber sprechen.«
    »Ich danke Euch, Bruder Geoffrey.« Wheaton drehte sich um, um sie über den Burghof zu führen. Die Burg hatte einen alten Viereckturm, aber sie war gut in Schuss. Jamie musterte die Mauern und Nebengebäude und sah, dass auch diese in gutem Zustand waren. Charles Wheaton mochte ein unsympathischer Kerl sein, doch ein Mann, der seinen Besitz so pfleglich behandelte, verdiente Respekt.
    Sie machten es sich im großen Saal bequem, in dessen Kamin ein Feuer loderte und an dessen Wänden eine eindrucksvolle Sammlung von Waffen ausgestellt war. Auf dem Boden lagen saubere Binsenmatten.
    »Charles, du hättest mir sagen sollen, dass sie hier sind.«
    Jamie drehte sich um, als hinter ihm die Stimme einer Frau erklang. Eine gebrechliche Frau, die im Alter seiner Mutter sein mochte, war in den Saal gekommen und kam zu ihnen herüber, wobei sie sich schwer auf den Arm eines Dieners stützte.
    Wheaton eilte an ihre Seite und nahm den Platz des Dieners ein. Als er sich wieder zu ihnen umdrehte, war Jamie von der

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