Mein Herz in Deinen Händen
jemanden?«
»Nein!«
»Du wirkst …«, sein Blick verweilte auf ihrem Gesicht, »ein wenig nervös.«
»Nein. Aber wer ist das?«
Er sagte mit unheimlicher Gewissheit: »Das ist nur mein Vater.«
Draußen sprangen, als der Wagen zum Halten kam, die Schottersteinchen zur Seite. Eine Tür fiel ins Schloss, und eine Männerstimme bellte: »Danny! Wo bist du?«
Dan erhob sich von der Kante der Frisierkommode zu voller Länge. »Kein Zweifel, das ist mein Vater.«
»Was will der denn hier?«
»Ich habe ihm erzählt, dass du da bist.« Dan ging zur Tür. »Sein Timing war schon immer schlecht.«
Wie konnten die Dinge nur so schnell so schief laufen, fragte sich Pepper. Dan vermutete, dass sie ein Geheimnis hatte, und Mr Graham wusste, dass sie hier war. Sie hätte ihre Anwesenheit genauso gut auf einer Reklametafel kundtun können. »Ich wünschte, du hättest es nicht gleich herumerzählt.«
Dan drehte sich um und sah sie an. »Es ist doch nur mein Vater«, sagte er milde.
Die Küchentür schlug zu. Mr Graham rief: »Dan? Bist du da?«
Pepper hastete zu Dan und nahm ihn am Arm. »Hat er es irgendjemandem erzählt?«
Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Wir können ihm sagen, dass du deine Ruhe haben möchtest.«
Sie ließ sich einen Augenblick lang von seiner Wärme trösten. Doch Sicherheit gab ihr das nicht. »Das wäre gut.« Sie zog die Hand weg.
»Er macht sich eh schon Sorgen, dass wir beide wieder zusammenkommen könnten. Wir sollten ihm nicht noch mehr Grund dazu geben. So hübsch du in deinem Nachthemd auch aussiehst, warum ziehst du dir nicht was an und ersparst mir jede Menge Ärger?«
»Kein Mann würde mir je vorwerfen, dass ich ein langes Flanellnachthemd angezogen habe, um verführerisch zu wirken.«
»Nur, dass es so wirkt.« Mit einem letzten, alles umfassenden, hitzigen Blick verließ Dan das Zimmer und machte die Tür hinter sich zu.
7
Während sie eine Schublade voller alter Kleider durchwühlte, dröhnte Mr Grahams Stimme durch die Tür. »Was hast du in ihrem Schlafzimmer zu suchen?«
»Ich hab sie aufgeweckt«, sagte Dan lakonisch.
Pepper zog Unterwäsche aus der Schublade, einen Büstenhalter und ein Idaho-T-Shirt mit der Aufschrift »Darth Tater« und darunter eine Kartoffel in schwarzer Rüstung.
»Wie?« Der panische Unterton in Mr Grahams Stimme war nicht gerade schmeichelhaft.
»Mit meinem Mund.«
Pepper starrte die Tür an, während sie das Nachthemd auszog. Dan wusste genau, dass sie ihn hören konnte.
»Du küsst sie schon wieder?« Mr Graham war fassungslos.
Der Büstenhalter und der Slip waren ein wenig zu groß, und die elastischen Bündchen waren ausgeleiert, aber Pepper zog sie in Rekordzeit an.
»Dad, ich habe ihr gesagt , sie soll aufstehen«, sagte Dan.
Pepper hielt, das T-Shirt halb über dem Kopf, inne und wartete, dass Dan hinzusetzte, er habe sie schon letzte Nacht geküsst.
Er tat es nicht.
Gut.
Sie fuhr sich mit dem Kamm durchs kurz geschnittene Haar, was nicht lange dauerte, und machte den Reißverschluss der Jeans zu. Dann klebte sie Heftpflaster auf die Blasen an ihren Fersen und zog Socken und Schuhe an.
»Sie hat noch geschlafen?« Mr Graham litt unter dem lebenslangen Irrglauben aller Rancher, dass ein Mensch nach Sonnenaufgang nicht mehr schlafen konnte. »Es ist nach Mittag!«
Sie stürmte durch die Schlafzimmertür in die Küche und redete im Gehen. »Ich bin erst um Mitternacht angekommen. Morgen stehe ich mit den Hühnern auf.«
Die zwei Männer, die sich nach ihr umdrehten, waren so verschieden, wie Vater und Sohn es nur sein konnten. Sie waren gleich groß, aber wo Dan breit gebaut und derb war, war Mr Graham muskulös und sehnig, ohne Hinterteil, abgesehen von der Brieftasche und einem zusammengelegten Taschentuch. Sein licht werdendes Haar war von einem rötlichen Blond, seine Haut war hell und sommersprossig, die blauen Augen verrieten jede Emotion. Im Moment betrachteten diese Augen sie mit einer Verachtung und einem Hohn, der in Pepper den Wunsch weckte zurückzuschlagen.
Aber sie hatte sich unter Kontrolle. Sie war nicht mehr die kleine Pepper Prescott, das rebellische Waisenkind, das Russell Grahams Sohn auf den Pfad des Verderbens gelockt hatte. Sie hatte sich zu einer erfolgreichen, verantwortungsbewussten Gartenbauarchitektin gewandelt, die einen Riecher fürs Geschäft hatte und aufgrund einer kürzlichen Erbschaft Mr Grahams Nachbarin geworden war. Außerdem war sie auf sein Wohlwollen angewiesen, damit er
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