Mein geliebter Wuestenprinz
Scheich Ali, der heute Nachmittag im Palast gewesen war. Was für ein Zufall! Tariqs Vater wäre glücklich, wenn sein Sohn Leila heiratete. Denn Scheich Ali war im Norden des Landes ein mächtiger Provinzfürst. Und ihr Onkel Scheich Mahood war mit einem Sultan eines Nachbarstaats verwandt, in dem große Ölmengen gefördert wurden. Wenn Tariq Leila zur Frau nahm, war die Zukunft von Zayed in mehr als einer Hinsicht gesichert.
Jayne ging davon aus, dass die Hochzeit sofort stattfinden würde, sobald die Scheidung ausgesprochen war.
„Auf dem Weg vom Flughafen hierher hast du behauptet, in unserer Beziehung wäre es immer nur um mich und meine Familie gegangen“, sagte Tariq und fügte leiser hinzu: „Ich sehe das anders. Zum Beispiel erinnere ich mich daran, wie wir auf einer harten Parkbank in London gesessen haben, nicht weit entfernt von dem winzigen Apartment, das wir gemietet hatten. Wir haben uns in die Augen gesehen und über die Zukunft gesprochen. Über unsere Träume. Es ging um uns. Nicht um mich oder meine Familie.“
Wie unfair von ihm, sie an diese Zeit zu erinnern. Jayne war jung gewesen und bis über beide Ohren verliebt in diesen gut aussehenden Studenten, den sie in der Tate Gallery getroffen hatte. Sie hatten viel zu schnell geheiratet, aus einem Impuls heraus, den Jayne heute bereute. „Unsere Ehe war ein Fehler.“
Nach der übereilten Hochzeit hatte sie erfahren, wer Tariq wirklich war: der einzige Sohn des Emirs von Zayed. Und der Emir hatte das junge Glück nicht lange ungestört gelassen. Bald, viel zu bald war Tariq nach Hause beordert worden. Dort hatte sein Vater die Befehlsgewalt, alles hatte sich verändert.
Tariq hatte sich geändert. Aber Jayne wusste, dass das genauso für sie galt. Als junge, sensible Frau war sie nach Zayed gekommen. Und innerhalb kürzester Zeit hatte sie sich in ein fragiles, schreckhaftes Wesen verwandelt, das sich ständig nach Tariq sehnte. Sogar noch bevor sie erfahren hatte, dass …
„Wir waren glücklich“, erklärte er fest. „Wenigstens eine Weile.“
„Bis ich herausfand, wer du bist. Das änderte alles.“ Sie sah ihn an. Er war immer noch genauso attraktiv wie früher, nur reifer und noch männlicher. Seine Augen funkelten intelligent, seine Gesichtszüge waren markant, sein Mund fest und doch sinnlich … Trotzdem wirkte er in dem weißen traditionellen Gewand beinah fremd und in jedem Fall sehr mächtig.
„Was ich bin, hätte unsere Liebe nie zerstören dürfen.“
„Ach, Tariq, das glaubst du doch nicht im Ernst. Der Druck, der auf dir, dem einzigen Erben des Emirs von Zayed, lastete …“
„Lass meinen Vater aus dem Spiel“, fiel er ihr ins Wort. „Er hat nichts getan, um dich zu verletzen. Dein Verhalten, dein Betrug, der hat alles zerstört.“
Jayne schloss die Augen. Der Emir hatte sie von Anfang an gehasst und alles getan, um sie in Misskredit zu bringen. Am Ende hatte Tariqs Vater gewonnen. Sie war abgereist – eine gebrochene Frau.
Tariq hatte sie gehasst. „Die Vergangenheit zählt nicht mehr. Du behauptest, dass ich alles kaputt gemacht habe. Ich denke, dass es dein mangelndes Vertrauen war, Tariq. Also, weshalb …“
„Mangelndes Vertrauen?“ Er straffte die Schultern. „Du …“
„Lass es doch endlich gut sein, Tariq.“ Sie sah blicklos auf den Springbrunnen. „Es ist vorbei. Ich will die Scheidung. Und sobald ich das erreicht habe, will ich weder dich noch deinen Vater jemals wiedersehen.“
„Diesen Gefallen wird er dir vermutlich tun.“ Er atmete tief durch. „Mein Vater liegt im Sterben.“
Noch vor sechs Jahren hätte diese Nachricht sie erschüttert und gleichzeitig erlöst. Heute war es Jayne fast gleichgültig. Tariq gehörte nicht mehr zu ihrem Leben.
„Was hat das mit mir zu tun?“, fragte sie kühl. „Dein Vater ist mir egal. Von mir aus kann er sterben.“ Sie merkte, wie sich seine Augen verdunkelten, doch der leidenschaftliche Glanz verschwand sofort wieder. Sie schluckte und fügte hinzu: „Ich will deinem Vater nicht begegnen. Nie wieder. Das habe ich dir schon vor fünfeinhalb Jahren gesagt.“
„Du wolltest mich auch nie wiedersehen“, entgegnete er spöttisch. „Aber jetzt sitzt du mir gegenüber. Und mit dem Tod muss sich jeder einmal auseinandersetzen. Mein Vater möchte, dass ich mein Leben geordnet habe, bevor er stirbt.“
Er schwieg, und Jayne ließ die Sekunden verstreichen.
„Das heißt?“, fragte sie schließlich.
„Ein geordnetes Leben kann ich doch
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