Mein geliebter Ritter
belastete.«
Sie hatte ihm keine schlaflosen Nächte bereitet. FitzAlan hatte seine Mutter geheiratet, als Jamie gerade drei Jahre alt gewesen war, und das Band zwischen ihnen war so eng, wie es zwischen Vater und Sohn nur sein konnte. Trotzdem hatte sich Jamie gefragt, wie der Mann wohl war, der ihn gezeugt hatte – und warum er seine Mutter verlassen hatte.
»Wie war der Name dieses Mönches?«, fragte Jamie, denn er wollte den Namen wissen, den er hätte tragen sollen.
»Wheaton«, sagte seine Mutter. »Richard James Wheaton.«
James. Dann hatte seine Mutter ihm also gegeben, was sie ihm von dem Namen des Mannes hatte geben können. Sie musste ihn wenigstens ein bisschen gemocht haben.
»Er hat mir erzählt, dass er in seiner Jugend in Erwägung gezogen hatte, ins Kloster zu gehen, weshalb es mich nicht überrascht, dass er ein Mönch geworden ist«, sagte seine Mutter wieder mit dieser bedächtigen Stimme. »Doch nach allem, was Geoffrey uns erzählt hat, lebte Richard Wheaton ungewöhnlich … zurückgezogen, selbst für einen Mönch. Er fand großen Trost in der Routine des klösterlichen Lebens.«
»Willst du damit andeuten, dass etwas mit ihm nicht stimmte?«, fragte Jamie.
Sein Vater zuckte die Achseln. »Wheatons Bruder – dein Onkel, nehme ich an – kann dir darüber viel mehr erzählen als wir. Er hat mehrmals geschrieben und seinem Wunsch Ausdruck verliehen, dich kennenzulernen.«
»Sein Name ist Sir Charles Wheaton«, fügte seine Mutter hinzu. »Er möchte unbedingt, dass du ihn besuchst. Seine Ländereien liegen in Northumberland, keinen Tagesritt von denen von Stephen und Isobel entfernt.«
Die drei saßen eine ganze Weile schweigend beisammen, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft.
Schließlich sagte sein Vater: »Du hast noch einige unerledigte Angelegenheiten in deinem Leben. Es ist am besten, die erst zu bereinigen, bevor du dir eine Frau nimmst.«
»Ich verstehe zwar nicht, was daran unerledigt sein soll«, sagte Jamie, »aber ich kann auf jeden Fall Charles Wheaton einen Besuch abstatten, wenn ich in den Norden zu den Staffords reise.«
»Triff dich zuerst mit Charles Wheaton, bevor du um ihre Hand anhältst.« Seine Mutter beugte sich vor und berührte ihn am Arm. »Der Besuch hilft dir vielleicht zu entscheiden, was du tun sollst.«
Sie konnte nicht deutlicher sagen, dass sie glaubte, er mache einen Fehler, wenn er Agnes zur Frau nahm.
»Mutter, meine Entscheidung steht fest.«
Jamie stützte die Ellenbogen auf die Knie und rieb sich die Schläfen. Zu viele Gedanken purzelten zur selben Zeit durch seinen Kopf. Sein leiblicher Vater war ein Mönch gewesen. Er hatte einen neuen Onkel. Und seine Mutter, auf deren Meinung er größeren Wert legte, als er zuzugeben wagte, war mit der Wahl seiner Ehefrau nicht einverstanden.
Bevor er sich einigermaßen sortiert hatte, überraschte ihn sein Vater mit einer weiteren Nachricht.
»Wir haben heute eine Botschaft von Bedford erhalten.« Sein Vater zog ein zusammengerolltes Pergament mit einem zerbrochenen Siegel aus seiner Tunika und reichte es ihm. »Der Rat befürchtet Aufstände, wenn das Parlament in London tagt, weshalb sie beschlossen haben, die nächste Sitzung in Leicester abzuhalten.«
Seit er Windsor verlassen hatte, hatte Jamie kaum einen Gedanken an den politischen Streit verschwendet, der das Land noch immer bedrohte.
»Dann ist es Bedford also noch nicht gelungen, seinen Bruder und seinen Onkel dazu zu zwingen, ihren Streit beizulegen?«, fragte er.
Sein Vater schüttelte den Kopf und schlug sich mit der Faust aufs Knie. »Dieser verdammte Gloucester.«
»Wenn König Heinrich noch am Leben wäre«, warf seine Mutter ein, »würde Gloucester es nie wagen, derartigen Unfrieden zu stiften.«
»Will der Rat immer noch, dass der junge König die Parlamentssitzung eröffnet?«, fragte Jamie.
»Aye«, sagte sein Vater. »Es ist umso wichtiger, dass der König sich zeigt.«
Jamie versuchte die Frage zurückzuhalten, doch er musste wissen, ob Linnet dabei war, sich in Gefahr zu begeben. »Und die Königin?«
»Ist bereits nach Norden unterwegs.«
29
Die Stadt Leicester versank im Chaos. Linnet zog den Vorhang der Kutsche zurück, um hinauszusehen, während sie durch die lebhafte Straße rumpelten, die neben der Kirche zum Haupteingang des Schlosses führte. Betrunkene mit Stöcken und Keulen bevölkerten die Straße.
»Ich bin sehr erleichtert, dass seine Hoheit, der Herzog von Bedford, seine eigene Wache geschickt
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