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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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sie bei den mächtigen Londoner Kaufleuten nicht vielleicht zu viel Staub aufgewirbelt hatte. Sie war ihnen verdächtig, genauso wie die Königin.
    Als Ausländerin hätte sie behutsamer vorgehen müssen. Stattdessen hatte sie mit ihrem geschäftlichen Erfolg ihre Abneigung geschürt. Dann hatte sie auch noch den Einfluss, den sie durch ihren Erfolg erlangt hatte, genutzt, um einen der ihren zu verfolgen. Egal ob es Pomeroy oder die Kaufleute waren, die dieses Gerücht über sie in Umlauf brachten, sie würde nicht einfach hier sitzen und auf den nächsten Zug ihrer Feinde warten.
    »Lizzie!«, rief sie, denn sie wollte, dass ihre Zofe ihr beim Umziehen half.
    Als Lizzie nicht antwortete, ging Linnet sie suchen. Nachdem sie unten niemanden vorfand, ging sie in die Küche hinter dem Haus. Carter, den Master Woodley eingestellt hatte, um sie bei ihren Gängen durch die Stadt zu begleiten, saß auf einem Schemel und aß einen Apfel. Master Woodley musste Carter wegen seiner Größe eingestellt haben, denn der Mann war riesig.
    »Wo ist Lizzie?«, fragte sie.
    Carter schnitt ein Stück vom Apfel ab und aß es von seinem Messer. »Die anderen Dienstboten sind gegangen.«
    Sie mussten von den Gerüchten über die Hexerei gehört haben. Offenbar war Carter zu mürrisch, um Angst zu haben.
    Sie unterdrückte den sauren Geschmack der Übelkeit in ihrer Kehle und sagte: »Ich brauche dich in einer Stunde, um mich nach Westminster zu begleiten.«
    Carter nickte, stand jedoch nicht auf. »Ich werde hier sein.«
    Linnet ging in ihre Kammer, um sich entsprechend anzuziehen. Sie würde sie herausfordern, ihr diese Anschuldigung ins Gesicht zu sagen. Verdammt sollten sie sein! Sie war so wütend, dass ihr erster Impuls war, ein gewagtes blutrotes Kleid anzuziehen. Doch dann dachte sie darüber nach, welchen Eindruck sie machen wollte.
    Sie war sich durchaus bewusst, dass ihr Aussehen ihr sowohl zum Vor- als auch zum Nachteil gereichen konnte. Statt des roten wählte sie ein dezentes eierschalenfarbenes Kleid mit erlesener Stickerei. Die Bordüre war in einem etwas wärmeren Cremeweiß gehalten und mit Silberfäden durchwirkt. Ein schmales Bordürenband zierte den Ausschnitt ihres Mieders, während breitere Bänder um die hohe Taille, die Ärmelsäume und den Rocksaum des Kleides liefen.
    Es war nicht leicht, das Kleid und den passenden Kopfputz ohne die Hilfe einer Zofe anzuziehen, doch als sie ihr Spiegelbild in dem polierten Metallspiegel betrachtete, war sie zufrieden. Das eng anliegende Oberteil betonte subtil ihren Busen und die Blässe ihres Halses. Beim Gehen zog die Bordüre am Rocksaum die Aufmerksamkeit auf die Bewegung des Rockes und ließ ihn so wirken, als schwebe er um sie herum.
    Strähnen ihres hellblonden Haars waren durch das zarte Silbernetz zu beiden Seiten ihres Kopfes sichtbar. Doch am wichtigsten war das schwere Silberkreuz, das direkt oberhalb ihres Mieders ruhte. Ein jeder wusste, dass Hexen keine Kreuze tragen konnten. An einer längeren, zierlicheren Silberkette hing Jamies Anhänger außer Sicht zwischen ihren Brüsten. Sie berührte ihn, schloss die Augen und wünschte sich von ganzem Herzen, dass er hier wäre.
    Niemals in ihrem Leben hatte sie sich so allein gefühlt. Jamie war fort. François war weg. Sie konnte die Königin nicht um Hilfe bitten, ohne sie in Gefahr zu bringen. Nur sie allein konnte sich retten, so wie es immer gewesen war.
    Nachdem sie ihren Umhang mit dem silbergrauen Pelzbesatz übergeworfen hatte, warf sie noch einen letzten Blick in den Spiegel. Sie war bereit.
    Sie war kein Engel, aber sie sah aus wie einer.

34
    »Es ist gut, dich zu sehen«, sagte Geoffrey und schlug Jamie auf den Rücken.
    Geoffrey war ein großer, breitbrüstiger junger Mann, der immer noch wie ein Krieger aussah, wenn nicht seine Tonsur und seine Mönchskutte wären.
    »Wie soll ich dich jetzt anreden?«, fragte Jamie. »Bruder Geoffrey?«
    »Das wäre in Ordnung«, sagte Geoffrey mit breitem Grinsen. »Ich habe die Erlaubnis meines Abtes, dich zu deinem Onkel zu begleiten, da er ein wichtiger Wohltäter unseres Klosters ist. Aber zuerst dachte ich mir, dass du gerne sehen würdest, wo dein Vater einen Großteil seines Lebens verbracht hat.«
    »Nenne ihn nicht meinen Vater«, sagte Jamie.
    »Dann eben Bruder Richard«, sagte Geoffrey – wie immer schlichtend. »Besucher sind im Schlafsaal oder im Kapitelsaal nicht gestattet, aber ich kann dir die Kirche und das Klostergelände zeigen.«
    Das Kloster lag

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