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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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haben sonst niemanden«, sagte Lady Anne verzagt. »Ich habe Charles gesagt, dass er sich eine jüngere Frau nehmen muss, wenn ich von ihm gegangen bin, um einen Erben zu bekommen, aber er lehnt es ab, das auch nur in Erwägung zu ziehen.«
    »Annie, nicht«, sagte Wheaton und drückte ihre Hand.
    Wieder fing sie an zu husten. Jamie tat es in der Brust weh, als er den rasselnden Atem hörte. Dieses Mal nahm Wheaton sie auf den Arm und trug sie aus dem Saal.
    Kurze Zeit später kehrte er zurück. Er sah mitgenommen aus. Er setzte sich und leerte in einem Zug sein Bier.
    »Ich werde nicht wieder heiraten«, sagte er mit schwerer Stimme. »Nach Annie kann es keine andere Frau für mich geben. Aber ich könnte ohnehin keinen Erben zeugen. Ich hatte eine wilde Jugend, ehe ich heiratete. Soweit ich weiß, ist keine der Frauen je schwanger geworden.«
    Nach langem Schweigen sagte Jamie: »Nur weil Ihr keinen Erben habt, Sir, heißt das nicht, dass ich irgendeinen Anspruch auf Euer Land habe.«
    »Besser ist es doch, wenn ich entscheide, wer mein Land bekommen soll, als dass es an die Krone fällt und Bischof Beaufort jemanden auswählt«, sagte Wheaton. »Ich habe einen Rechtsgelehrten beauftragt herauszufinden, wie wir vorgehen können.«
    Jamie wusste nicht, was er sagen sollte. Sein eigenes Land zu besitzen – davon träumte er seit Jahren.
    Schließlich sagte er: »Ihr seid gesund. Ihr habt noch viel Zeit, eine Entscheidung zu treffen.«
    »Wenn ich Annie verliere, werde ich den Platz meines Bruders im Kloster einnehmen.« Wheaton goss sich noch einen Becher Bier ein. »Dann wirst du dieses Land bekommen.«
    Jamie wusste, dass Wheaton keinen Wert auf falschen Trost legte, deshalb schenkte er auch keinen. »Es tut mir ehrlich leid, dass es Eurer Frau so schlecht geht. Ist sie schon lange krank?«
    »Ihre Gesundheit war bereits am Tag unserer Hochzeit angegriffen«, sagte er. »Ich schätze mich glücklich für jeden Tag, den ich mit ihr erleben darf. Ich hatte ein gutes Leben. Das beste. Ich bereue nichts.«
    Er bereute nichts. Der Mann hatte keine Kinder, und er hatte vom Tag ihrer Hochzeit an zusehen müssen, wie seine Frau starb. Und doch glaubte Jamie Charles Wheaton, dass er sein Leben nicht für ein anderes eingetauscht hätte.
    »Es ist ein gutes Stück Land«, sagte Jamie schließlich. »Ich werde mein Bestes tun, um es so gut zu bestellen, wie Ihr es getan habt.«
    »Das habe ich sofort an deinem Blick erkannt, als du das Land gemustert hast«, sagte Wheaton. »Das ist mir ein Trost.«
    Die drei Männer unterhielten sich noch eine Weile über Kulturpflanzen und Vieh, aber als es dunkel wurde, war es für Jamie und Geoffrey an der Zeit, sich zu verabschieden.
    Wheaton brachte sie zum Tor.
    »Wir werden Euch in unserer Bruderschaft willkommen heißen, wenn die Zeit gekommen ist«, sagte Geoffrey zu Wheaton.
    »Ich hoffe, dass ich Euch und Eure Frau noch einmal besuchen kann. Und … ich danke Euch«, sagte Jamie, dem es nicht möglich war, seine Dankbarkeit angemessener zum Ausdruck zu bringen.
    »Mach das Beste aus dem, was das Leben dir bietet«, sagte Wheaton und packte Jamie an der Schulter. »Führe kein Leben, das du bereuen musst, wie mein Bruder es getan hat.«

35
    Linnet betrat Westminster Hall durch den großen Prunkeingang auf der Nordseite mit seinem Gewölbeportal und den beidseitigen Türmen. Nachdem sie durch die nahezu sieben Meter hohen Türen getreten war, blieb sie unter dem großen Bogenfenster stehen.
    Wie immer wurde ihr Blick zu den Durchstichbalken und Stützbögen des massiven Holzdaches hinaufgelenkt. Es war von Richard II. in Auftrag gegeben worden und wog angeblich über sechshundertfünfzig Tonnen. Richard war nie sparsam gewesen. Trotzdem meinte Linnet, dass das neue Dach seinen Preis wert war – wie auch sein Cousin und Nachfolger Heinrich IV., der den Bau hatte vollenden lassen.
    Linnet war sich der Blicke durchaus bewusst, die sie auf sich zog, als sie den Raum nach dem Bischof absuchte. Ah, da war er ja. Obwohl der Bischof ihr den Rücken zugekehrt hatte, stach sein schneeweißer Ornat aus den farbenfroh gekleideten Edelleuten und wohlhabenden Kaufleuten heraus.
    Die Männer hielten den Atem an, als sie mit hoch erhobenem Kinn an ihnen vorbeiging. Der Bischof drehte sich um, kurz bevor sie bei ihm angekommen war, als hätte er Augen am Hinterkopf, was manche von ihm behaupteten.
    Der Bischof zog kaum merklich eine Augenbraue hoch. »Jetzt sehe ich, wer die Aufmerksamkeit aller

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