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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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dran.«
    Jamie würfelte und verlor erneut.
    Schloss Windsor war beeindruckend groß. Trotzdem begegnete er Linnet auf Schritt und Tritt – beim Essen im Saal, beim Überqueren des oberen Burghofs, auf der Treppe. Er war immerzu nervös; entweder weil er sie gesehen hatte, oder weil er damit rechnete, ihr zu begegnen. Diese nahezu ständige Erregung konnte der Gesundheit eines Mannes nicht zuträglich sein.
    Die Wächter kommentierten lautstark das Glück eines Mitspielers. Ohne hinzusehen, wer es war, warf Jamie einen weiteren Penny auf den Tisch.
    Ihm gefiel ihre Art zu reiten, ohne Furcht selbst im gestreckten Galopp. Er genoss ihre klugen Bemerkungen beim Essen und das Glitzern in ihren Augen, wenn sie ihn aufzog.
    »Spielt Ihr noch mit, Rayburn?«
    Er nahm die Würfel, die ihm vors Gesicht gehalten wurden. Während er die abgenutzten Knochen zwischen Daumen und Fingern rieb, dachte er an die Glätte von Linnets Haut.
    Wie er wochenlang im selben Schloss mit ihr leben sollte, ohne wieder mit ihr im Bett zu landen, war ihm ein Rätsel. Er konnte bloß beten, dass Bedford ein schnelles Schiff von Frankreich herüber erwischte und ihn von seinen Pflichten entband.
    Sein Knappe erschien hinter ihm und tippte ihm auf die Schulter. Leise, damit er das Spiel nicht störte, sagte Martin: »Sir James, ein Mann ist im Schloss angekommen, der nach Euch fragt.«
    »Behaltet mein Geld«, beschied Jamie die Wachen, als er sich erhob. »Ihr würdet es ohnehin gewinnen.«
    Martin folgte ihm die steinerne Wendeltreppe hinunter.
    »Er behauptet, er sei ein Freund von Euch«, sagte er.
    Der Junge klang skeptisch. Sobald Jamie hinaus auf den matschigen Grund vor dem Tor trat, verstand er, weshalb.
    Er brüllte vor Lachen. »Owen Tudor, bist du das unter all dem Schlamm?«
    »Das weißt du verdammt gut«, antwortete Owen, und seine weißen Zähne bildeten eine leuchtende Linie in seinem schmutzverkrusteten Gesicht.
    Jamies Hand verursachte ein schmatzendes Geräusch, als er seinem Freund auf den Rücken schlug. Während er sich den Schlamm abrieb, fragte er: »Hast du bei den Schweinen gut geschlafen?«
    »Mein Pferd ist bei starkem Regen in ein Loch getreten. Als Nächstes erinnere ich mich nur noch daran, dass ich mit dem Hintern einen Fuß tief im Schlamm steckte.« Owen wischte sich mit dem Ärmel das Gesicht, wodurch er den Dreck in seinem Gesicht noch mehr verschmierte. »Ich habe Glück, dass ich mir nicht den Hals gebrochen habe.«
    »Bist du hier, um die Königin zu treffen?«
    »Aye«, sagte Owen. »Dein Vater hat mir ein Empfehlungsschreiben für ihre Dienste mitgegeben.«
    »Na ja. So, wie du jetzt aussiehst, kannst du ihr unmöglich unter die Augen treten«, sagte Jamie grinsend. »Ich fürchte, die Mägde werden mich umbringen, wenn ich dich so mit reinnehme.«
    Er drehte sich zu seinem Knappen um. »Martin, geh und hol Seife und Handtücher. Ich nehme ihn mit runter zum Fluss, damit er sich dort säubern kann.«
    »Aber, Sir, das Wasser ist eiskalt.«
    »Dieser Mann hat die Winterbelagerung bei Mieux überlebt«, sagte Jamie und klopfte seinem Freund trotz des Schlamms erneut auf die Schulter. »Er übersteht auch ein Bad in der Themse im November.«
    »Ich war seit der Belagerung nicht mehr so dreckig«, lachte Owen.
    »Gott sei Dank stinkst du wenigstens nicht so sehr wie damals.«
    »Das liegt daran, dass ich erst letzte Woche in eurer Familienwanne gebadet habe«, sagte Owen. »Und deine hübschen Schwestern haben mir den Rücken gewaschen.«
    »Ganz bestimmt«, sagte Jamie. »Ich nehme an, Vater hat die Mädchen in ihren Zimmern eingesperrt, bis er die Zugbrücke hinter dir wieder hochgezogen hatte.«
    »Ich bin ihnen nie näher als zehn Meter gekommen«, sagte Owen grinsend. »Übrigens droht deine ganze Familie hierherzukommen, wenn du ihnen nicht bald einen Besuch abstattest.«
    »Ich freue mich auch darauf, sie endlich wiederzusehen, aber ich kann Windsor noch nicht verlassen.«
    »Deine Eltern deuteten an, sie hätten etwas Wichtiges mit dir zu besprechen.« Owen stieß ihm den Ellenbogen in die Seite. »Es ist doch nicht anzunehmen, dass sie endlich ein armes Mädchen gefunden haben, das sie mit dir verheiraten wollen, oder?«
    In einträchtigem Schweigen gingen sie auf der Suche nach einer geeigneten Stelle den Pfad am Fluss entlang. Der Regen hatte aufgehört, aber der Pfad war rutschig.
    Jamie blickte über die Schulter, um sicherzugehen, dass Martin gegangen war, bevor er leise verkündete: »Linnet ist

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