Mein geliebter Ritter
Nachmittag«, sagte Jamie zu Pomeroy.
»Es ist verdammt kalt«, sagte Pomeroy und rammte sich den Helm auf den Kopf.
Jamie zuckte die Achseln. »Nicht kalt genug, dass der Boden gefroren wäre. Die Totengräber sollten keine Mühe mit Eurem Grab haben.«
Während er darauf wartete, dass Sir John sich zu ihnen auf die Mitte des Feldes gesellte, musterte Jamie Pomeroys Pferd, seine Waffen und seine glänzende Rüstung.
»Ich muss Euch fairerweise sagen, dass die Rüstung nachteilig für Euch ist«, sagte Jamie. »Ich bin bereit zu warten, bis Ihr sie abgelegt habt.«
»Ihr unverschämter Bastard eines Verräters! Ihr wagt es, mir Anweisungen zu geben, wie ich zu kämpfen habe?«
Wieder zuckte Jamie mit den Achseln. »Ich habe Euch gewarnt.«
Sir John ritt zu ihnen auf und unterband Pomeroys Fluchtirade.«
»Ihr werdet beide jeweils an ein Ende des Feldes reiten und dort auf mein Zeichen warten, dass der Kampf beginnen möge«, sagte Sir John. »Er ist beendet, wenn einer von Euch tot ist oder sich unterwirft. Einverstanden?«
»Aye«, antworteten beide.
Jamie galoppierte zu seinem Ende des Feldes und wendete Thunder, sodass er seinem Gegner entgegenblickte. Sein mächtiges Schlachtross tänzelte seitwärts; es war so entschieden zum Kampf bereit wie er selbst. Jamie richtete den Blick auf Pomeroy. Kalter, mächtiger Zorn erfüllte ihn, als er sich daran erinnerte, wie Linnet am Boden gekauert hatte, während der Unhold an ihrem Haar riss.
Du wirst für die Erniedrigung bezahlen, die sie deinetwegen erfahren hat, für die Furcht in ihren Augen, für den Schnitt an ihrer Wange.
»Sirs, seid Ihr bereit?«, rief Sir John.
»Aye!«
»Seht mein Zeichen!«, brüllte Sir John. Er hob sein Schwert, dann ließ er es niedersausen und rief: »Beginnt den Kampf!«
»Aaarrrh!« Jamie stieß seinen Schlachtruf aus. Thunders Hufe donnerten unter ihm, während sie über das Feld jagten. Er und sein Pferd waren gemeinsam durch so viele Schlachten gegangen, dass sie einander kannten wie Brüder. Thunder galoppierte geradewegs auf Pomeroy zu.
In der letzten Sekunde wich Pomeroys Pferd nach links aus. Jamie traf Pomeroy laut krachend mit dem Schild, als er an ihm vorbeistürmte, doch Pomeroy blieb im Sattel. Beim nächsten Passieren wehrte Jamie einen schweren Schlag mit dem Schild ab und traf Pomeroy mit der Breitseite seines Schwertes im Rücken.
Solange sie im Sattel saßen, war Pomeroys Rüstung von Vorteil. Pomeroy vom Pferd zu stoßen, erwies sich jedoch als schwieriger, als Jamie angenommen hatte.
»Ich weiß ja nicht, woher Ihr Euren Ruf als Kämpfer habt, Pomeroy«, brüllte Jamie. »Ihr müsst mit den Karren und den Mauleseln am Ende des Trosses gewesen sein, denn Ihr hättet keinen Tag an König Heinrichs Seite im Kampf überlebt.«
Pomeroy galoppierte brüllend auf ihn zu und schwang mit aller Kraft sein Schwert. Jamie spürte den Luftzug an seinem Rücken, während er sich tief über Thunders Hals beugte. Dann richtete er sich auf und rammte die Breitseite seines Schwertes gegen Pomeroys Rücken. Pomeroy war bereits halb aus dem Sattel, als Jamie Thunder wendete und sich auf ihn stürzte.
Sie stürzten zwischen stampfenden Hufen zu Boden. Sobald Jamie sich abgerollt hatte, sprang er auf, das Schwert hatte er zum Kampf bereit erhoben. Er wartete auf Pomeroy, der langsamer war, weil seine Rüstung ihn behinderte.
Danach dauerte der Kampf nicht lange. Ohne die Rüstung wäre es womöglich eng geworden, denn Pomeroy war stark. Jamie war das auch, aber dazu noch schnell und flink.
Schließlich stieß Jamie Pomeroy zu Boden, hockte sich auf seine Brust und zerrte ihm den Helm vom Kopf. Kampfeswut klang in Jamies Ohren. Als er durch die schwarzen Augen des Mannes in seine noch schwärzere Seele blickte, musste er sich zusammenreißen, nicht seinen Dolch über Pomeroys Kehle zu ziehen.
Aber von einem Ritter erwartete man Gnade, nicht dass er einen Landsmann tötete, nachdem er ihn im Duell entwaffnet und besiegt hatte.
»Wenn Ihr Linnet je wieder anrührt«, zischte Jamie zwischen den Zähnen durch, »reiße ich Euch Arme und Beine aus und fresse Euer Herz.«
Auch Pomeroys Augen waren voller Zorn. »Ich ergebe mich«, sagte er und biss die Zähne aufeinander. »Und jetzt runter von mir.«
Jamie dachte an die schmale Blutspur auf Linnets heller Haut und konnte den Mann nicht unverletzt ziehen lassen.
»Lasst uns erst sehen, ob Ihr so tapfer seid, wie sie es gewesen ist.« Jamie hob Pomeroys Schwert vom Boden
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