Mein Hauptgewinn bist du!
er ihr seine Begeisterung über diesen Umstand signalisierte? Vielleicht sollte sie ihm vorschlagen, selbst zur amerikanischen Botschaft zu gehen, um sich nicht noch lächerlicher zu machen. Doch Jacks düsterer Blick ließ jedes Wort auf ihrer Zunge ersterben.
„Du hast es offenbar sehr eilig, mich zu verlassen“, brummte er.
Trotzig hob sie das Kinn. „Meinen Teil der Abmachung habe ich erfüllt.“
„Keine Bange, du bekommst dein Geld und auch deinen Pass, sobald ich ihn in Händen habe.“
Sie hatte ihn doch nur entlasten und sich den Abschied leichter machen wollen, doch plötzlich fühlte sich alles ganz falsch und schmerzlich an. Am liebsten hätte sie sich auf der Stelle entschuldigt und Jack versichert, er könne sich mit der Rückerstattung ihrer Sachen alle Zeit der Welt lassen. In der kurzen Zeit mit ihm war es Jack gelungen, eine Bresche in ihren Verteidigungswall zu schlagen und sich einen Platz in ihrem Herzen zu erobern, den er nicht verdiente.
Dabei durfte sie ihm nicht trauen! Hatte sie denn nichts aus dem beklagenswerten Schicksal ihrer Mutter gelernt, die ihrem Mann einst auch blind vertraut hatte und schmählich betrogen worden war?
Das soll mir nicht passieren!
Jack war fantastisch im Bett und hatte sie innerhalb weniger Stunden vom gebrannten Kind in eine sinnliche Frau verwandelt, die sich plötzlich ihrer sexuellen Bedürfnisse und erotischen Ausstrahlung sehr bewusst war. Dafür musste sie ihm eigentlich dankbar sein.
Doch Cara glaubte immer noch an die große Liebe mit Happy End, nur dass in diesem Fall ihre Gefühle einseitig bleiben würden. Und das war ihr zu wenig.
„Das führt doch zu nichts, Jack“, sagte sie leise. „Und wir beide wissen es.“
„Lieber Himmel! Wir haben eine einzige Nacht miteinander verbracht, Cara. Ist es da nicht viel zu früh, schon Zukunftsperspektiven zu entwerfen?“
„Für dich vielleicht, aber ich muss mir einen neuen Job suchen und wieder in mein altes Leben zurück. Ich kann nicht einfach als … als bezahlte Begleiterin an deiner Seite bleiben.“
„Der Teil ist erledigt. Ich habe dich engagiert, um mich zur Hochzeit zu begleiten, und die ist vorbei. Jetzt müssen wir neue Pläne schmieden.“
Cara hob die Brauen. „Wir …?“
Auf Jacks dunkler Wange zuckte ein Muskel. „Ich muss dringende Geschäfte erledigen“, informierte er sie barsch. „Wenn du etwas brauchst, ich bin in meinem Arbeitszimmer. Den Flur entlang, zweite Tür rechts.“
„Beendest du alle Diskussionen auf diese Art?“, fragte sie spöttisch.
Schon im Gehen drehte Jack sich noch einmal gereizt um. „Was für eine Diskussion? Du hast mir mitgeteilt, dass du gehen willst, und ich habe gesagt, ich muss arbeiten.“
Kopfschüttelnd sah sie ihm nach. „Du kannst einfach niemanden an dich heranlassen, nicht wahr, Jack?“
Vielleicht bildete sie sich das überraschte Aufflackern in seinen wundervollen Augen nur ein, denn schon im nächsten Moment wirkte Jack wieder verschlossen wie eine Auster. „Wie ich sagte, ich habe zu arbeiten.“
Wütend auf ihn und sich selbst und frustriert über die aussichtslose Situation blieb Cara zurück und schlang die Arme um sich, als müsse sie sich selbst trösten. Doch was konnte sie schon tun als auszuharren, bis sie ihren Pass und das notwendige Geld in Händen hielt, um von hier zu verschwinden?
Sie schluckte heftig und klimperte mit den Lidern, hinter denen heiße Tränen brannten. Weinen würde sie jedenfalls nicht, das war kein Mann auf der Welt wert!
Jack verbrachte den Rest des Nachmittags vor dem Computer. Die Börse in New York hatte gerade eben eröffnet, und genau das brauchte er jetzt, um sich von dem Gefühlschaos abzulenken, das ihn fest im Griff hielt.
Innerhalb kürzester Zeit kaufte und verkaufte er routiniert Berge von Aktien, intuitiv spürend, wann der richtige Zeitpunkt war, sie zu erwerben oder wieder abzustoßen. Aber wo war seine Intuition, wenn es um zwischenmenschliche Emotionen ging? Und warum blieben heute der ersehnte Adrenalinschub und die ultimativen Kicks aus, die er sonst immer bei erfolgreichen Aktientransfers verspürte?
Verdammt! Er konnte einfach nicht aufhören, über die Frau im Nebenzimmer nachzudenken. Sie hatte ihm vorgeworfen, sie auszuschließen. Jeden aus seinem Leben herauszuhalten. Er hätte es gern geleugnet, aber das konnte er nicht. Sich auf eine Beziehung einzulassen, war im besten Fall ein unvorhersehbares Risiko. Wenn man schon den Menschen nicht trauen konnte,
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