Mein Herz in Deinen Händen
sie Dan in ihres verwickeln.
Das Lieblingssprichwort der Generalin kam ihr in den Sinn. Angriff ist die beste Verteidigung. Ein guter Ratschlag. » Du hast dich verändert.«
Er legte den Kopf schief. »Das höre ich ständig.«
Er hatte sich verändert. Früher war er ein anmaßender Bursche gewesen, dessen sinnlicher Hüftschwung jedem weiblichen Wesen in Adams County ins Auge stach. Er hatte sich bewegt, als herrsche er über die Sonne, den Mond und den Nordwind, und jede Frau, ob jung oder alt, wusste, wer Dan Graham war.
Jetzt bewegte er sich anders. Jetzt war jede seiner Bewegungen katzenhaft und wachsam, als rechne er jeden Augenblick damit, von hinten attackiert zu werden. Er ging wie ein Mann, der sich zu verteidigen wusste. Der sich verteidigt hatte. Hinter der reglosen Miene und der bronzefarbenen Haut ahnte Pepper eine Dunkelheit, einen Abgrund, der so tief und schwarz war, dass er jegliches Licht aus seiner Seele sog.
Er verströmte eine tiefe, maskuline Konzentration, die alles um ihn herum erfasste, auch sie. Insbesondere sie. Es schien ihn zu befriedigen, sie so nah bei sich zu haben, und sie fragte sich … »Nachdem Mrs Dreiss gestorben ist, hast du dich da sehr bemüht, mich zu finden?«
»Wir haben an deine letzte, uns bekannte Adresse geschrieben.«
»Ich bin umgezogen.«
»Ziemlich oft.«
Der Vorfall in Georgetown hatte sie auf Schritt und Tritt hierher verfolgt. Sie hatte General Napier während der Signierstunde viel von sich erzählt. Dass sie aus Texas kam. Dass sie eine Waise war. Dass ihre Eltern ein Verbrechen begangen hatten. Mit diesen Informationen und ihrem falschen Namen – Jackie Porter -, der in dem signierten Buch stand, das Pepper hatte fallen lassen, würde es der Generalin irgendwann gelingen, Peppers Lebenslauf zu rekonstruieren.
Wie lautete die Grundregel der Generalin noch mal? Tue alles, was du tust, gründlich.
Früher oder später würde eine Spur sie zu Pepper führen. Nach Diamond. Auf diese Ranch.
Aber wenn Dan den Staub aufgewirbelt hatte, mit dem Pepper ihre Spuren bedeckt hatte, dann würde es eher früher werden. »Hast du an meine sämtlichen Adressen geschrieben? Hast du mit der Polizei gesprochen? Hast du im Internet gesucht?«
»Ich habe nicht die geringste Spur von dir gefunden, nicht einmal im Internet, und die Polizei war absolut nicht interessiert. Sie haben keine Lust, nach vermissten Personen zu suchen, die gar nicht gefunden werden wollen.«
»Wann hast du es das letzte Mal versucht?«
»Ist schon ein paar Monate her.«
Sie entspannte sich ein wenig. Sie hatte mehr als nur einen falschen Namen benutzt. Wenn Dan sie nicht von Diamond nach Washington hatte verfolgen können, dann würde General Napier eine Weile brauchen, um sie von Washington aus nach Diamond zu verfolgen. Pepper musste die Nachrichten verfolgen, ob es irgendwelche Neuigkeiten von dem Miststück gab, von dieser Landesverräterin, die auch alle verraten hatte, die im Buchladen Schlange gestanden hatten, weil sie Napier genauso abgöttisch bewunderten, wie Jackie es getan hatte.
Pepper musste sich auf dem Land nach einem Versteck umsehen und sich überlegen, was sie zu ihrer Verteidigung tun konnte, falls die E-Mail, die sie von einem Internet-Café in Denver aus geschickt hatte, nicht rechtzeitig die richtigen Leute erreicht hatte.
Sie schluckte. Sie wusste nicht, ob sie die Mail an die richtige Adresse geschickt hatte oder ob Senator Vargas sich an ihren Namen erinnerte. Pepper hatte vor über einem Jahr den Garten seines Stadthauses gestaltet, und er war hocherfreut und von ihrer Arbeit ernsthaft begeistert gewesen, aber Senatoren trafen im Laufe von zwölf Monaten jede Menge Leute.
Falls der Senator ihre E-Mail wirklich zu sehen bekommen hatte, würde er ihr glauben? Sie hatte ihm erläutert, dass es ihr nicht um ihre eigene Sicherheit ginge, sondern um die des Landes: Es gab ein Sicherheitsleck auf höchster Ebene. War Senator Vargas der Richtige? Pepper wusste nicht, wie diese Dinge abliefen. Sie war eine Gartenbauarchitektin, die die meiste Zeit ihres Lebens damit verbracht hatte, der Regierung samt deren Behörden und Gesetzgebung aus dem Weg zu gehen.
Bis die Generalin gefasst war, würde Pepper nicht mehr zur Ruhe kommen – und jedes Mal, wenn irgendwo auf der Welt eine Bombe detonierte, würde sie sich fragen, ob General Napier etwas damit zu tun hatte.
Sie musste Dan von der Ranch vertreiben. Auch wenn sie ihn vielleicht nicht mehr mochte, sie wollte ihn
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