Mein geliebter Wuestenprinz
„So?“
„Was riechst du?“
Sie konzentrierte sich. „Nässe. Ich rieche den frischen Duft von warmem Regen.“
„Und was noch? Was fehlt?“
Lächelnd öffnete sie die Augen. „Der Staub. Der trockene Wüstenstaub fehlt.“
„Genau.“ Er erwiderte ihr Lächeln. „Der Regen ist wunderbar. Er wäscht den Staub ab und bringt die Wüste zum Blühen. Ein paar Tage lang wird dieser frische Duft alles durchdringen, ehe Staub und Trockenheit für den Rest des Jahres zurückkehren.“
Jayne beobachtete den Regen und die Fluten, die den Hügel hinunterrannen. „Wo geht das ganze Wasser hin?“
„Aziz ist eine sehr alte Stadt ohne moderne Kanalisation. Das Wasser sammelt sich in allen Vertiefungen an der Erdoberfläche, bis es verdunstet ist. In der Wüste gibt es wenig Pflanzen, die das Wasser aufnehmen könnten. Darum werden die ausgetrockneten Wadis für kurze Zeit zu reißenden Flüssen.“
Jayne schüttelte den Kopf. Wassertropfen spritzten. Sie erschauerte leicht, als ein kühler Windstoß unter das Vordach fuhr, wo sie standen. Der Chauffeur hatte die Limousine längst hinüber zur Garage gefahren. Plötzlich erschien Jayne die Welt völlig menschenleer, bis auf sie beide.
„Du bist völlig durchnässt und solltest dich umziehen“, sagte Tariq und ließ seinen Blick über ihr Kleid schweifen, das ihr ebenfalls am Körper klebte. Darunter zeichneten sich ihre Brüste deutlich ab, die Spitzen waren wegen der Kälte aufgerichtet. Schnell verschränkte Jayne die Arme vor der Brust. Sie fröstelte leicht.
„Du solltest dich auch umziehen“, meinte sie.
Eine halbe Stunde später eilte Tariq den düsteren Flur entlang, der zu Jaynes Zimmer im anderen Trakt des Kastells führte. Er bog um eine Ecke, blieb vor der dritten Tür links stehen und klopfte dreimal. Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, und Jayne lugte hindurch.
„Was ist?“, fragte sie unwirsch.
Ihr Haar war noch feucht, und sie trug einen langen, weiten Kaftan. Offensichtlich hatte sie ein Bad genommen.
„Du hast vorhin gefroren, darum wollte ich nachschauen, ob es dir gut geht“, erwiderte er und dachte sich damit irgendeine Erklärung aus, warum er hier aufgetaucht war.
An ihrem Gesichtsausdruck erkannte er, dass sie ihm nicht glaubte. „Mir geht es gut. Das bisschen Wasser bringt mich nicht um. Was willst du, Tariq?“
Er versuchte es anders. „Wir können morgen nicht abreisen. Die Wassermassen haben die Straße überflutet. Ich wollte unseren Helikopter herbestellen. Aber der ist mit allen anderen Hubschraubern im Einsatz, um Verletzte zu bergen. Außerdem müssen die Menschen, die am meisten von dem Unwetter betroffen sind, mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser versorgt werden. Ich möchte nicht darauf bestehen, dass er abgezogen wird, um uns nach Jazirah zu bringen.“
Jaynes Miene wurde weicher. „Was ist mit deinem Vater?“
„Es geht ihm besser. Ich habe vorhin mit ihm telefoniert.“ Tariq trat näher. Sein Vater hatte auf ihn eingeredet, dass er sich um seine Frau kümmern sollte. Tariq sollte sich neu in sie verlieben. Zum Abschied hatte der Emir ihm noch gesagt, dass er sich Zeit lassen solle. „Mein Vater weiß, dass wir hier gestrandet sind“, fuhr Tariq fort. „Er meint, wir sollten uns Zeit lassen, um zu tun, was getan werden muss.“
„Wie laufen deine Verhandlungen mit Scheich Karim?“
„Sie sind fast abgeschlossen.“
Er war nicht zu Jayne gegangen, um mit ihr über Politik zu reden. Nein, er sah immer noch ihren traurigen Blick vor sich. Als sie ihm gestanden hatte, dass sie damals geglaubt hatte, er wäre ihr untreu gewesen … Warum hatte er nie begriffen, wie einsam und verlassen sie sich vorgekommen war? Tariq musterte Jaynes Augen und versuchte, darin ihre Gefühle zu lesen.
„Darf ich reinkommen? Wir müssen miteinander reden.“
Jayne wich keinen Zentimeter zurück, sondern biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. „Was gibt es da noch zu reden?“, fragte sie schließlich.
Er betrachtete ihre weißen Zähne und die niedliche kleine Lücke dazwischen, die er so liebte. Und ihre sinnlichen Lippen. Mit einem Mal verspürte er das Bedürfnis, Jayne sofort zu umarmen und hungrig zu küssen. Tariq nahm sich jedoch zusammen, wandte den Blick ab und unterdrückte sein Verlangen. „Über dein Misstrauen damals. Darüber, dass du dachtest, ich könnte dir nicht treu sein.“
Sie seufzte entnervt. „Es ist viel zu spät für diese Diskussion, Tariq.“ Sie wollte gerade die Tür
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