Mein Herz in Deinen Händen
sage Ihnen, es wird nicht lang dauern, bis sie einen Ehemann gefunden hat – einen von den Yeagers vielleicht, oder den Michaels-Jungen.«
Mrs Dreiss erwiderte scharf: »Für die ist sie zu gut, und sie kommt alleine bestens zurecht.«
Aber der Schaden war angerichtet.
Er hatte Mrs Sweet gehört, genau wie ein halbes Dutzend seiner Mitschüler, die alle auf der Stelle zu Pepper liefen und ihr Wort für Wort erzählten, was Mrs Sweet gesagt hatte.
Pepper sah erst verblüfft aus, dann krank. Die Yeagers waren arm und dümmer als eine Flasche Jack Daniels an einem Dienstagabend. Der Michaels-Junge war ein Mamakind, ängstlich, verschlossen und kleinkariert. Sicher, Mrs Sweet mochte Pepper, aber sie hätte es nicht ungeschickter anstellen können. Sie dachte, Pepper solle nehmen, was sie kriegen konnte und dankbar sein.
Pepper war nicht dankbar.
Sie schwamm zu Dan hinüber und flüsterte: »Wir treffen uns in der Mädchenumkleide.« Dann stemmte sie sich aus dem Pool.
Die Art, wie sie ging, war anders, als er es je zuvor an ihr gesehen hatte. Ihre Schritte waren lang und langsam. Ihre Hüften schwangen hypnotisch. Sie war auf der Suche nach Ärger.
Er würde ihr helfen, welchen zu bekommen. Er wartete ein paar Augenblicke, lang genug, dass keiner sie beide in Verbindung brachte. Dann folgte er ihr.
Sie wartete an der Tür und hatte Gänsehaut. Sie warf sich in seine Arme und küsste ihn.
Er konnte sich immer noch daran erinnern, wie sie an jenem Tag geschmeckt hatte. Nach Chlor, Kaugummi und Trotz. Ihre Körper klammerten sich aneinander und erhitzten sich schnell unter dem Druck seiner Hormone und ihrer Rebellion. Als er sich endlich so lang von ihr löste, dass sie zu Atem kam, sagte sie an seinem Mund: »Lass uns unsere Sachen anziehen und gehen.«
»Gut. Und wohin?«
»Wo immer du hin willst, Baby.« Sie berührte seine Lippen mit den Fingerspitzen. »Wo immer du hin willst.«
9
»Also, wo bist du gewesen, Pepper? Was hast du gemacht?«, nahm Mr Graham den Kampf wieder auf.
Jetzt, wo sie ihr Sandwich aufgegessen hatte, fühlte sie sich frisch genug, sich mit ihm anzulegen und ihn fertig zu machen. »Ich bin Landschaftsarchitektin. Ich richte den reichen Leuten ihre Gärten.«
Dan hörte zu. Sein Blick wanderte zwischen Pepper und seinem Vater hin und her, während er jedes bisschen Information aufsog.
»Bist du aufs College gegangen?«, fragte Mr Graham.
»Nein. Kein College. Habe ich nicht gebraucht.« Sie hätte Spaß am Unterricht gehabt, am Lernen, an der Chance, einen Abschluss zu machen und ein respektierter Profi zu sein, aber das war nicht drin gewesen. »Mrs Dreiss hat mir viel über Pflanzen beigebracht, und ich habe eine Stelle in einer Baumschule gefunden. Dort habe ich mir so viel wie möglich beigebracht und dann bin ich weitergezogen, bis ich für jeden Garten jeder Größe einen Pflanzplan entwerfen konnte.«
»Und wo arbeitest du jetzt?« Mr Graham beäugte sie. »Wieder in einer Baumschule? Das ist doch keine Arbeit für eine Frau.«
Sie starrte ihn entgeistert an. »Kaum zu glauben, dass es immer noch solche Frauenfeinde wie Sie gibt.«
»Ja, nicht wahr?«, schaltete sich Dan gelassen ein. »Ich staune auch immer wieder.«
Mr Graham runzelte die Augenbrauen und sah von einem zum anderen. »Ich bin nicht frauenfeindlich. Ich weiß nur, was sich gehört.«
Bevor Pepper ihrer Entrüstung Ausdruck geben konnte, sagte Dan: »Ach, ja, Pepper. Das interessiert mich auch. Wo arbeitest du jetzt gerade?«
Sie hob in gespielter Unschuld die Augenbrauen. »Hier, wie es scheint.«
Er nickte und akzeptierte es offenbar, die nächste Gelegenheit abwarten zu müssen – und die würde kommen, das wusste sie.
»Nachdem du fort warst, habe ich gerade noch so die High School zu Ende gebracht«, sagte Dan.
»Ich habe keinen Abschluss.« Sie wollte raus aus dem System, wollte nicht an ihrer Familie gemessen werden, nicht an ihrer Vergangenheit, nur an sich selbst. Es war ihr noch in jeder Stadt gelungen, sich einen Führerschein zu kaufen, damit ein Bankkonto zu eröffnen und ein Apartment zu mieten. Sie hatte ihr Leben immer wieder aus dem Nichts aufgebaut. Diese beiden Männer hatten keine Ahnung, wie viel sie erreicht hatte.
»Was für ein Unternehmen stellt einen ein, wenn man keinen High-School-Abschluss hat?«, fragte Mr Graham.
Pepper antwortete stolz: »Ich bin selbständig.«
»Du bist hier, und Danny sagt, du hättest nichts von der Erbschaft gewusst, also scheint es dir
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