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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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irgendeine Vorstellung, welchen Reichtum Ihr in eine Ehe einbringen würdet?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, das würde meine Fehler nach seinen Maßstäben nicht wettmachen.«
    »Dann stimmt etwas mit seinen Maßstäben nicht.« Der Bischof schürzte die Lippen. »Er legt großen Wert auf seine Ehre, deshalb nehme ich an, ihr habt auf irgendeine Weise seinen Stolz verletzt. Nun, Hochmut kommt vor dem Fall.«
    Das konnte man auch über sie sagen.
    »Ich habe mein Ziel für heute erreicht«, sagte sie. »Ich denke, es ist am besten, wenn ich jetzt gehe.«
    »Gebt Acht, wem ihr vertraut«, sagte der Bischof zum Abschied.
    »Eminenz.« Sie machte einen Hofknicks.
    Sie bahnte sich ihren Weg durch die Menge zum Südeingang, wo Carter auf sie warten sollte. Bevor sie dort ankam, erblickte sie Eleanor Cobham, die mit zwei Männern in einer Mauernische tuschelte. Ihren Gesten nach zu urteilen, stritten sie sich heftig. Als Linnet an ihnen vorbeiging, stürmte Eleanor aus der Nische und rannte sie fast über den Haufen.
    »Es ist nett, heute Abend eine Freundin zu treffen«, sagte Linnet.
    »Ich bin nicht Eure Freundin, aber eins will ich Euch sagen«, zischte Eleanor. »Ihr verschwendet hier Eure Zeit. Der Stern des Bischofs ist am Sinken. Verlasst das Land, solange Ihr das noch könnt.«
    »Auch ich will Euch einen Rat geben: Ihr unterschätzt den Bischof.« Linnet schenkte ihr ein gequältes Lächeln und setzte ihren Weg zum Ausgang fort.
    Als sie Carter draußen nicht auf sich warten sah, nahm sie an, dass er gegangen war, um einem natürlichen Bedürfnis nachzukommen. Sie beschloss, die Gelegenheit zu nutzen und einen Abstecher in die Kapelle des heiligen Stefan zu machen. Sie wollte sehen, welche Fortschritte seit ihrem letzten Besuch beim Bau der Kanzel zu Ehren ihres geliebten verstorbenen Königs gemacht worden waren.
    Die Kapelle lag im rechten Winkel zum großen Saal und ersteckte sich nach Osten in Richtung Themse. Um dorthin zu gelangen, musste Linnet bloß einen kurzen überdachten Wandelgang nehmen.
    Ihr stockte der Atem, als sie am Eingang der langen, schmalen Kapelle innehielt. Die Flammen von einem Dutzend hoher Kerzen spielten in dem Buntglas der Fenster und warfen ein warmes Licht auf die kunstvollen Schnitzereien und bemalten Sitze. Während sie sich an der Schönheit der Kapelle erfreute, fiel die Anspannung der letzten Stunden von ihr ab. Hoffnung regte sich in ihrem Herzen; alles schien wieder möglich.
    Ohne Vorwarnung wurde sie plötzlich von hinten gepackt und hochgehoben.
    Sie versuchte, gegen den feuchten Lappen anzuschreien, der gegen ihr Gesicht gedrückt wurde. Beinahe unverzüglich wurden ihre Lippen taub, und ein metallischer Geschmack trat auf ihre Zunge. Sie kämpfte gegen die starken Arme, die sie hielten, doch der Mann hatte Muskeln aus Stahl.
    Noch während sie versuchte, sich zu wehren, senkte sich ein Nebel auf sie herab. Ihre Arme hörten auf, den Befehlen ihres Gehirns zu folgen, und sanken nutzlos zur Seite. Ihre Beine konnte sie gar nicht mehr spüren.
    Dunkelheit umfing sie.

36
    Jamie hatte das Gefühl, als wäre er aus tiefster Dunkelheit ins Licht getreten. Jetzt war ihm alles klar. Er konnte ein sicheres und geordnetes Leben haben – oder Linnet. Ganz egal, wie viel Chaos Linnet verursachte, ohne sie wäre nichts richtig.
    Er war gefährlich nah daran gewesen, denselben Weg zu wählen wie der Mann, der ihn gezeugt hatte; ein Leben, das vorhersehbar, sicher und langweilig war. Eine magere Existenz. Stattdessen war er nun entschlossen, alles zu nehmen, was das Leben ihm zu bieten hatte, und es mit der Frau, die er liebte, bis zum Ende auszukosten.
    Jamie wartete ungeduldig im Burghof, dass er Abschied nehmen und aufbrechen konnte. Er blickte auf, als Stephen mit Isobel aus dem Haus trat und ihr die Treppe hinunterhalf.
    »Wie lange hast du vor, in London zu bleiben?«, fragte Stephen, als sie den Fuß der Treppe erreichten.
    »So lange wie ich brauche, um Linnet davon zu überzeugen, meine Frau zu werden.«
    »Beeil dich.« Isobel lächelte ihn strahlend an und tätschelte ihren enormen Bauch. »Wenn ihr die Paten von diesem Baby sein wollt, müsst ihr rechtzeitig zur Taufe zurückkehren.«
    Isobel sah ihren Mann von der Seite an.
    »Ich sehe mal nach, weshalb der Stallbursche so lange mit deinem Pferd braucht«, sagte Stephen. »Wir treffen uns am Tor.«
    Isobel nahm Jamies Arm, und sie schlenderten in Richtung Tor.
    »Wenigstens musst du dir keine Sorgen machen,

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