Mein Herz in Deinen Händen
viel, nur hin und wieder: »Gib mir das Backpulver« oder »Hör auf, die Teigreste zu essen.«
Mrs Dreiss beobachtete sie beide mit wissender Miene und tat, als habe sie nicht die leiseste Ahnung, weswegen er hier war.
Am Tag nach seiner ersten Backlektion ging er zur Schule und erwartete, dass Pepper der ganzen Stadt erzählt hatte, dass der große Dan Graham Cookies gebacken hatte. Wovon er sich nie wieder erholt hätte.
Aber sie erzählte keinem, was er getan hatte. Es war fast, als sei es ihr peinlich, Zeit mit ihm verbracht zu haben.
Was stimmte nicht mit ihm?
Er instruierte Karen D’Amato, seine erste Freundin und diejenige, die ihm beigebracht hatte, wie man das Autofenster von innen beschlagen ließ, Pepper erschöpfend über seine überragende sexuelle Kompetenz in Kenntnis zu setzen.
Das rächte sich. Pepper ignorierte ihn noch dezidierter und widmete sich der Aufgabe, Rita beim Durchstechen ihres Ohrknorpels zu helfen und Meghan Dawson beizubringen, wie man Henna-Tattoos malte. Wenn sie ihn nicht so angesehen hätte, wann immer sie glaubte, er sähe es nicht – vorsichtig und mit nicht unterzukriegender Neugier -, er hätte gedacht, Pepper sei an Kerlen nicht interessiert.
Also hatte er sich, während der Winter fortschritt, mit ein paar anderen Mädchen getroffen – hey, was konnte er dafür, dass sie ihn alle haben wollten? Er schaute aber immer mal wieder bei Mrs Dreiss vorbei. Er half ihr bei der schwereren Hausarbeit und lernte mehr über Pflanzen, als er je hatte lernen wollen, denn Mrs Dreiss liebte Pflanzen, und Pepper liebte Pflanzen sogar noch mehr. Sie hatten ein Gewächshaus unter dem Fenster des hinteren Schlafzimmers, wo das meiste Sonnenlicht hinfiel, und sie experimentierten mit einem Immergrün, das der aberwitzigen Kälte trotzen sollte, und mit Gemüsesorten, die in der Hälfte der Zeit reifen sollten, was den Ernteertrag verdoppelt hätte. Er versuchte, Pepper über ihre Herkunft auszufragen, doch alles, was seine Mühe ihm eintrug, war, dass sie ihn wie einen Bruder behandelte, der nicht ganz richtig im Kopf war.
Schließlich waren sechs Monate vorüber, Weihnachten war gekommen und gegangen, und es war der Tag, an dem die High School der Kälte die Stirn bot und den jährlichen Diese-Kinder-machen-uns-noch-verrückt-Ausflug zum Schwimmen nach Warm Springs unternahm. Die Lufttemperatur lag bei zehn Grad unter Null, das Ufer der heißen Quellen war vereist, die Lehrer und die Anstandsdamen saßen in einer geschlossenen, beheizten Kabine oberhalb der Schüler und kamen nur heraus, wenn sie dringend jemanden verwarnen mussten. Aber das Wasser selbst hatte gemütliche dreißig Grad. Und das Einzige, das noch besser war, als selbst auf das Sprungbrett zu klettern und sich in Pose zu werfen, war, den Mädchen dabei zuzusehen. Sie standen in ihren einteiligen Badeanzügen auf dem Brett (Mrs Sweet gestattete keine Bikinis), lachten, bibberten, posierten, und sämtliche Jungs sahen hin. Wie hatte Dave Geary noch gesagt, während er Laura Berners anstarrte? »Ihre Nippel sind so hart, dass man Glas damit schneiden könnte.«
Pepper kletterte auf das Sprungbrett und stellte unter Beweis, was alle Jungs eh schon wussten. Sie hatte eine Figur, die den Straßenverkehr zum Erliegen brachte. Ihr Badeanzug war möglicherweise noch konservativer als die anderen, aber ihre langen Beine konnte er nicht verbergen. Ihre Hüften waren schmal, ihre Taille war schlank, aber ihr Busen wogte üppig, und er hätte die anderen Kerle am liebsten ertränkt, so wie sie in den Pool sabberten. Pepper zeigte einen perfekten Hechtsprung und schwamm, als sei sie fürs Wasser geboren. Ihr Schwimmstil war ihm ein weiteres Rätsel, ein Rätsel, das ihn nur weiter anspornte, sie dazu zu bringen, ihn zu mögen.
Er wusste nicht, dass das Schicksal sich bald wenden würde und er den Frühling damit verbringen würde, sich mit dem wildesten Mädchen der Gegend zu treffen.
Mrs Sweet und Mrs Dreiss kamen herunter, um die Jungs auszuschimpfen, die einander durch den Pool warfen, und sie redeten eine Weile mit den Kleineren. Jeder mochte die beiden: Mrs Sweet war streng, aber fair; Mrs Dreiss war streng, aber witzig.
Bevor die zwei wieder nach oben zu den anderen zurückkehrten, sagte Mrs Sweet zu Mrs Dreiss: »Pepper Prescott hat sich gut eingefügt. Es wäre für alle gut, wenn sie in Diamond bliebe. Sie wird all den Unfug vergessen und sich zu einem guten, verlässlichen Mitglied der Gemeinde entwickeln. Und ich
Weitere Kostenlose Bücher