Mein geliebter Wuestenprinz
um Karim klarzumachen, dass er dessen Halbschwester Yasmin nicht heiraten wollte. Dass sein Vater ihm zu diesem Verhalten riet, grenzte an ein Wunder. Denn Tariq hatte fest angenommen, dass der Emir die Verbindung der beiden Häuser gern gesehen hätte. Es wäre so praktisch gewesen. Und so naheliegend …
„Er wird deine Frau akzeptieren müssen, so wie ich es getan habe. Es wird keine Ehe zwischen dir und seiner Halbschwester geben.“
Nun hatte er es ausgesprochen. Der Emir streckte eine Hand aus. „Mach nicht denselben Fehler wie ich, mein Sohn.“
Tariq war mit drei Schritten bei seinem Vater und nahm seine Hand. „Was meinst du damit, Vater?“
Der alte Mann schwieg lange. Dann sagte er: „Ich bin müde. Vergiss nie, dass ich stolz auf dich bin, Tariq. Jetzt möchte ich das Schmerzmittel haben.“
Sofort klingelte Tariq. Der Krankenpfleger eilte herbei und verabreichte dem Emir die Spritze. Gleich darauf schlief Tariqs Vater ein.
Tariq blieb noch eine Weile am Bett stehen und dachte nach. Sein Vater war kurz davor gewesen, etwas zu beichten. Aber was? Irgendwann stand Tariq auf, beugte sich vor und küsste seinen Vater auf die Stirn. Wie groß war die Chance, dass er ihn noch einmal sah?
Er wusste es nicht, und der Gedanke erschütterte ihn.
Im milden Licht der Morgensonne saß Jayne an einem Marmortisch im Garten. Das Wasser des Springbrunnens plätscherte leise. Jayne lächelte, während sie die Postkarten an Samantha und Amy schrieb. Dann hörte sie Tariqs Schritte und sah auf.
„Ich war bei meinem Vater“, verkündete er.
Der ummauerte Garten schien plötzlich kleiner zu sein, so sehr dominierte Tariq seine Umgebung. Jayne nahm den frischen Duft seines Eau de Toilette wahr und legte ihren Stift weg. „Habt ihr über deine Mutter gesprochen?“
„Nein“, antwortete er kurz angebunden. „Du hast vermutlich gehört, dass es Ärger mit Scheich Karim al Bashir gibt – wegen Ali und Mahood.“
Sie nickte. Im Palast waren bereits Gerüchte im Umlauf. Alle fragten sich, wie Tariq reagieren würde. Ob er sich auf die Seite der alten Freunde seines Vaters schlug oder die Rechte von Karim verteidigte.
„Zayed muss einen Krieg mit Scheich Karim um jeden Preis vermeiden“, fuhr er fort.
„Er regiert das Nachbarland, nicht wahr?“
„Ja. Uns verbindet sehr viel, vor allem natürlich das Öl. Wir können uns nicht leisten, uns gegen ihn zu stellen.“
„Ali und Mahood sind Querulanten, die es nicht wert sind, dass man ihretwegen einen Krieg anfängt“, sagte sie mutig ihre Meinung.
„Die beiden sind die engsten Freunde meines Vaters. Sie sind wie Brüder für ihn, und dieses Band muss ich respektieren.“
Jayne schwieg. Er würde Ali und Mahood gegenüber also klein beigeben, um seinen Vater nicht zu verärgern.
„Ich fahre nach Aziz, einer Stadt in der Wüste. Der Trip dürfte nicht länger als drei Tage dauern, und ich möchte die Sache so schnell wie möglich erledigen.“
Natürlich, sie wusste, dass er mit dem Tod seines Vaters rechnete. Mitfühlend betrachtete Jayne ihren Ehemann und sah die Sorgenfalten auf seiner Stirn.
„Was ist mit …“ Deinem Vater? Sie brach ab. Wenn sein Vater starb, während Tariq … Vielleicht würde er ihn nie wiedersehen, nur weil Ali und Mahood sich über geltendes Recht hinwegsetzten.
„Mit dir? Oder mit der Scheidung, die du so dringend forderst?“ Er lächelte bitter. „Du denkst immer nur an dich.“
Wie unfair! Laut sagte sie: „Ich muss an mich denken, weil es sonst niemand tut. Du hast mich hierherkommen lassen, obwohl es andere Möglichkeiten gegeben hätte. Und jetzt soll ich hier sitzen und warten, bis du wiederkommst? Ich vergeude meine Zeit.“ Zum Beispiel könnte sie sich zu Hause weiterbilden oder sich mit Neil treffen. „Was ist, wenn du aufgehalten wirst und länger als drei Tage brauchst? Heißt das, ich muss noch länger bleiben?“
In der Stille im Garten schien das Plätschern des Springbrunnens zu einem Rauschen zu werden. Angespannt wartete Jayne auf Tariqs Antwort.
Als er endlich sprach, war sein Blick hart. „Ich lasse meinen Vater nicht länger als eine Woche allein. Und du, meine Liebe, wirst nicht hier herumsitzen und auf mich warten, weil du nämlich mitkommst. Wir brechen im Morgengrauen auf.“
Im großen Innenhof des Palastes herrschte hektisches Treiben, als Jayne am Morgen hinaustrat.
Sie entdeckte ihren Noch-Ehemann neben einem Geländewagen. Tariq trug das traditionelle weiße Gewand, dazu die
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