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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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albernen Frauen für Spioninnen und sahen zu, dass sie Abstand wahrten.
    »Merci, Sir James«, zwitscherten die Damen, als sie sich rechts und links bei ihm einhakten.
    Für eine weitere schier unerträgliche Mahlzeit nahm er seinen Platz zwischen ihnen ein. Als er aufblickte, stellte er fest, dass sein Pech ihm treu war. In dieser Zusammenkunft von Adeligen war sowohl Linnet als auch ihm ein Platz »unter dem Salz«, wie die Tische hießen, die senkrecht zur hohen Tafel standen, zugewiesen worden. Sie saß ihm direkt gegenüber.
    Edmund Beaufort, dem aufgrund seiner Herkunft gewiss ein Platz an der hohen Tafel zustand, saß an Linnets Seite.
    »Siehst du das Kleid von Lady Eleanor Cobham?«, flüsterte eine seiner Tischdamen der anderen zu, indem sie sich vorbeugte und an ihm vorbei ihre Freundin ansprach. »Wenn sie niest, purzeln ihre Brüste aus dem Ausschnitt.«
    »Und dieser Kopfputz«, entgegnete die andere gedämpft. »Ein stärkerer Windstoß, und sie wird aufs Meer hinausgetragen.«
    Jamie zupfte am Ausschnitt seiner Tunika und fragte sich, ob er jetzt noch gehen konnte, ohne die Damen zu beleidigen. Um Linnet nicht ansehen zu müssen, richtete er seine Aufmerksamkeit auf die hohe Tafel und bemerkte, dass die Damen, was Eleanors Kleid anging, nicht übertrieben hatten. Eleanor war noch nie zurückhaltend gewesen.
    Ihr Liebhaber, Humphrey, Herzog von Gloucester, saß auf dem Ehrenplatz neben dem kindlichen König. Obwohl es noch vor dem Mittagsläuten war, war Gloucester bereits angetrunken. Er hatte diese Runde gegen seinen Onkel gewonnen und feierte seinen Triumph. Da Gloucester Protektor und Verteidiger Englands war, konnte die Drohung des Bischofs, ihn nötigenfalls mit Gewalt am Überqueren des Flusses zu hindern, als Hochverrat interpretiert werden. Deshalb war der Bischof gezwungen gewesen, sich für die Konfrontation auf der Brücke zu entschuldigen.
    Doch Jamie meinte, dass Gloucester zu früh feierte. Er plusterte sich auf und schwadronierte, doch im Gegensatz zu seinem Onkel fehlte es ihm an Beharrlichkeit. Während er hier saß, trank und sich lächerlich machte, plante der Bischof auf der anderen Seite des Flusses seine nächsten Züge.
    Jamie würde sein Geld jederzeit auf Beaufort setzen. Es war in der Tat ein Glück, dass die Interessen des Bischofs sich mit denen des Königreiches deckten.
    Jamie hatte Mitleid mit der Königin, die blass und eingeschüchtert auf der anderen Seite ihres Sohnes saß. Es ärgerte ihn, zusehen zu müssen, wie Gloucesters Blick immer wieder auf Linnet ruhte. Wieder ermahnte er sich, dass er nichts mit ihr zu tun hatte. Wenn eine Frau auf sich selbst aufpassen konnte, dann war das Linnet. Außerdem war ihr Bruder hier. François war die mühselige Aufgabe gewohnt, sich um seine Schwester zu kümmern.
    »Warum sieht Lady Eleanor Linnet an, als wollte sie ihr Gift in die Suppe träufeln?«, flüsterte eine seiner Begleiterinnen.
    Hinter vorgehaltener Hand erwiderte die Dame auf seiner anderen Seite: »Mit ihrem Blick könnte sie Pflaumen zu Dörrobst schrumpeln lassen.«
    Offenbar hatte Gloucesters Mätresse seinen abtrünnigen Blick ebenfalls bemerkt. Angesichts dessen, was er über Eleanor wusste, fand Jamie das noch Besorgnis erregender. Er müsste François warnen.
    Gloucester erhob sich von seinem Stuhl und lenkte so die Aufmerksamkeit aller im Saal auf sich. »Sir Guy! Willkommen!«, erschallte seine Stimme, während er den Becher zum Gruß hob. »Kommt und nehmt an unserem herrlichen Mahl teil!«
    Gott stehe ihm bei! Musste er sich jetzt auch noch mit diesem Arschloch von Pomeroy auseinandersetzen?
    Obwohl er und Pomeroy sich größte Mühe gaben, einander aus dem Weg zu gehen, war der Kreis von Edelmännern um die Lancasters doch klein. Deshalb war Jamie Pomeroy hier und in Frankreich einige Male begegnet. Doch er war nicht mehr im selben Zimmer wie Pomeroy und Linnet gewesen seit …
    Seit jenem Tag in Paris, als Pomeroy sie beide im Bett erwischt hatte.
    Jamie warf einen flüchtigen Blick auf Linnet. Sie war totenblass geworden.
    Sir Guy stolzierte in die Mitte des Saales und verneigte sich tief vor der hohen Tafel. Nachdem er die Königsfamilie begrüßte hatte, drehte er sich um und senkte den Kopf vor Linnet. Linnet presste die Lippen aufeinander; sie erwiderte die Höflichkeit nicht.
    Während alle Augen auf Pomeroy gerichtet waren, als dieser seinen Platz an der hohen Tafel einnahm, erhob sich Linnet leise und verließ den Saal. Edmund Beaufort ging

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