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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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nicht mit ihr.
    Da Linnet nun fort war, glaubte Jamie, er könne sich entspannen und seine Mahlzeit genießen. Doch die Hofdame zu seiner Rechten – Joan? Joanna? – berührte ihn ständig am Arm und kicherte in sein Ohr. Dann fing die andere an, ihren Fuß an seinem Bein hinaufgleiten zu lassen. Er begann zu schwitzen.
    Wenig später trat François an seine Seite. Er sagte nichts, sondern nickte mit dem Kopf in Richtung Ausgang.
    »Meine Damen, bitte entschuldigt mich«, sagte Jamie und stand sofort auf, um François nach draußen zu folgen. Als er an dem Tisch vorbeikam, an dem Martin mit einigen anderen Knappen saß, fing er dessen Blick auf und nickte.
    Sobald Jamie und François sich ein wenig von den lauschenden Ohren im Saal entfernt hatten, sagte François: »Pomeroy hat gerade den Saal verlassen. Ich fürchte, er verfolgt meine Schwester.«
    »Dann müssen wir sie vor ihm finden.« Jamie drehte sich um und winkte Martin zu, ihnen zu folgen.
    »Ich habe ihr gesagt, sie sollte es nicht tun, aber sie wollte nicht auf mich hören«, sagte François, während sie einen der langen, dunklen Korridore hinabeilten. »Es war, als trete sie auf eine Giftschlange und reizte sie dann noch mit einem Stock.«
    Offenbar hatte Linnet nicht nur arrangiert, dass Pomeroy sie mit Jamie im Bett erwischte, sondern ihn darüber hinaus weiter gereizt. »Was genau hat sie getan, um ihn zu verärgern?«
    »Das weißt du nicht?« François sah ihn aus kornblumenblauen Augen an, die exakt denselben Farbton aufwiesen wie Linnets.
    Verdammt, es war geradezu unheimlich, wie ähnlich die beiden sich waren.
    »Linnet hat Pomeroys Onkel geheiratet. Seinen Großonkel.«
    Jamie kam die Galle hoch, als er sich die Hände eines alten Mannes auf ihrem Körper vorstellte.
    »Sie hat Pomeroy ganz schön ins Schwitzen gebracht. Er hatte die ganze Zeit Angst, sein Onkel könnte sie schwängern.« Mit einem Seitenblick fügte François hinzu: »Weißt du, Pomeroy war sein Erbe.«
    »Deine Schwester zieht Ärger aber auch wie magnetisch an.« Jamie trabte los.
    »Das Schlimmste ist, dass sie glaubt, sie käme allein damit zurecht.«
    »Geh du geradeaus«, sagte Jamie, als sie an eine Kreuzung kamen. »Ich nehme Martin mit und sehe auf diesem Flur nach ihr.«
    Während Jamie den düsteren Korridor entlanghastete und eine Tür nach der anderen aufriss, sagte er sich, dass er sich glücklich schätzen konnte, dass Linnet ihn vor fünf Jahren abgewiesen hatte. Wäre sie seine Frau geworden, wäre er inzwischen ein alter Mann.
    Das Herz schlug Linnet bis zum Hals, als sie so schnell wie möglich, ohne zu rennen, den Korridor hinunterhastete. Sie bog in einen Flur ab, obwohl sie keine Ahnung hatte, wohin er führte. Sie war sich nicht einmal sicher, in welchem Teil des Schlosses sie sich inzwischen befand. Ihr einziger Plan war, so weit wie möglich von Pomeroy fortzukommen.
    Als sie an der nächsten Biegung ankam, blickte sie über die Schulter. Niemand war hinter ihr. Gelobt sei Gott! Sie atmete aus, als sie um die Ecke bog.
    Und rannte Pomeroy direkt in die Arme.
    Sofort schlang sich sein Arm um ihre Taille, und seine Hand presste sich auf ihre Lippen. Sie trat nach ihm und versuchte, ihn zu beißen, während er sie rückwärts durch die nächste Tür schleppte. Sobald sich seine Hand von ihrem Mund löste, holte sie tief Luft, um zu schreien. Doch bevor auch nur ein Ton über ihre Lippen kam, fühlte sie eine Klinge an ihrer Kehle.
    Panik schoss durch ihre Adern.
    »Kann ich denn nicht kurz unter vier Augen mit Euch reden, ohne dass Ihr so einen Aufstand macht?«, fragte Pomeroy an ihrem Ohr.
    Er roch nach Zwiebeln und kaltem Schweiß, der von einem schweren, süßlichen Duft überdeckt wurde, bei dem ihr übel wurde.
    »Kann ich?«, fragte er wieder, und sie fühlte die Klinge gegen ihre Kehle drücken.
    Sie nickte.
    Er zerrte sie quer durch den Raum an die Außenwand neben drei hohe Fenster. Regen und Wind schlug gegen die Fenster wie der Sturm, der in ihrem Innern tobte. Pomeroy packte ihr Kinn und musterte sie in dem fahlen Licht, als wollte er sich jede Kurve und jeden Schatten einprägen.
    »So erlesen wie immer«, sagte er schließlich. »Gott ist ein Narr, dass er einer so wertlosen Kreatur so viel Schönheit verliehen hat.«
    Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Irgendwie musste sie ihn überraschen und fliehen.
    »Ich habe ein Hühnchen mit Euch zu rupfen, meine Liebe«, sagte er.
    »Das kann schon sein«, stimmte sie mit gepresster Stimme zu.

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