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Mein geliebter Ritter

Mein geliebter Ritter

Titel: Mein geliebter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mallory
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dunkle, enge Treppenaufgang schien für kleinere Leute erbaut worden zu sein. Als sie sich über die Schulter umsah, konnte sie erkennen, dass Jamie die ersten Stufen rückwärts hinaufging, das Schwert schlagbereit in der Hand haltend.
    Gütiger Gott, was war hier los? Linnet schüttelte heftig ihren Arm, sodass der Griff ihres dünnen Dolches in ihre Hand fiel.
    Nachdem sie drei Stockwerke hinaufgestiegen waren, ohne zu verschnaufen, schwitzte sie. Ob vor Anstrengung oder aus Angst vermochte sie nicht zu sagen. Die Geräusche, die die Stiefelsohlen der Männer machten, und ihr eigener schwerer Atem hallten ihr in dem engen Raum in den Ohren. Als FitzAlan eine Tür vor ihnen aufstieß, erschrak sie vor dem Geräusch vieler Stimmen.
    Während FitzAlan die Tür aufhielt und sie weiterwinkte, trat Linnet dicht hinter der Königin über die steinerne Schwelle und duckte sich unter der niedrigen Tür durch.
    Sie befand sich in einem halb offenen Korridor oder einer Galerie. Rufe erfüllten die Luft und hallten von den Decken und Wänden wider. Sofort trat Linnet an das Geländer, um hinunterzusehen. Unter ihr lag eine riesige Halle voller Menschen. Sie riefen und fuchtelten mit Stöcken durch die Luft.
    Jamie packte sie am Arm und zerrte sie vom Geländer zurück. »Hier entlang«, befahl er und zeigte nach vorn. »Bleib dicht an der Wand.«
    FitzAlan war bereits am anderen Ende der Galerie angelangt und hielt wieder eine Tür für sie auf. Die Königin warf Linnet einen verängstigten Blick über die Schulter zu, bevor sie sich durch den Türbogen duckte.
    Als Linnet ihr folgte, fühlte sie sich, als habe sie eine andere Welt betreten. Sie befand sich in einem eichegetäfelten Raum mit großen, mit Glas versehenen Fenstern an der einen Wand und kostbaren Wandteppichen an den anderen. Durch eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite konnte sie mehrere angrenzende Zimmer sehen.
    »Wo sind wir?« Sie legte den Kopf in den Nacken, um die hohe Decke mit ihren gleichmäßigen Reihen aus geschnitzten Holzverzierungen zu betrachten.
    Königin Katharina blickte sich um und seufzte tief. »Wir sind in den Gemächern der Königin.«
    »Hier seid Ihr in Sicherheit«, sagte FitzAlan. »Wir haben Wachen an allen Toren postiert.«
    »Ich werde seine Hoheit, den Herzog von Bedford, wissen lassen, dass Ihr eingetroffen seid«, sagte Jamie zu der Königin. »Er wird Euch die Situation selbst erklären wollen.«
    »Ihr wollt uns doch nicht etwa jetzt hier allein lassen«, sagte die Königin, bevor Linnet ein Wort herausbrachte. »Nachdem Ihr uns halb zu Tode erschreckt habt, könnt Ihr uns nicht zurücklassen.«
    »Mein Vater wird bei Euch bleiben, während ich …«
    »Mein Sohn wird bei Euch bleiben«, unterbrach ihn FitzAlan. »Jamie, ich muss mich jetzt um andere Dinge kümmern, da wir sie vor dem Pöbel in Sicherheit gebracht haben.«
    »Warum haben diese Männer alle Keulen und Stöcke getragen?«, fragte Linnet.
    »Jamie kann es Euch erklären.« FitzAlan deutete mit dem Kopf in Richtung der Tür, durch die sie gekommen waren, und sagte zu Jamie: »Ich schicke noch ein paar Männer herauf, um den Dienstboteneingang zu bewachen.«
    Danach nickte FitzAlan vage in Richtung der Königin und Linnet und ging fort.
    »Euer Vater ist ein Mann weniger Worte«, bemerkte die Königin.
    »Für seine Verhältnisse war das eine lange Rede«, sagte Jamie und zuckte die Achseln. Diese Geste war ihr so vertraut, dass Linnet das Gefühl hatte, ihr Herz müsste zerreißen.
    Sie sehnte sich danach, in seine Arme zu treten und den Kopf an seinen Brustkorb zu schmiegen. In dem Monat, seit er ihre Hochzeitspläne aufgekündigt und Windsor verlassen hatte, war sie unglücklich gewesen. Sie brachte nicht einmal Interesse dafür auf, ihre Feinde niederzustrecken. Während sie zwar immer noch die Berichte las, die Master Woodley ihr schickte, war sie nicht wieder nach London gereist. Stattdessen war sie in der Abgeschiedenheit und Ruhe Windsors geblieben, wo sie und die Königin sich gegenseitig über ihren Verlust trösten konnten.
    Sie wollte Jamie Tausende von Fragen stellen. War er noch immer wütend auf sie? Litt er so wie sie? War er inzwischen mit Agnes verlobt?
    Stattdessen fragte sie: »Was ist hier los?«
    Die Königin wollte jedoch nicht über den Tumult sprechen, der sich vor den Türen dieser stillen Gemächer abspielte.
    »König Heinrich kam so gerne hierher«, sagte sie, bevor Jamie antworten konnte. Ein leises Lächeln umspielte die Lippen

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