Mein geliebter Ritter
François dazu zu bringen, sich um die Geschäftsbücher zu kümmern, solange ich fort bin.«
Master Woodley holte tief Luft und schüttelte den Kopf. »Die zweite Aufgabe ist bei Weitem die schwierigere.«
Sie tätschelte seinen Arm. »Ich weiß, dass Ihr Euer Bestes geben werdet.«
7
Jamie saß auf seinem Pferd und wartete darauf, dass die Königin und ihr Gefolge an Bord des Schleppkahns gingen, der sie die Themse hinauf nach Windsor bringen würde. Als er Linnet beobachtete, beglückwünschte er sich zu seiner Entscheidung, die Reise zu Pferd anzutreten. Einen schier endlosen Tag mit ihr in einem geschlossenen Kahn zu verbringen, wäre für sie beide unangenehm geworden.
Sie schien einem älteren Mann Anweisungen zu geben – eben jenem Mann, der ihn an dem Tag, da Linnet auf der Brücke in der Klemme saß, um Hilfe gebeten hatte. Nachdem sie sich von dem Alten verabschiedet hatte, gesellte sie sich zu den anderen Damen am Kai. Mit ihrem dunkelblaugrauen Kapuzenumhang mit dem silbergrauen Pelzbesatz, der ihr Gesicht einrahmte, war sie die Hübscheste von allen.
Er berührte seine Wange, als er sich an ihre Ohrfeige erinnerte, und verspürte einen Anflug von Scham.
Wenn sie mit der Königin reiste, warum nahm sie dann deren Hände und küsste ihr die Wange? Ein Pferd wieherte, Linnet drehte sich um und blickte die Uferböschung hinauf. Jamie folgte ihrem Blick und sah keinen Geringeren als seinen eigenen Knappen, der einen schneeweißen Zelter den Pfad heraufführte.
Nein. Das würde sie nicht tun. Sie würde nicht mit ihnen den ganzen Weg nach Windsor reiten.
Martin verneigte sich tief vor ihr und ließ sich auf ein Knie sinken, um ihr beim Aufsitzen behilflich zu sein. Für seine überbordende Ritterlichkeit dankte Linnet ihm mit einem Lächeln. Mit der Eleganz einer geborenen Reiterin schwang sie sich auf ihr Pferd.
Alle anderen Damen besaßen genug Verstand, um in dem überdachten Schleppkahn zu reisen. Es war ein ganzer Tagesritt bis Windsor. Und November, um Gottes willen. Jamie hatte François angekündigt, dass er ihr Pferd für sie mitführen würde. Aber offensichtlich hatte Linnet stur und unabhängig wie immer anders entschieden.
Was für ein herrliches Bild gab sie doch auf ihrem nervösen Zelter ab! Als sie die Uferböschung zu ihm heraufritt, sah sie aus wie eine Feenkönigin, die die niederen, sterblichen Männer verführen wollte. Er sah sich nach den Männern um, die sich für den Ritt nach Windsor versammelt hatten. Ihren hingerissenen Mienen nach zu urteilen, wirkte ihr Zauber bereits.
»Lasst uns aufbrechen«, rief er ihnen zu. »Ein langer Tag liegt vor uns.« Das war bei Gott die Wahrheit.
Da sie sich beide möglicherweise wochenlang in Windsor aufhalten würden, musste er sich daran gewöhnen, in ihrer Nähe zu sein. Er ritt neben sie, und beschloss, jetzt die Spielregeln zwischen ihnen festzulegen. Sie würden höflich zueinander sein. Keine intimen Gespräche, bloß förmliche Freundlichkeit.
»Du hast eine feine Stute«, versuchte er es mit einem trivialen Gespräch. Danach hätte er still sein sollen, doch irgendwie konnte er nicht umhin hinzuzufügen: »Nicht fein genug, um sie nicht in dem Gewühl auf der Brücke zurückzulassen. Aber dennoch ein edles Tier.«
»Sie ist etwas Besonderes«, sagte sie lächelnd und beugte sich vor, um ihrem Pferd den Hals zu klopfen.
Er zwang sich, nicht daran zu denken, wie diese langen Finger seinen flachen Bauch streichelten. Doch seine Gedanken schweiften zu dem Gefühl, wie sie über seinen Schenkel glitten … oder sich in seinem Haar zusammenkrallten, wenn sie aufschrie …
»Dein Onkel Stephen hat sie entdeckt«, sagte sie.
Wen entdeckt? Fast stellte er die Frage laut, ehe ihm wieder einfiel, dass sie über ihr Pferd sprachen.
»Hat er das?« Der Verräter. Alle Mitglieder seiner Familie, die Linnet in Frankreich begegnet waren, erinnerten sich wohlwollend an sie. Aber schließlich kannten sie sie ja auch nicht so gut wie er. Er löste die Zähne voneinander, die er unwillkürlich zusammengebissen hatte, und fragte: »Dann hast du Stephen und Isobel getroffen?«
»Aye. Sie waren in London, als ich vor ein paar Wochen dort ankam.«
Natürlich würden Stephen und seine Frau Linnet besuchen.
»Da wir gerade über die Verwandtschaft reden«, bemerkte er, »ich habe erfahren, dass du mit Pomeroy verwandt bist.«
»So würde ich es kaum nennen wollen.«
»Herrje, Linnet, musstest du ausgerechnet seinen Onkel heiraten? Gab es
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