Mein geliebter Ritter

hat, um uns zu begleiten«, sagte die Königin. Ihre Stimme war vor Anspannung ganz hoch.
    Auch Linnet war froh, heute mit einer Eskorte aus zwanzig Männern und mit wehendem königlichen Banner unterwegs zu sein.
    »Als der Herzog uns vor Schwierigkeiten warnte«, sagte Linnet, »hatte ich keine Ahnung, dass es so schlimm steht.«
    »Ich auch nicht«, sagte die Königin und ergriff Linnets Hand. »Ich wünschte, Owen hätte mit uns in der Kutsche fahren können.«
    Linnet zog es vor, nicht zu antworten. Nichts hätte unangemessener sein können, als dass der niedere Kammerdiener der Königin den ganzen Weg bis nach Leicester Castle in ihrer Kutsche reiste.
    Linnet und die Königin wurden durcheinandergerüttelt, als die Kutsche über die unebenen Leisten der Zugbrücke des Schlosses rumpelte. Ohne anzuhalten, setzte die Kutsche ihren Weg durch das Torhaus fort. Nachdem sie in schnellem Tempo den weitläufigen Burghof überquert hatten, hielt die Kutsche schließlich vor einem Gebäude an, das die Schlosshalle zu beherbergen schien.
    Linnet presste das Gesicht an den Spalt im Vorhang.
    »Jamie ist hier!«, rief sie aus.
    Da war er, auf der Treppe direkt vor ihr. Nachdem sie sich jede Sekunde des letzten Monats nach ihm gesehnt hatte, konnte sie kaum glauben, dass er hier war.
    Zusammen mit einem älteren Ritter, der wie er selbst ein Kettenhemd trug, rannte er mit großen Schritten die Treppe herunter, rief ihrer Eskorte etwas zu und winkte ihre Kutsche weiter. Er sah herrlich aus in seinem Rittergewand und mit wehenden Haaren, als er zu ihrer Kutsche sprintete.
    Die Kutsche neigte sich erschreckend zur Seite, als Jamie und der andere Ritter außen aufsprangen. Ruckelnd setzte sie sich wieder in Bewegung, wodurch Linnet auf den Sitz zurückgeworfen wurde. Bevor sie sich irgendwo festhalten konnte, stieß sie mit der Königin zusammen, als die Kutsche zuerst um eine, dann um eine weitere Kurve bog. Endlich blieb sie rumpelnd stehen.
    Linnet löste sich von der Königin und versuchte, ihren Kopfputz zu richten. Durch den Spalt im Vorhang sah sie, dass sie neben einem niedrigen Gebäude hielten, das an der rückwärtigen Seite der Schlosshalle angebaut war.
    Der Kutschenverschlag wurde aufgerissen, und ein riesiger, Repekt einflößender Mann mit einem harten attraktiven Gesicht und ergrauendem lohfarbenen Haar versperrte Linnet die Sicht auf alles, was hinter ihm lag. Es war Jamies Vater.
    »Lord FitzAlan«, sagte Linnet. »Was ist passiert, Sir?«
    Er nickte ihr kurz zu, während er der Königin den Arm anbot. »Wir müssen uns beeilen, Königliche Hoheit.«
    FitzAlan hob die Königin aus der Kutsche, als wiege sie nicht mehr als eine Lumpenpuppe. Dann nahm Jamie den Platz seines Vaters im Kutschenverschlag ein. Vom entschlossenen Ausdruck seines Gesichtes bis zur glänzenden Schneide seines Schwertes sah er genau so aus, wie sie sich einen edlen Ritter, der zu ihrer Rettung kam, immer vorgestellt hatte.
    Die Anspannung in Jamies Haltung verriet, dass er Ärger erwartete. Sie hatte inzwischen so große Angst, dass sie sich ihm am liebsten um den Hals geworfen hätte.
    »Raus! Sofort!« Seine Stimme klang scharf, während er sich nach beiden Seiten umsah.
    Sie ergriff die Hand, die er ihr entgegenstreckte, und hatte das Gefühl, durch die Luft zu fliegen. Dann lag sein Arm um ihre Taille und presste sie eng an seine Seite. Ihre Füße berührten kaum den Boden, als sie FitzAlan und der Königin durch einen niedrigen Torbogen folgten. Dem niedrigen gewölbten Tunnel nach zu urteilen, durch den sie eilten, waren sie in einem unterirdischen Gewölbe.
    »Sind wir im Küchentrakt?«, fragte die Königin.
    »Es ist der sicherste Weg, Königliche Hoheit«, sagte FitzAlan.
    Der Geruch nach Bratenfleisch und gebackenem Brot zog ihnen entgegen, als Jamie sie an dem geschäftigen Eingang zur Küche vorbeitrieb.
    »Was ist eigentlich los?«, fragte sie ihn.
    »Beeil dich.« Jamie schob sie mit einer Hand vor sich her, während er in der anderen sein Schwert hielt. Die ganze Zeit über schaute er sich suchend um. Linnet erhaschte einen Blick auf Fässer, Töpfe und Kornsäcke, als sie dem Tunnel an mehreren Vorratskellern vorbei folgten.
    »Wer bedroht uns denn?«, fragte Linnet. »Sag es mir!«
    »Nicht jetzt.«
    Sie kamen zu einer schmalen Dienstbotentreppe. FitzAlan führte sie an und half der Königin hinter ihm.
    »Du zuerst.« Jamies Hand legte sich fest auf ihren Rücken.
    Sie raffte die Röcke und zog den Kopf ein. Der