Mein geliebter Wuestenprinz
wie er begonnen hatte, endete der Kuss.
Jayne fröstelte beinah. Aber in der nächsten Sekunde verflog dieses Gefühl, als er ihr Gesicht sanft umfasste und sie erneut küsste. Seufzend schloss sie die Augen und genoss die Liebkosungen seiner Lippen und seiner Zunge. Hungrig schmiegte sie sich an ihn.
Er knabberte zärtlich an ihrer Unterlippe, bis Jayne leise aufstöhnte. Mit dem Mund strich er zart über ihr Kinn, die Wange, bis zu jener empfindlichen Stelle an ihrem Ohr. Er verteilte kleine, aufreizende Küsse auf ihrer erhitzten Haut, die eine aufregend kühle Spur hinterließen. Verlangend drängte Jayne sich an ihn und wartete ungeduldig darauf, was als Nächstes folgen würde.
Nur halb nahm sie wahr, dass er seine Hände über ihre Schultern gleiten ließ und mit einer einzigen Bewegung den Verschluss ihres BHs unter dem seidenen Kaftan öffnete. Da erst besann Jayne sich.
War sie verrückt geworden?
Sie durfte nicht zulassen, dass er sie auf diese Weise küsste. Alis Worte fielen ihr wieder ein. Seiner Meinung nach brauchte Tariq eine folgsame Frau, die ihre Pflicht erfüllte. Und diese Frau war Jayne definitiv nicht. Was um Himmels willen hatte sie dazu getrieben, sich ihrem baldigen Exmann auf diese Weise auszuliefern? Sie durfte sich doch ihr neues, freies Leben nicht ruinieren, nur weil sie ihn immer noch begehrenswert fand.
Fast war es zu spät. Sie hörte, wie er den Reißverschluss ihres Kaftans aufzog.
„Nein!“
Tariq hielt inne. „Was soll das heißen? Du bist meine Frau!“
„Nein.“ Sie zitterte immer noch vor Begehren, antwortete jedoch, so fest sie konnte: „Ich werde nie wieder deine Frau sein, Tariq. Unsere Ehe ist vorbei.“
Entschlossen befreite sie sich aus seiner Umarmung und brachte ein paar Meter Abstand zwischen sich und ihn. „Ich will das nicht.“
„Lügnerin.“ Seine Stimme klang nüchtern, seine Miene gab nicht preis, was er fühlte. „Du warst sehr hingebungsvoll.“
Damit hatte er leider recht. Viel zu hingebungsvoll. Aber daraus durfte er keine falschen Schlüsse ziehen. „Vielleicht habe ich einfach nur auf einen attraktiven Mann reagiert?“
„Auf irgendeinen Mann?“, hakte er nach. In seinen Augen lag ein gefährlicher Glanz. „Nicht auf mich? Was ist übrigens mit diesem jungen blonden Kerl in Auckland, meine treulose, verlogene Ehefrau?“
Ihr verschlug es die Sprache. Jayne konnte ihn nur wortlos anstarrten.
„Neil Woodruffe“, fuhr er geschmeidig fort. „Oder hast du den Ärmsten schon vergessen, der an deiner Angel hängt?“
„Woher hast du den Namen?“ Neil hatte immer wieder versucht, sich mit ihr zu verabreden. Ab und zu kam er sie unter einem Vorwand besuchen, und sie lud ihn gelegentlich auf einen Kaffee ein. Aber woher wusste Tariq davon? Als Jayne dämmerte, was los war, wurde ihr fast schlecht. „Du hast mich ausspionieren lassen.“
Er leugnete es nicht.
„Das ist widerlich“, rief sie. „Brauchst du eine Art abstruses Machtgefühl und lässt mich deshalb beschatten? Das ist krank!“
„Ich habe die Detektei beauftragt, nachdem du wieder Kontakt zu mir aufgenommen hattest. Du dürftest nicht vergessen haben, dass ich bei Verhandlungen immer darauf setze, die besseren Informationen zu haben.“
Jayne hatte so starkes Herzklopfen, dass sie befürchtete, Tariq könnte es hören. „Du hast kein Vertrauen zu mir. Und genau deswegen möchte ich nicht mehr mit dir verheiratet sein.“
„Soll das ein Vorwurf sein?“, entgegnete er harsch. „Nein, du brauchst nicht zu antworten. Lassen wir die Vergangenheit ruhen. Unsere Ehe ist am Ende. In einem Monat bist du geschieden, vielleicht sogar schon früher.“
Am nächsten Tag eilte Tariq mit wehendem Gewand den Korridor entlang, um zu den Gemächern seines Vaters zu gelangen. Er war immer noch wütend über Jaynes Verhalten. Was ihn allerdings noch mehr irritierte, war, dass er unablässig an sie dachte. Dabei war das Desaster, das Mahood und Ali angerichtet hatten, ein viel größeres Problem.
Nun hatte auch noch sein Vater nach ihm verlangt. Ging es etwa zu Ende?
Wenn sein Vater starb, bekam Jayne die Scheidung früher als erwartet. Und dann gab es keinen Grund mehr, sie in Zayed festzuhalten.
Die Palastwache salutierte, als Tariq vorbeiging. „Ist seine Exzellenz wach?“, fragte er den Krankenpfleger, der im Vorzimmer stand und eine Liste ausfüllte.
„Ich bin wach und habe mich außerdem geweigert, das Schmerzmittel zu nehmen“, flüsterte eine dünne, brüchige
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