Mein Herz in Deinen Händen
hatte, war voller Arbeit gewesen, für sie, für Mrs Dreiss, für jeden. In der Ferne waren immer die Cowboys zu sehen gewesen, die sich um die Rinderherde kümmerten. Auch Dan war oft da gewesen, hatte die meiste Zeit gearbeitet und den Rest der Zeit versucht, in ihre Jeans vorzudringen.
Sie bewegte sich unangenehm berührt und starrte die dunkle Jeans in ihren Händen an, um sie schließlich wegzulegen. Ihr war, als könne er Gedanken lesen.
»Wenn du willst, fahr in die Stadt«, sagte er. »Geh zum Anwalt, unterzeichne die Papiere, und du bist mich los.«
Er hatte zielsicher ihren wunden Punkt erwischt. »Lieber Gott, nein.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Nein?«
Nein. Sie wollte niemanden in der Stadt wissen lassen, dass sie hier war. Sie wollte auch ganz bestimmt keine Papiere unterzeichnen, weder mit ihrem wirklichen Namen noch mit ihrem Pseudonym. Bis jetzt hatte sie Glück gehabt. Sie hatte auf dem Flughafen CNN gesehen, wo der Tod Otto Bjerkes auch kurz erwähnt worden war. Der Reporter hatte gesagt, die Identität des Mörders sei nicht bekannt. Sie hatte angestrengt darüber nachgedacht, was das zu bedeuten hatte und geschlussfolgert, dass die Generalin sie nicht von der Polizei suchen lassen wollte. Zweifelsohne fürchtete General Napier Peppers Zeugenaussage. Die Generalin würde Pepper also auf eigene Faust oder von einem ihrer Terroristen-Kumpane suchen lassen. Das verhieß noch größere Gefahr. Dan hatte nicht die leiseste Ahnung, welche Probleme ihr im Nacken saßen.
Pepper fragte sich in blanker Verzweiflung, ob sie sich ein Leben lang würde verstecken müssen – ein kurzes, leicht zu vernichtendes Leben lang. Zu Dan sagte sie: »Ich weiß nicht, wie lange ich brauchen werde, bis ich entscheiden kann, was ich mit der Ranch mache. Ich kann doch noch eine Weile damit warten, Anspruch auf die Ranch zu erheben, oder?«
»Ich wüsste nicht, warum nicht.«
»Wenn du … wenn du bleiben möchtest, dann ist das in Ordnung.«
Er zog die andere Augenbraue hoch. Eine derart fadenscheinige Aufforderung war ihm offenkundig nicht genug.
Die Worte erstickten sie fast. »Ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn du bleiben könntest, bis ich hier auf die Füße gekommen bin.«
»Bis wir das Vieh auf die Hochebenen getrieben haben«, gestand er ihr zu. »Das wären dann noch zwei Wochen.«
Zwei Wochen. So lange ihr General Napier mit ihren Soldaten und Kopfgeldjägern nicht zu nahe kam, war er hier sicher. »Das könnte funktionieren«, sagte sie. Das musste es.
Er rieb sich mit den Fingern über das Kinn und betrachtete sie nachdenklich. »Pepper, gibt es irgendetwas, das du mir sagen möchtest?«
Sie starrte ihn an; große, hoch aufgeschossene Versuchung, die er war.
Wenn sie die ganze Angelegenheit ihm überließ, dann würde er irgendwie schon alles in Ordnung bringen … oder? Er würde ihr glauben, dass sie die Wahrheit sagte. Ganz bestimmt würde er das. Er würde nicht gleich an ihre wilden Jugendjahre denken und an die Zeiten, als sie im Lebensmittelladen in McCall Bier geklaut hatten. Er würde sich nicht fragen, warum sie so oft umgezogen war, nachdem sie Diamond verlassen hatte oder vermuten, dass sie auch weiterhin gegen das Gesetz verstoßen, ja sogar einen Mord begangen hatte …
Sie dachte an den armen Otto Bjerke, den Adjutanten der Generalin. Er war ein ehrenhafter Mann gewesen, und seiner Prinzipien wegen war er jetzt tot. Ermordet von einer Frau, die so skrupellos war, dass sie nicht zögerte, den Mann zu töten, der ihr jahrelang gedient hatte.
Jetzt war General Napier hinter Pepper her. Pepper sah Dan an. Falls General Napier sie fand, dann hatte Dan gute Chancen, ermordet zu werden, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie konnte ihn nicht hier bleiben lassen.
»Pepper, was ist los?«, fragte Dan und sah sie eindringlich an.
Aus dem Esszimmer drang ein leises Summen herüber. Sie fuhr zusammen. »Was war das?«
Dan schaute nach dem Piepser, der an seinem Gürtel hing, las die Nachricht auf dem Display und sagte zu dem Gerät, als könne es ihn hören: »Hast ganz schön lange gebraucht.«
Pepper wollte gerade fragen, was er meinte, als ein Geräusch auf der Auffahrt sie den Kopf wenden ließ. Ein Wagen rollte über den Schotter. Sie sah im Geiste eine Limousine vor sich. Eine lange, schwarze Regierungslimousine.
Angespannt und alarmiert fragte sie mit mehr Nachdruck: »Wer ist das?«
»Warum? Erwartest du
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