Mein geliebter Wuestenprinz
Tag nicht nach. Tariq hatte sie zu einem Ausflug nach Aziz eingeladen. Das entscheidende Treffen mit Mahood, Ali und Karim sollte am nächsten Tag stattfinden. Danach würden sie abreisen. Einerseits freute sich Jayne auf den Stadtbummel, andererseits hätte sie lieber Abstand von Tariq gehalten und den Morgen allein verbracht.
Als sie losfuhren, war es noch kühl draußen. Am Horizont dehnte sich ein Wolkenband, sodass die Morgensonne blasser war als sonst.
Jayne wollte die Souks sehen, jene farbenfrohen, lärmenden Märkte, auf denen es alles zu kaufen gab, was in Zayed produziert wurde. Zuerst spazierten sie über den Kamelmarkt. Es roch würzig, Händler riefen sich laut Gebote zu. Entspannt streichelte Jayne die weiche Nase eines sanften Kamels. Die dunklen, lang bewimperten Augen des Tieres erinnerten sie an Yasmin.
„Komm, lass uns weitergehen“, sagte Tariq und betrachtete besorgt den Himmel. Jayne folgte seinem Blick. Während sie sich auf die Kamele konzentriert hatte, war das Wetter umgeschlagen. Dichte Wolken hingen tief und schufen eine bedrohliche Atmosphäre.
Sie schlenderten weiter und betraten einen großen überdachten Markt für Teppiche. Jayne bewunderte die herrlichen Farben und schönen Muster. Danach zeigte Tariq ihr die Souks, wo frische Lebensmittel, Geschirr, Trödel und Gold angeboten wurden.
Jayne kam aus dem Staunen nicht heraus. Hier, wo Schmuck und Edelsteine für viel Geld den Besitzer wechselten, herrschte vornehme Stille. Es gab herrlichen Goldschmuck, kostbare Ringe mit ausgewählten Edelsteinen, filigrane Ketten mit Glöckchen daran. Ernst trat Tariq zu einem Juwelier.
„Gold für Ihre Frau, Scheich Tariq?“ Diensteifrig verbeugte sich der Mann.
„Was hättest du gern?“, fragte Tariq sie. „Such dir alles aus, was dir gefällt. Sie haben auch Goldbarren, wenn du so etwas bevorzugst.“
Sie erschrak. Dachte Tariq etwa, er könnte ihr irgendeinen Herzenswunsch mit Gold kaufen? „Das meinst du nicht ernst.“
„Doch.“ Er deutete auf einen Safe, der in die Wand eingelassen war. „Da drinnen. Aber ich bin sicher, du möchtest etwas Hübscheres als einen Goldbarren.“ Lächelnd kam er auf sie zu. „Sieh dich in Ruhe um.“
Entrüstet verschränkte sie die Arme vor der Brust und wich ihm aus. „Ich will nicht, dass du mir Gold schenkst.“
Seine lebhaften Augen strahlten manchmal heller als jedes Edelmetall. Doch bei jedem ihrer Worte wich nun der Glanz aus ihnen. Tariq wandte sich an den Juwelier und begann, rasend schnell auf Arabisch mit ihm zu reden. Die beiden Männer schienen Jaynes Anwesenheit völlig vergessen haben, während Tariq den Schmuck begutachtete, den der Händler nun auf flachen, mit Samt bezogenen Kästen präsentierte.
Jayne konnte nicht anders, als fasziniert hinzuschauen. Hinreißende Schmuckstücke glitzerten auf dunklem Samt. Es gab Halsketten mit Perlen, Korallen und Türkisen. Ringe mit kostbaren Steinen. Armreifen aus Gold. „Wunderschön“, flüsterte sie seufzend.
„Türkise schützen dich vor dem bösen Blick“, erklärte Tariq.
Sie biss sich auf die Lippe und verkniff sich die Frage, ob sie sie auch vor seinem Vater beschützten. Der Emir hatte sie damals derart verletzt. „Die da ist hübsch“, sagte Jayne schließlich und deutete auf ein Fußkettchen mit goldenen Glöckchen.
„Die Glöckchen wehren böse Geister ab.“ Tariq nickte dem Händler zu, woraufhin dieser das Fußkettchen von dem Samtkissen nahm.
„Ich will nichts.“
Ein Vorhang im Hintergrund wurde zur Seite geschoben, und eine junge Frau betrat den Verkaufsraum. Sie lächelte und kam mit aufreizendem Hüftschwung zu ihnen.
„Meine Tochter“, stellte der Händler sie mit väterlichem Stolz vor.
Die junge Frau gönnte Jayne kaum einen Blick. Sie blieb neben ihrem Vater stehen und betrachtete Tariq unter halb gesenkten Lidern verführerisch.
Jayne hätte am liebsten geflucht. Aber sie riss sich zusammen und zog sich zum Ausgang zurück. Sie verspürte nicht die geringste Lust, Zeugin eines weiteren Eroberungsversuchs zu werden.
Draußen ballten sich dunkle Wolken zusammen. Die Sonne war nicht mehr zu sehen. Jayne hörte, dass Tariq mit den beiden sprach. Und als sie sich kurz umdrehte, sah sie, wie er der jungen Frau Geld gab. Dabei war diese sich nicht zu schade, sich fast wie eine Katze an ihn zu schmiegen, während sie ihm einen schweren, bestickten Satinbeutel reichte.
Jayne warf einen genervten Blick auf den Beutel. Immerhin war er zu klein
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