Mein geliebter Wuestenprinz
gut. Viele Leute versammeln sich im Innenhof oder im Vorzimmer zu seinem Apartment, um zu wachen.“
„Oh.“ Jayne überlegte, ob sie sich erkundigen sollte, was dem Emir fehlte. Sie entschied sich dagegen. Es war zu direkt. „Wirst du nun endlich mit mir über die Scheidung reden?“
„Nach dem Essen“, erwiderte Tariq. „Du hast eine weite Reise hinter dir und wirst hungrig sein.“
„Nicht besonders“, entgegnete sie. „Es wird auch nicht lange dauern.“ Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ich verstehe nicht, warum du mich um die halbe Welt fliegen lässt, nur um über eine Scheidung zu sprechen, auf die ich ein Anrecht habe.“
„Dieses Recht hast du nur, wenn ich zustimme.“
„Wie antiquiert!“ Seine herablassende Haltung regte Jayne allmählich immer mehr auf. „Wenn es um deinen männlichen Stolz geht, kannst du ja die Scheidung einreichen. Das ist mir völlig egal. Aber du hättest mich nicht zwingen dürfen, von Neuseeland hierherzukommen.“
„Du wirst für die Unannehmlichkeiten entschädigt werden.“
„Das ist nicht nötig.“ Jayne hob das Kinn. „Alles, was ich will, ist die Scheidung. Das wird mich für alles entschädigen.“
Unwillig runzelte er die Stirn. „Du bekommst deine Scheidung, sobald ich bereit dazu bin. Jetzt wird gegessen.“
Jayne wollte heftig protestieren, doch sie beherrschte sich und folgte Tariq nach draußen auf die Terrasse, die von Fackeln erleuchtet war. Stufen führten zu einem kleinen Garten, in dem Tausende herrlich duftender weißer Rosen wuchsen. Auf der Wiese standen ein gedeckter Tisch und zwei Stühle. Nicht weit entfernt plätscherte ein Springbrunnen.
Eine Platte mit Früchten, garniert mit Datteln und weißem Käse, der aussah wie Halloumi, stand auf dem Tisch. Außerdem gab es Fladenbrot mit Humus, frittierte Kibbeh – jene scharf gewürzten Hackfleischbällchen mit Pinienkernen – und Tabulé-Salat. Alles sah so lecker und einladend aus, dass Jayne unwillkürlich Hunger verspürte.
„Ist das Falafel?“ Sie wies auf die Teigtaschen.
„Taamiyya. Sie werden mit Fava-Bohnen gemacht, aber es ist mit Falafel vergleichbar. Probier mal.“
Jayne ließ sich kein zweites Mal bitten. Sie nahm von allem ein wenig und ließ sich von Tariq ein Glas eisgekühltes Wasser einschenken.
Nachdem sie sich ausgiebig bedient hatte, nahm Tariq zwei Pfirsiche und zerteilte sie mit einem scharfen Messer. Das Pfirsichfleisch war goldorange und vollreif, sodass der Saft an seinen Fingern herunterlief. Tariq legte die Schnitze auf einen Teller und reichte ihn Jayne.
„Oh, danke, aber ich kann nicht mehr. Ich bin so satt.“
„Koste sie. Die Pfirsiche sind süß und saftig. Wir haben sie heute aus Damaskus eingeflogen.“
Das klang so unwiderstehlich, dass Jayne nach einem Pfirsichstück griff. Sie schob es in den Mund. Es war köstlich.
„Gut?“, fragte Tariq.
„Hmm“, murmelte Jayne genießerisch.
„So lustvolle Laute habe ich von dir gehört, wenn wir miteinander geschlafen haben“, erwiderte er mit samtweicher Stimme.
„Ich erinnere mich nicht.“
„Und ob du dich erinnerst“, widersprach er so sanft und verführerisch, dass Jayne ein sinnlicher Schauer durchlief.
„Ich habe aber keine Lust, daran zu denken“, antwortete sie hart. „Ich möchte nach Hause und ein neues Leben beginnen.“
„Es gab eine Zeit, da war dein Zuhause hier.“
Sie winkte ab. „Das ist Vergangenheit.“
„Dann gibt es also einen anderen Mann, dort, wo dein neues Zuhause ist?“
„Das habe ich nicht gesagt.“ Jayne dachte an Neil, der so nett war und so zurückhaltend. Mit ihm hätte sie Sicherheit und Geborgenheit, er war ganz anders als Tariq. Neil würde sie nie in eine Achterbahn der Gefühle stürzen. Und genau das gefiel Jayne an ihm.
„Aber du willst die Scheidung, das hat wohl zweifellos mit einem anderen Mann zu tun“, sagte Tariq schneidend.
„Wieso?“, entgegnete Jayne. „Ist es so schwer zu verstehen, dass ich schlicht und einfach ein neues Leben beginnen möchte? Und zwar als Jayne Jones, nicht als Anhängsel von Scheich Tariq bin Rashid al Zayed, Sohn des Emirs von Zayed.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass du dich als Anhängsel betrachtest.“
„Hör zu, Tariq, ich bin sicher, du möchtest die Sache auch beenden. Du willst doch bestimmt bald wieder heiraten. Und vielleicht Kinder.“
„Kann sein.“ Seine Miene verriet nichts.
Es versetzte Jayne einen Stich, als sie an Leila dachte. Sie war die Tochter von
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