Mein Herz in Deinen Händen
Jahrhundert hier. Sie betrieben Viehzucht und Holzwirtschaft. Sie kannten jeden, und jeder mochte sie. Sie hatten in andere Rancherfamilien eingeheiratet, und nie zuvor hatte ein Mädchen, das so wild wie Pepper gewesen war, ihren guten Ruf in Gefahr gebracht.
Jetzt hatte ausgerechnet sie die Dreiss-Ranch geerbt.
Keiner in der Stadt interessierte sich für sie? Jeder in der Stadt interessierte sich für sie.
Sogar Dan schrie auf. »Dad, was für eine Lüge! Ich war deshalb, seit ich wieder zu Hause bin, bestenfalls eine Stunde pro Monat in der Stadt. Jeder weiß über jedermanns Angelegenheiten Bescheid, und ich möchte nicht, dass sie meine auskundschaften.«
»Würde dir nicht schaden, öfter mal hinzufahren, Danny«, grummelte Mr Graham. »Sie fragen mich jedes Mal, wenn ich da bin, nach dir, und dieses nette Johnson-Mädel würde dich gerne mal treffen.«
»Rita?«, fragte Pepper ungläubig. »Oh, bitte! Sie hat sich schon vor Dan gefürchtet, als wir noch in der High School waren, und Dan ist seit damals nur noch …« Pepper hielt inne. Gefährlicher geworden, hatte sie sagen wollen, aber das wollte sie ihn nicht hören lassen. »Abgesehen davon, ist sie denn noch nicht verheiratet?«
»Sie war es.« Dan nahm einen Schinken aus dem Kühlschrank und fing an, ihn aufzuschneiden. »Hat nicht geklappt.«
»Arme Rita! Sie hat immer gesagt, sie würde sich nie scheiden lassen.« Pepper starrte den süß duftenden, rosa Schinken an, und ihr Magen knurrte.
»Das Leben hat so seine Wege, einem die Meinung zu ändern. Wirst du sie anrufen?«, fragte Dan.
Nein . »Wenn ich mich hier eingerichtet habe«, sagte sie laut.
»Sie würde sich freuen, von dir zu hören.« Dann fragte Dan in nachdenklichem Ton: »Erinnerst du dich an Mark Jeffers?«
»Der Junge mit den abstehenden Ohren? Sicher.« Sie war mehr als nur hungrig. Sie war am Verhungern.
»Er ist Künstler. Ein ziemlich guter. Er lebt in einer Hütte oben in den Hügeln auf der Ranch seiner Familie und schickt seine Sachen zu Ausstellungen nach New York.«
»Wow!« Sie holte Brotscheiben aus der Tüte und verteilte sie auf drei Teller. »Ich wette, Mrs James ist hocherfreut.«
»Sie hat immer schon gesagt, dass er das Zeug zum großen Künstler hat. Obwohl ich nie verstanden habe, woher sie das wusste.« Er reichte ihr den Senf, holte die Tomaten heraus, wusch sie und schnitt sie in Scheiben.
Mr Graham beobachtete sie missmutig, während sie plauderten und zusammen arbeiteten. Sie schlossen ihn aus. Er spürte es, und es gefiel ihm nicht. »Und warum willst du niemanden wissen lassen, dass du hier bist, Pepper?«
»Ich will mich nicht mit irgendwelchen Klatschgeschichten oder Einladungen abplagen müssen.« Sie versuchte ein schuldbewusstes Lächeln. »Vermutlich will ich mir keine Vorwürfe anhören. Noch nicht. Nicht, bis ich mich hier eingerichtet habe. Bitte.«
Mr Graham hatte dieses Grinsen im Gesicht, das nichts Gutes verhieß. »Wenn ihr beide hier zusammenlebt, wer macht dann das Abendessen?«
Pepper wollte protestieren, sie hatte schließlich nicht gesagt, dass sie beide hier zusammenleben würden. Jedenfalls nicht so, wie Mr Graham dachte.
Aber Dan setzte zu einer Antwort an, die sowohl sie als auch Mr Graham rasend machte. »Ich habe den ganzen Tag mit dem Vieh zu tun, also wird das wohl Pepper machen, denke ich.«
Pepper machte den Mund auf, um wütend zu widersprechen.
Dan legte die Tomatenscheiben auf die Teller. »Zumindest im Sommer. Im Winter mach ich es.«
Pepper streifte mit einem Blick Mr Grahams entgeisterten Gesichtsausdruck und ließ es bleiben.
»Dan, so lange wirst du nicht bleiben!« Mr Graham schoss sich auf Pepper ein. »Du hast doch bestimmt nicht vor, so lang hier zu bleiben. Du wirst die Ranch verkaufen!«
»Daran habe ich noch gar nicht gedacht.« Es war die Wahrheit. Sie war erst seit gestern Nacht hier. Sie hatte noch gar nicht die Zeit gehabt, sich zu überlegen, was sie tun wollte. »Mrs Dreiss hat mir die Ranch vererbt. Sie zu verkaufen, erscheint mir kalt.«
»Ich werde sie jedenfalls nicht für dich in Stand halten, das sage ich dir!«, sagte Mr Graham.
Dan stellte sich hinter seinen Vater und machte ein langes, ungläubiges Gesicht.
Pepper begriff, dass er sie instruierte. Es gelang ihr, nicht zu lachen. »Ich denke, wenn ich ein gutes Angebot bekomme, verkaufe ich vielleicht doch.«
»Mehr als zweihunderttausend Dollar kannst du für die Ranch nicht erwarten.« Mr Graham hängte die Daumen in den
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